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Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Titel: Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph G. Kretschmann
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Habseligkeiten zu kommen. Allein ein Pferd war mehr wert als ein Waldläufer oder Bauer im Jahr verdiente!
    Stabener führte den kleinen Tross sicher bis vor die Mauern von Poenari. Das Tor stand weit offen und nur zwei Männer standen in den Nischen, die den Wachen bei Wind und Wetter zum Schutz dienten. Ein Schrei ließ ihn sein Pferd anhalten, dann sirrte ein schlecht gezielter Pfeil an ihm vorbei und verfehlte nur knapp den Mann hinter ihm. Stabener saß ab und ging zu dem Mann, der gerade den Pfeil an sich hatte vorbeifliegen sehen und forderte ihn auf, als Erster durch das Tor zu reiten, denn ihn würde man erkennen und verschonen. Widerwillig trieb der Mann sein Tier vorwärts.
    „Haltet ein, ich bin es, Andrea!“ Er hatte den Mann mit dem Bogen erkannt und sprach ihn mit Namen an. „Wollt ihr mich nun töten, wo ich erst vor Kurzem dem Tod entkommen bin dank der Hilfe des Mannes, auf den du geschossen hast? Kerl, hebe deine Pfeile für die Türken auf!“ Wirklich ließ der Mann seinen Bogen sinken. „Haran? Bist du das? Was machst du mit dem Mörder in deiner Gesellschaft?“ „Der Mann hat mein Leben gerettet. Ich wäre tot ohne ihn, so wie auch die anderen. Er hat seinem Herrn gehorcht, wie auch wir unserem Herrn gehorcht hätten, aber er hat sich besonnen und sich auf unsere Seite geschlagen. Lass ihn also in Ruhe!“
    „Das Schwein hat meinen Sohn umgebracht! Den Teufel werde ich tun!“, rief der Mann namens Andrea und hob seinen Bogen. Haran lenkte sein Pferd zwischen den Bogenschützen und Karl Stabener. „Lass das unseren Herrn entscheiden, wenn er zurück bei uns ist!“ „Oh, Draculea ist zurück, aber entscheiden kann der nichts!“, antwortete der Mann. „Der Herr ist nicht bei Bewusstsein.“ Er senkte seinen Bogen wieder und funkelte Stabener wütend an. „Nun, geht immerhin hinein. Irgendwann wird der Herr aufwachen, dann werden wir sehen, ob ich meinen Pfeil im Fleisch dieses Mistkerl versenken darf oder nicht!“ Er spie voller Abscheu auf den Boden.
    Karl Stabener wusste, dass er den Mann mit jeder Waffe und zu jeder Zeit besiegen konnte, aber er senkte den Blick und schwieg. Er verstand nur zu gut, was in dem Mann vorging. So ritten sie in den Hof der Festung. Sie versorgten die Pferde und gingen dann in den großen Saal. Dort hatte sie Vlad der Dritte empfangen, dort hatten er und von Segescin das blutige Gemetzel an Vlads Dienern begonnen. Im großen Saal saß der deutsche Freiherr vor dem erloschenen Kamin vor einem Becher Wein. Als Stabener den Saal betrat, sprang der Freiherr aus seinem Sessel auf. Dann erblickte von Steinborn hinter Stabener auch Nostradamus. Der Anblick des Freundes ließ ihn innehalten. „Was geht hier vor?“
    „Das ist eine lange Geschichte, mein Freund!“, sagte de Notre-Dame. „In jedem Falle verdanke ich und verdanken auch die anderen hier ihr Leben diesem Mann. Was er auch im Namen von Segescins angerichtet hat, ich versichere Euch, dass sein Handeln als eigenständiger Mann ohne Herrn und Bindungen absolut ehrenhaft waren!“ Von Steinborn ließ seinen Blick lange auf Stabener ruhen, dann nickte er und entspannte sich. „Euer Wort, mein Freund, ist mir Beweis genug. Mehr bedarf es nicht.“ Er ließ sich wieder auf seinem Sessel nieder und machte eine einladende Geste. Nostradamus und Stabener suchten sich einen Stuhl an der langen Tafel und setzten sich.
    „Ich danke Euch, Herr von Steinborn“, sagte dann Stabener, „Da ist noch etwas, das Ihr wissen müsst … Wir kamen nicht allein. In unserer Begleitung sind zwei der verschleppten Wachen. Ich missbillige zutiefst, was mein vormaliger Herr getan und betrachtete es als meine Schuldigkeit, den Hilflosen zu Hilfe zu kommen. Leider konnte ich nur noch zwei rechtzeitig finden.“ „Das wird Vlad freuen, denke ich“, murmelte von Steinborn. „Wenigstens eine gute Botschaft.“ Er griff zu einem Krug, der auf dem Tisch stand und schenkte sich daraus ein. „Apfelwein, bedient Euch immerhin!“
    Stabener erhob sich und schenkte für sich und Nostradamus ein. „Wir haben Besuch?“, klang Rebekkas Stimme von der Treppe her, dann ein Freudenruf: „Michel!“ Mit einem Satz war Rebekka den Rest der Treppe hinuntergesprungen und eilte zu dem Alten. „Ich fürchtete schon, ich würde Euch nie wiedersehen!“ Nostradamus war mindestens ebenso erfreut, Rebekka zu sehen. Er wusste, dass die Vampirin fast unzerstörbar war, aber er sah sie nicht als Vampir. Er sah nur die junge Frau und er hatte

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