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Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Titel: Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph G. Kretschmann
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ein Wesen, das die Anderwelt hervorgebracht hatte und unterlag ganz anderen Regeln und Gesetzen.
    Die Vampirin musterte die Gesichtszüge des Alten vom Berge eingehend. Dieser Mann war um so vieles älter als jeder andere. Sie musste daran denken, was er ihr erzählt hatte, von seiner Jugend im alten Ägypten. Imhotep hatte er geheißen. Der in Frieden kommt. Sie versuchte, sich den alten Mann vor den Pyramiden vorzustellen, aber dann fiel ihr ein, dass es die damals noch gar nicht gegeben hatte. Dazu kam, dass sie nur einmal in ihrem Leben Kupferstiche dieser Bauwerke gesehen hatte. Georgios hatte sie gesehen, aber es war ein Unterschied, die Erinnerungen eines anderen zu sehen oder diese Gebäude mit eigenen Augen erblickt zu haben. Rebekka war so in ihre Gedanken versunken, dass sie kaum bemerkte, wie sich ein fremder Gedanke zwischen ihre eigenen mischte. Hassans Blut … das Blut des Greifen.
    Es hatte die Macht, Menschen in etwas anderes zu verwandeln. Sie erinnerte sich an die Assassinen, die zu Werwölfen geworden waren, nachdem sie nur einen Tropfen von Hassans Blut zu sich genommen hatten. Dann schob sich ein bekanntes Gesicht vor ihr inneres Auge. Nostradamus wirkte ernst, besorgt und angestrengt. Jetzt erst wurde Rebekka bewusst, dass der Prophet in ihren Gedanken war. Was wollte er von ihr, was wollte er ihr sagen? Kaum hatte sie diese Gedanken in ihrem Geist formuliert, erfolgte die Antwort.
    Nostradamus hatte bemerkt, was mit Hassan geschehen war, als er versucht hatte, mit dem Alten vom Berge in Kontakt zu treten. Er spürte die Gefahr, die immer größer wurde. Draculea war sich dessen nicht bewusst, dass der Drache in ihm zu erwachen drohte. Aber er war schon als Mensch ein eher finsterer Charakter gewesen und dieser Wesenszug nahm nun gefährliche Formen an. Seine Grausamkeit nahm Überhand und Nostradamus wusste, dass Rebekka nun allein dastand. Die Anderwelt hatte ihm gezeigt, dass sie nur gemeinsam eine Chance hatten, dem Herrscher der Walachei standzuhalten oder ihn gar zu besiegen. Hassans Assassinen, die Werwölfe vom Alamut, wären eine Hilfe gewesen gegen die Vampire, die Vlad zu seinem Schutz erschaffen hatte, aber diese waren Hunderte von Meilen weit entfernt und konnten nicht zu Hilfe gerufen werden. Aber da war immer noch die Magie von Hassans Blut und das mochte Rebekka von Nutzen sein.
    Die Vampirin hätte noch so viele Fragen gehabt, die sie Nostradamus gern gestellt hätte, aber die Verbindung wurde schwächer. Rebekka konnte fühlen, wie das Bild des Propheten ihr entglitt, durchscheinend wurde und sich in dünne Schleier auflöste. Sie war wieder allein in ihrem Kopf. Rebekka saß auf ihrer Pritsche und starrte auf den leblosen Hassan-i-Sabbah. Was konnte sie mit den Informationen anfangen, die Nostradamus ihr vermittelt hatte? Hassans Blut. Aber was nutzte das? Sie hatten keine Männer. Es gab nur sie selbst, von Steinborn und den Assassinen Nazir. Drei gegen Hunderte! Hunderte von Vampiren! Es war hoffnungslos. Rebekka stand von ihrem Lager auf und ging vor das Zelt. Sie brauchte den Rat von von Steinborn. Victor war Soldat und vielleicht würde ihm der rettende Einfall kommen. Sie musste an den Kampf gegen Lady de Ville denken. Damals, in London, hatte sie den Golem gelenkt, ein seelenloses Wesen, das schlussendlich den Drachen besiegt hatte. Wenn sie jetzt über ein solches Wesen verfügen könnte … aber der Golem war verloren. Rebekka ging, lauschte in die Dunkelheit hinein. Nazir war noch immer damit beschäftigt, die Toten zusammenzutragen. Von Steinborn befand sich etwas weiter entfernt bei den halb fertiggestellten Kriegsmaschinen, die die nun toten Soldaten auf Geheiß ihres Kommandanten zu bauen begonnen hatten.
    Rebekka ging langsam zu ihm hinüber. Der Freiherr sah sie kommen und stieg von dem unfertigen Rammbock herunter, den er gerade inspiziert hatte. Mit vier oder fünf Männer an seiner Seite hätte er das Gerät in einem Tag komplettieren können. Aber er hatte keine Männer. Von Steinborn wischte sich die schmutzigen Hände an seiner Hose sauber und griff nach seinem Waffengurt, den er abgelegt hatte. „Rebekka, was bedrückt Euch?“
    Die schöne Frau seufzte. „Es wäre einfacher, Euch aufzuzählen, was mich nicht bedrückt, Victor. Mich deucht, zurzeit habe sich alles gegen uns verschworen.“ Sie berichtete dem Freiherrn von ihrem Kontakt zu Michel de Notre-Dame. „Das Blut Hassan-i-Sabbahs. Es scheint der Schlüssel zu sein. Ich brauche Euren Rat,

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