Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)
sich an der Wand des Ganges zusammen und wartete. Der Regen würde den Boden kühlen. Irgendwann erlosch ihre Fackel und irgendwann schlief sie erschöpft ein. Ein Traum quälte sie, von feuerspeienden Monstren und glühenden Maschinen, die die Knochen der Monstren zermalmten.
Anett schrak hoch. Draußen rauschte der Regen herab. Es stank nach verbranntem Teer und verschmortem Fleisch. Anett raffte sich auf. Der Boden war noch immer warm von dem Höllenfeuer, das ihn verbrannt hatte, aber kühl genug, dass sie endlich aus diesem Loch heraus konnte. Mit schmieriger Asche und Dreck bedeckt stand sie schwer atmend oben am Rand der Senke und dankte Gott, dass sie aus dieser Hölle unbeschadet herausgekommen war. Sie zog die verdreckte Kleidung aus und stellte sich nackt in den heranströmenden Regen und ließ ihn Asche und Ruß fortwaschen. Der Regen war eisig, reinigte sie aber von dem Gestank des Brandes. So gut es ging säuberte sie ihre Kleidung. Sie entzündete ein neues Lagerfeuer und hängte die nassen Kleider zum Trocknen auf. Eine Decke diente ihr als Umhang und wärmte sie über die Nacht.
Sie trank und aß, aber Schlaf fand sie nicht in dieser Nacht. Als die Sonne an einem bleigrauen Himmel hochkroch, saß sie unter dem Dach ihres Unterschlupfs und starrte auf das noch immer rauchende Loch in der Mitte des Dorfplatzes. Sie zog die Decke enger um ihre Schultern und ging zu dem Loch im Boden. Zu ihrem Erstaunen lagen dort im ersten Licht des Tages die Knochen des Drachen frei und unversehrt. Das Feuer hatte den schwarzen Teer fortgebrannt und die Knochen freigelegt. Nun konnte sie auch den riesigen Schädel des Untiers sehen. Aus dem gigantischen Kiefer waren die Eckzähne herausgebrochen worden, sonst war er unversehrt, wie es schien. Die Wirbel lagen in einem großen Bogen und endeten in einem riesenhaften Beckenkochen. Und in der Mitte des Beckens befand sich etwas Großes, Rundes, leuchtend Weißes.
Anett starrte fasziniert auf die weiße Kugel, die bestimmt zwei Fuß Durchmesser hatte. Was konnte das sein? Sie ließ die Decke zu Boden fallen und stieg nackt, wie sie war, in die Senke hinab. Der Boden war warm unter ihren nackten Füßen. Langsam streckte sie ihre Hand aus und legte sie vorsichtig auf die weiße Kugel. Die Oberfläche war glatt und kühl. Feine silberne Adern, kaum sichtbar, zogen sich über die Oberfläche. Anett beugte sich vor und legte sich auf die Kugel, fühlte ihre Glätte, die Kühle an ihren nackten Brüsten. Sie schloss die Augen und atmete tief ein. Ein friedliches Gefühl nahm von ihr Besitz.
51. Kapitel
Ich hob das Werk meiner Bemühungen hoch und drehte es vor den Augen hin und her. Meine Arbeit war vielleicht nicht sonderlich schön, doch es würde reichen. Die Drachenzähne saßen fest in den Fassungen an Rebekkas Kriegshammer. Ich deutete auf die fertiggestellte Waffe. „Was sagt Ihr, Liebste, sind wir zufrieden?“ Die schöne Vampirin lachte. „Es wird genügen, Victor. Hauptsache ist doch, dass die Waffe wiederhergestellt ist. Oder was meint Ihr?“ Ich legte den Hammer auf den improvisierten Amboss und zuckte mit den Schultern. „Ich hoffe es! Wollt Ihr es versuchen?“ Rebekka trat zu mir und griff die Waffe an ihrem langen Stiel.
Sie schwang das schwere Gerät mit eleganter Leichtigkeit und ließ den Kriegshammer durch die Luft sausen. Ihre Kraft erstaunte mich immer wieder aufs Neue. Die Schmiede, die wir von einem Hufschmied für einen Tag für den Preis von einem Goldstück gemietet hatten, war nicht sonderlich hoch. Rebekka wollte den Hammer im Freien auf seine Festigkeit hin prüfen, doch das taten wir besser nicht mitten in dem bewohnten Dorf. Sie wickelte die Waffe in eine Decke, in der wir sie auch transportiert hatten und wir verließen die Schmiede. Der Schmied musterte uns skeptisch. Wir hatten ihm gesagt, wir wollten Reparaturen an unserer Ausrüstung vornehmen, was ja auch in gewisser Weise der Wahrheit entsprach. Ich gab dem Mann die verabredeten Münzen und wir ritten nach Osten aus dem Ort hinaus.
Ein paar Meilen außerhalb des Dorfes hielten wir unsere Pferde an und suchten uns eine Stelle mit einem einzeln stehenden Baum. Rebekka wickelte den Kriegshammer aus und trat an die Buche heran. Sie wirbelte die Waffe herum und ließ sie mit Schwung gegen den Stamm krachen.Als sei der Baum morsch, drang der Drachenzahn tief in das harte Holz. Trotz ihrer Kraft musste Rebekka sich anstrengen, um ihn aus dem Stamm zu lösen. Der Drachenzahn saß noch
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