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Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Titel: Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph G. Kretschmann
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wie die mumifizierte Hand eines Drachenträgers den steinernen Drachen umbrachte.“
    „Darf ich?“, fragte Hassan-i-Sabbah und streckte die Hand aus. Rebekka lächelte und hielt Hassan den Hammer hin. „Bitte sehr!“ Der Alte vom Berge war kein schwächlicher Mann, aber er konnte den Kriegshammer nicht mit einer Hand halten, so schwer war die Waffe. Bei Rebekka hatte es so leicht ausgesehen. Hassan hob den Hammer mit beiden Händen hoch und musterte ihn eingehend. Wie schon beim ersten Mal, als er den Hammer gehalten hatte, konnte er nicht Besonderes an der Waffe finden oder spüren. Für ihn war der Hammer ein Mordinstrument wie jedes andere. Er reichte ihn Rebekka zurück. „Ich hoffe, dass er die Wirkung haben wird, die Ihr Euch erhofft!“
    „Ja“, seufzte Rebekka. „Das hoffe ich auch!“
    Eine Weile starrten sie schweigend in die Flammen. Dann begann Hassan zu erzählen. Er hatte Vertrauen zu der jungen Frau gefasst, die so tapfer eine schwere Bürde trug. Es gab da noch einige Dinge, die sie wissen sollte. „Ich erwähnte vorhin mein Alter ...“ Er legte eine Kunstpause ein und Rebekka ergänzte die fehlende Zahl: „Fünftausendzweihundert Jahre, sagtet Ihr.“
    „Ganz recht, Drachenfrau, ganz recht! Fünftausend Jahre sind eine sehr lange Zeit. Die meiste Zeit habe ich mit der Jagd und dem Warten auf Drachen verbracht. In meiner Jugend, damals, am Nilufer, da war meine Welt noch in Ordnung. Ra zog über den Himmel und der Pharao wachte über allem. Dann wurde ich nach Sakkara gerufen. Der Pharao brauchte mich, brauchte meine Fähigkeiten. Und ich war gut in meinem Beruf als Heiler, als Arzt. Ich wurde damals in die Mysterien eingeführt und lernte Dinge, die nur sehr wenige lernen! Ich lernte, in die Welt der Götter überzutreten und mich ihrer Kraft zu bedienen.
    In die Anderwelt. Und dort habe ich Schaden angerichtet, sodass mir eine Aufgabe auferlegt wurde. Ich wurde auserwählt. Deshalb kann ich zum Greifen werden. Ich sollte den Drachen bekämpfen, aber ich scheiterte immer wieder an der gestellten Aufgabe. Über fünftausend Jahre lang … Ihr seht also, dass mir ein Sieg über das Untier sehr am Herzen liegt. Alles, was ich je getan habe, nachdem ich meinem Pharao sein Grab errichtet hatte, tat ich, um der gestellten Aufgabe gerecht zu werden.“
    Rebekka hatte dem Alten aufmerksam zugehört. Fünftausend Jahre waren wirklich ein biblisches Alter. „Dann habt Ihr die sieben Plagen miterlebt und den Auszug der Israeliten aus Ägypten? Habt Ihr vielleicht noch andere … vielleicht den Herrn?“ Hassan runzelte die Stirn. „Den Herrn …?“ Rebekka machte das Kreuzzeichen. „Jesus von Nazareth …?“
    Hassan schüttelte seinen Kopf. „Nein, zu der Zeit habe ich mich in Hispanien und Rom aufgehalten. Aber ich hörte damals von einem gewissen Ärger, den ein Hebräer mit Pontius Pilatus hatte. Ich kann also mit Gewissheit sagen, dass es Euren Jeschua bar Josip wirklich gegeben hat. Jesus, so nannten ihn nur die Griechen. Ob er aber Euer Heiland war, vermag ich nicht zu beantworten.“ Er lächelte Rebekka an. „Mir erschien die Welt nach ihm nicht besser oder schlechter als zuvor.“
    Rebekka legte ihre Arme auf die angezogenen Beine und stützte ihr Kinn darauf. „Mir erscheint sie schlechter. Ich habe Pest und Cholera erlebt, eisige Winter, in denen Nachbarn erfroren und verhungerten und nun laufe ich durch eine Gegend, in der Tausende aufgespießt die Straßen säumen. Das scheint mir schlimm genug!“
    „Das habe ich schon schlimmer erlebt“, entgegnete Hassan-i-Sabbah. „Die Straße von Sizilien bis hoch nach Rom war von gekreuzigten Sklaven gesäumt, nachdem Spartakus seinen Sieg verschenkt hatte. Ich sah die Leichenberge der getöteten Christen vor dem Flavischen Amphitheater, das Ihr Kolosseum nennt. Ich sah die Leichen Tausender Hethiter den Nil hinabtreiben.“ „Ihr habt einen anderen Blick auf die Geschichte und die Zeit an sich, Hassan-i-Sabbah.“
    Der Alte vom Berge lachte erneut. „Hassan-i-Sabbah … auch nur ein weiterer Name. Damals, in Ägypten, da war ich unter einem anderen Namen bekannt, unter dem Namen, unter dem ich zur Welt kam. Dem Namen, den mir mein Vater gegeben hatte. Damals kannte jeder Imhotep ...“ „Ein schöner Name, muss ich sagen, der mir besser gefällt als Euer arabischer. Imhotep … was bedeutet Euer Name?“
    „Er bedeutet ‚Der in Frieden kommt‘“, antwortete der Alte vom Berge. „Ich wollte, es wäre so. Aber mein Leben war

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