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Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Titel: Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph G. Kretschmann
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Grenzwachen, die sie tötete, bemerkte sie kaum und konnte sich danach kaum an das Gemetzel erinnern, das sie unter den überraschten Männern angerichtet hatte. Sie war den Grenzern nur zufällig in die Arme gelaufen, doch Anett fragte nicht und antwortete nicht. Ihr war klar, dass die Schergen des Königs nach ihrem Schatz, ihrem Kleinod trachteten! Was sonst konnte sie dazu bewegen, sich ihr in den Weg zu stellen? Anett griff an und stach, hieb und schoss um sich wie eine Furie aus der Hölle! Ehe sie es sich versahen, lagen die fünf Soldaten in ihrem Blut am Boden und Anett ritt über die Grenze nach Frankreich.Weiter, immer weiter, bis nach Gerona, bis in die Zisterne, ihre Zisterne, ihre Höhle!

55. Kapitel
    Als die Festung Poenari erbaut worden war, hatte der Brunnen schon existiert. Oben auf dem Felsgrat, dem Kamm, hatten ihn Hirten angelegt. Man hatte die ganze Festung um den Brunnen herum errichtet, denn Wasser war ein wichtiges Gut! Poenari war so gut wie uneinnehmbar, aber sie würde niemals ohne Wasser sein. Aushungern würde ein Angreifer die Zitadelle vielleicht, aber dank des Brunnens würde niemals ein Mangel an Wasser herrschen. Später, als die Burg immer wieder erweitert und umgebaut worden war, hatte man nur den oberen Teil des tiefen Brunnenschachtes ausgebaut. Im unteren Teil war er geblieben, wie er errichtet worden war.
    Der Faragasch war ein guter Platz, um eine Zitadelle zu errichten, aber er war auch von Höhlen durchzogen. Vom Kamm aus konnte man weit ins Land blicken, niemand konnte an die Festung herankommen, ohne gesehen zu werden, ob bei Tag oder bei Nacht. Halef Omar hatte viel Zeit damit verbracht, diese Gänge und Hohlräume zu erforschen. Dabei war er auch auf die gewölbten Mauern des alten Brunnenschachtes gestoßen, der sich bis auf den Grundwasserspiegel fortsetzte. Dort, im unteren Bereich, tief unter den Grundmauer von Burg Poenari, hatte er den Einstieg in den Brunnenschacht gefunden. Er hatte nur deshalb dort unentdeckt forschen können, weil er es allein getan hatte und weil er im Dunkeln sehen konnte. Keine Armee hätte sich hier verstecken können, dazu waren die Gänge und Höhlungen zu klein, zu schmal und zu finster.
    Halef hatte einige Steine aus dem Verbund herausgebrochen. Genug, um einen bequemen Einstieg zu gewährleisten, wenig genug, um die Stabilität des Schachtes nicht zu gefährden. Wenn er den Kopf in den Schacht steckte und nach oben blickte, konnte er am Ende einen kleinen Kreis erkennen, wo die Sonne in den Brunnen schien, kaum größer als eine kleine Münze. In die Wände des Schachtes waren eiserne Bügel eingemauert, die benutzt worden waren, wenn der Brunnen gesäubert werden musste. So konnten die Arbeiter den Grund leichter erreichen. Aber die Zeit hatte an den Bügeln ihre Zähne gewetzt und nun waren sie verrostet und brüchig. Halef Omar hatte sie erstiegen und wäre fast abgestürzt, als ein völlig verrosteter Griff unter seinen Fingern zu großen Rostplatten zerbröckelte. Der Schacht war im Durchmesser gut fünf Fuß breit und Halef war es gelungen, sich an der gegenüberliegenden Wand abzustützen, sonst wäre er in den Tod gestürzt. Halef war sich unsicher, was diesen Aspekt anging. War er sterblich? Oder unsterblich? Oder doch nur sehr schwer zu töten? Er wollte es nicht darauf ankommen lassen …
    Halef brauchte also einen sicheren Halt. Stabener half ihm, so gut er konnte, denn der Deutsche konnte nicht im Dunkeln sehen, so wie der Schakal. Und im oberen Schacht mit einer Fackel zu arbeiten, die rußte und qualmte und einen Lichtschein erzeugte, der die Arbeiten verraten konnte, war zu sehr mit Risiken behaftet. Halef baute aus Holz einen sicheren Stand, gut dreißig Fuß unter dem Rand des Brunnen. Von dort ließ er ein Seil hinunter, das es ihm und seinem Helfer erleichtern würde, im Schacht hinaufzuklettern. Dreißig Fuß. Das war die Strecke, die Stabener errechnet hatte. Dort musste hinter den Steinen der Schachtmauer das Vorratslager der Burg liegen. Neun Fuß waren die Kellerstockwerke hoch, zuzüglich einen Fuß für die Decken. Das ergab genau dreißig Fuß. In der folgenden Nacht würden sie abwarten und am nächsten Morgen die Arbeit aufnehmen. Sie würden durch drei Fuß dickes Mauerwerk graben müssen, schätzte Stabener, um die Wandung zu durchstoßen. Dort warteten die Fässer mit dem Pech auf sie.
    Mit der Hilfe dieser Fässer hatten sie eine Chance gegen die Vampire. Stabener hatte einige Lanzen mit Stoff und

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