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Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Titel: Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph G. Kretschmann
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durchgebrochen?“ Halef beugte sich zu ihm hinunter. „Nein, es ist das richtige Gewölbe … aber hier liegen Leichen zuhauf … es ist ekelerregend!“ Er atmete die zwar abgestandene, aber im Vergleich zu der in dem Keller angenehme Luft im Brunnenschacht tief ein. Es war nicht zu ändern und so schwang er sich in den Leichenkeller. Stabener folgte kurz darauf. Der hartgesottene Krieger starrte entsetzt auf die Frauenleichen. „Mein Gott, was treibt einen zu dergleichen? Das sind keine Menschen mehr!“ Halef Omar keuchte: „Nein, wahrlich nicht, das sind keine Menschen! Es sind Vampire!“
    Die verwesenden Leichen, manche schon dabei zu zerfallen, andere erst seit Kurzem tot, lagen willkürlich in dem Gewölbe verstreut. Halef und Stabener mussten sie beiseiteräumen, um an die Fässer mit dem Pech zu gelangen. Schweigend verrichteten sie die unangenehme Arbeit und zogen die Toten in eine Ecke des Kellerraums. Die Fässer waren unversehrt. Halef lauschte, ob er im Gang vor dem Gewölbe Schritte hören konnte, aber zum Glück war kein Geräusch zu vernehmen. Vorsichtig öffnete er die Eisentür und spähte hinaus. Der Gang war verlassen und leer.
    Stabener rollte das erste Fass in den Gang und sie begannen, die Fässer in den Räumen zu verteilen. Im Schein der Fackeln rollten sie so mehr als fünfzig Fässer durch die Gänge in die angrenzenden Räume. Stabener hielt die Fackeln sorgsam von den Fässer entfernt, denn das Pech war zwar nicht schnell entzündlich, aber wenn es erst einmal brannte, war es kaum noch zu löschen. Unter keinen Umständen wollten sie unbeabsichtigt das Feuer entfachen. Hassan-i-Sabbah würde sich darauf verlassen, dass sie sich an den Plan hielten und die Fässer erst entzünden würden, wenn es an der Zeit war.
    Sie durften nicht zu viel Lärm machen. Die Fässer mit dem Pech waren gut verschlossen und sie mussten das Pech in den Räumen und Gewölben verteilen, bevor sie es in Brand setzten. In den meisten Kellerräumen waren noch andere Gegenstände. Möbel, Kisten, Vorräte und andere brennbare Dinge, die das Feuer, das sie zu entzünden gedachten, erst richtig entfachen würden. Dazu kam, dass in den meisten Räumen die Decken aus Holz bestanden. Es kam darauf an, dass das Feuer möglichst großflächig brennen würde. Die Vampire sollten keine Chance bekommen, den Brand unter ihren Füßen zu löschen.
    Halefs gewaltige Kräfte waren nun von Nutzen. Er konnte die Deckel der Fässer mit wenig Aufwand eindrücken. Stabener legte die Fässer dann auf die Seite, sodass das zähe Pech herausfließen konnte. Bald war der ganze Boden mit dem zähen Pech überzogen, das sich schwer und schwarz aus den Fässern auf den Boden ergoss. Nun mussten sie nur noch auf den Morgen warten, auf den Sonnenaufgang …
    Halef und Stabener zogen sich in den Raum zurück, in dem sie durch die Brunnenwand gebrochen waren. Die toten Frauen, die Stabener und Halef an einer Wand aufgetürmt hatten, würden eine Feuerbestattung bekommen, wie sie noch keiner gesehen hatte.
    „Ich würde am liebsten sofort eine Fackel in diesen Berg von Leichen werfen!“, fluchte Stabener. „Ich habe schon viel gesehen, aber eine solche Grausamkeit … nein, nicht einmal bei den schlimmsten Kriegszügen, und glaubt mir, wenn ich behaupte, dass von Segescin nicht zimperlich war! Aber dergleichen habe ich nie gesehen! Ich hoffe, dass Vlad Draculea in der Hölle schmoren wird!“ Halef legte dem Deutschen eine krallenbewehrte Hand auf die Schulter. „Das wird er, mein Freund, das wird er, so wahr mir Allah oder Euer Gott helfe! Ich schwöre, dass er seine gerechte Strafe erhalten wird!“ Dann zogen sich die beiden ungleichen Männer in den Brunnenschacht zurück. Sie warteten. Wenn es an der Zeit war, brauchten sie nur noch eine brennende Fackel in das Gewölbe zu werfen, um das Inferno zu entfachen.

64. Kapitel
    Rebekka starrte auf den leblosen Körper von Hassan-i-Sabbah. Sie wusste, dass man den Alten vom Berge nicht mit menschlichen Maßstäben messen konnte, aber so, wie der Alte dalag, war es schwer, nicht zu glauben, er sei tot. Sie hatte dem Leblosen mit von Steinborns Hilfe die Rüstung abgenommen. Rebekka konnte deutlich die offenen Wunden sehen, die Vlad Hassan beigebracht hatte. Sie selbst hatte schlimmere Verletzungen bei Georgios und sich selbst erlebt, die sich binnen kurzer Zeit wieder geschlossen hatten, aber Hassan-i-Sabbah war kein Vampir, kein Drachenträger. I-Sabbah war etwas völlig anderes. Er war

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