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Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Titel: Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph G. Kretschmann
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unten einfacher, sich zu verteidigen oder zu fliehen. Ich hätte normalerweise Wache gehalten, aber seit ich mit Rebekka reiste, war das nicht nötig. Sie benötigte kaum Schlaf und lag die Nacht über ohnehin wach. Sie lag trotzdem jede Nacht bei mir und oft unterhielten wir uns, bis mich der Schlaf übermannte, aber ihre vampirischen Sinne warnten sie schon beim kleinsten Geräusch.
    Auch in dieser Nacht redeten wir lange miteinander. Draußen fiel ein sanfter Regen und die Tropfen platschten auf die Steinplatten vor dem Eingang. Es ging wohl schon gegen Mitternacht, als ich endlich einschlief. Rebekka schüttelte mich wach. „Draußen schleicht jemand herum ...“, flüsterte sie und legte einen Finger auf die Lippen. Rebekka schlug die Decke beiseite, reichte mir meinen Waffengurt und zog ihr eigenes Schwert zu sich heran. Ich stemmte mich hoch und nahm die stets geladenen Pistolen aus dem Gurt. Ehe ich auf den Beinen war stand Rebekka schon am Eingang des Turms und spähte in die Finsternis hinaus. Ich hätte dort draußen nichts erkennen können, aber ihre Augen sahen nachts so gut wie am helllichten Tage. Aber ich hörte! Auch hier war Rebekka mir überlegen, was ich neidlos eingestehe. Doch für einen normalen Menschen hatte ich ein recht gutes Gehör, darf ich meinen. Dort draußen in der Dunkelheit schlich jemand umher und ich konnte deutlich hören, dass da gesprochen wurde. Das Gesagte blieb unverständlich, doch es war durchsetzt mit Knurren und verhaltenem Fauchen. Und es kam näher.
    Hatte unser Feuer sie angelockt? Wir hatten nur ein sehr kleines Feuer an der Stelle entfacht, wo wir die Brandspuren eines anderen entdeckt hatten , und der Lichtschein war von draußen kaum zu bemerken. Aber meine Gedanken waren müßig. Dort schlichen sich Männer an uns heran, aus welchem Grund nun auch immer, und sie kamen sicherlich nicht in Frieden. Rebekka starrte angestrengt in die Finsternis und lauschte. Ohne Vorwarnung sprang sie auf mich zu und stieß mich beiseite. Ich strauchelte, konnte mich nur mit Glück auf den Beinen halten. Der Speer flog knapp an mir vorbei und bohrte sich in die Wand hinter mir. Die Spitze zupfte im Vorbeiflug an meinem Rock. Ohne den Stoß von Rebekka wäre ich getroffen worden!
    Meine schöne Vampirin war sofort in einer eleganten, fließenden Bewegung bei ihrem Bogen, griff den Bogen und den Köcher mit den Pfeilen, sprang zurück an den Eingang und hatte schon einen Pfeil auf die Sehne gelegt. Sie hob den Bogen und schoss. Rebekka bewegte sich so schnell, dass ich die Zahl der Pfeile nicht zählen konnte. Es war wie eine Ballettvorführung und die Vampirin war die Tänzerin, die ihren Bogen handhabte, als sei sie mit ihm verwachsen.
    Ich hatte derweilen auch meine zweite Pistole zur Hand genommen. Schwert und Dolch lagen griffbereit. Ich war vorbereitet. Aber was dann kam, darauf hätte ich mich nicht vorbereiten können. Rebekka ließ den Bogen fallen und erfasste ihr Schwert mit der Linken und ihren Dolch mit der Rechten. Sie hatte die Waffen kaum in die Hände genommen, da flog ein schwarzer Schatten in den Raum. Rebekka riss ihre Waffen hoch und ging sofort zum Angriff über. Hinter dem Schatten kam ein zweiter durch den Eingang herein. Ich hob meine Pistole, zielte kurz und drückte ab. Die Kugel riss dem Kerl das halbe Gesicht weg und er stürzte mit einem Aufheulen ins Dunkle, das eher dem Schrei eines Tieres als dem eines verletzten Menschen glich. Ich blickte kurz zur Seite. Rebekka hatte dem Angreifer, der in einen schwarzen Mantel gehüllt war und darunter eine Kettenrüstung trug, ihr Schwert durch das Herz gestoßen und der große Mann ging zu Boden. Rebekka zog das Schwert heraus und wischte die Klinge an dem schwarzen Umhang ab. Es war nur ein wirklich kurzer Blick gewesen, Rebekka bewegte sich einfach sehr, sehr schnell.
    Gerade rechtzeitig sah ich zum Eingang zurück. Ein weiterer Angreifer sprang herein. Meine zweite Kugel traf ihn in die Brust und warf ihn nach hinten um. Ich warf die nutzlosen Waffen auf mein Lager. Griff Schwert und Dolch und wartete auf den nächsten Kerl, der es wagen würde, den Eingang zu benutzen, ohne eingeladen worden zu sein. Rebekka kam mir zuvor. Sie wirbelte an mir vorbei und stieß ihr Schwert nach vorn in die Dunkelheit vor dem Eingang. Der Angreifer lief direkt in ihre Klinge hinein. Rebekka zog das Schwert aus der Brust des Mannes, als der Kerl, den ich eben erschossen hatte, ihren Knöchel packte. Rebekka reagierte intuitiv.

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