Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)
Kästchen, in dem er die Dinge aufbewahrt hatte! Rebekka war ohnehin diejenige mit den stärkeren Kräften, mit der tieferen Verbindung zur Anderwelt. Er musste die Vampirin erreichen.
Mit fliegenden Fingern begann Nostradamus erneut, eine Mischung von Kräutern und Mitteln zusammenzustellen. Er brauchte nur den gleichen Trank noch einmal anzurühren und die Reste der Locke und glühende Holzkohle, so wie vorher! Obwohl Nostradamus so schnell arbeitete wie die Sorgfalt es erlaubte, kam es ihm wie Ewigkeiten vor, bis er fertig war. Er bedauerte, dass er nicht mehr von der roten Flüssigkeit gehabt hatte. Er hatte nicht damit gerechnet, ein zweites Mal in dieser Nacht davon Gebrauch machen zu müssen. Drei Tropfen in die Schale mit der Locke und dann die glühende Kohle darauf. Rauch stieg auf und Nostradamus schloss die Augen. Befreie deinen Geist, alter Mann! Er rief sich das Bild der schönen Vampir vor Augen. Rebekka! Er musste sich auf sie konzentrieren.
63 . Kapitel
Vlad Tepes tobte vor Wut. Die Wunde in seinem Nacken schmerzte und brannte wie Feuer. Sie hätte schon längst wieder verheilt sein müssen, aber sie war noch immer da! Was war das für eine Waffe gewesen? Weshalb schloss sich die Wunde nicht? Verlor er seine Kräfte? „Bringt mir eine der Frauen!“, brüllte er den Vampir an, der ihm am nächsten stand. Der Mann starrte ihn kurz mit leeren Augen an und ging dann, den Befehl seines Herrn auszuführen. Vlad starrte ihm wütend hinterher. Die Vampire, die er schuf, waren stark, gehorsam und treu, aber auch dumm und stumpf. Leere Hüllen, nur von seinem Willen bewegt. Wenn er sie ließ, waren sie nur hinter frischem Blut her, unermüdlich, gnadenlos und ohne Unterlass. Sie kannten kein Ende bei ihrer Jagd. Hatten sie ein Opfer gefunden und es ausgesaugt, dann suchten sie sich sofort das nächste. Nur weil er ihnen untersagt hatte, sich an seinen Gefangenen zu vergreifen, lebten diese noch.
Endlos lange schien es ihm zu dauern, bis der Vampirsklave endlich mit der gefangenen Frau in den Saal zurückkam. Unten, in den Verliesen, hatte er noch mehr eingekerkert. Vorrat, nur für ihn selbst. Er hatte seine Vampirarmee Frauen fangen lassen. Ganze Dörfer hatten sie geleert bei ihrer Jagd nach Blutopfern für ihren Fürsten. Er brauchte nicht selbst loszuziehen, um sich Nahrung zu besorgen! Sie brachten ihm Opfer. Junge Frauen, hübsche Mädchen bevorzugte er. Ihr Blut hatte mehr Kraft als das von Alten. Oder als das von Männern! Vlad hatte sich mit einem Vorrat an lebenden Blutopfern eingedeckt. So würde er unabhängig bleiben, wenn Poenari belagert würde.
Der Vampirsklave schob die wimmernde Frau vor sich her, stieß sie weiter, bis vor Draculeas Sitz. Langsam erhob sich der Woiwode. Er beugte sich über sein weinendes Opfer. „Weißt du, welche Ehre es für dich ist, mir zu Diensten sein zu dürfen?“, fragte er höhnisch. Die junge Frau wagte es nicht, dem Ungeheuer in die Augen zu sehen. „Lasst mich leben, Herr! Ich bitte Euch … ich habe Kinder!“, bettelte sie mit brechender Stimme. Vlad lachte. „Lasst mich leben, lasst mich leben!“, äffte er sie nach.
„Hier wird nur einer leben und das bin ich! Ich allein!“, schrie er sie an. Er zerrte die weinende Frau hoch und riss ihr die Kleider vom Leib. Nackt und zitternd stand sie vor dem Herrn der Vampire. Draculea betrachtete sie. Früher hätte ihn der Anblick ihres frischen Körpers erregt und den Wunsch in ihm erweckt, sie in sein Bett zu ziehen. Jetzt war sie nur Nahrung für ihn. Die junge Frau konnte kaum mehr als vielleicht zwanzig Jahre zählen. Ihr langes, dunkles Haar fiel ihr bis zu den Hüften herab. Ihr Atem ging stoßweise und die kleinen festen Brüste hoben sich bei jedem Atemzug. Ihre roten Lippen zitterten vor Furcht. Vlad packte ihren Hals, bog die nackte Frau nach hinten und schlug seine Fangzähne in die hervortretende Ader an ihrer Kehle. Der Angstschrei des Mädchens erstickte in einem blutigen Röcheln.
Vlad trank sie leer. Er wollte sie nicht zu einer seiner Kreaturen machen. Er wollte keine Frauen unter seinen Sklaven. War diese Vampirfrau, Rebekka, nicht der Beweis dafür, dass es nicht gut war, wenn Frauen solche Kräfte besaßen? Sie war eine Gefahr für ihn, sie musste vernichtet werden! Drache oder nicht, sie würde sterben müssen, wenn er seine Macht festigen wollte. Ihr hatte er schließlich auch die schmerzende Verwundung zu verdanken. Sicher, den Schlag hatte der deutsche Freiherr von Steinborn
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