Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)
dem Untier ausgeht! Und wir haben hier sogar zwei, die einen Drachen in sich tragen! Ich glaube kaum, dass man da von gebannter Gefahr reden kann!“ Er trat dicht an Vlad heran. „Verzeiht, wenn ich Euch zu nahe trete, aber ich halte Euch für eine schlummernde Gefährdung dieser Welt und Euch ...“ Hassan drehte sich zu Rebekka hin. „Euch, Madame, kann ich da nicht ausnehmen!“
„Ich habe die Kontrolle, seid gewiss“, antwortete Rebekka und funkelte den Alten vom Berge wütend an. „Ich werde den Drachen nicht losbrechen lassen!“ „Ich glaube Euch Eure gute Absicht, aber wer kann garantieren, dass das auch so bleibt?“ „Es gibt keinerlei Garantien, nie und auch jetzt nicht!“, brüllte Vlad so laut, dass alle Anwesenden zu ihm herumfuhren und ihn anstarrten. „Ich bin Vlad, der Dritte, Draculea, Woiwode der Walachei und ich sage Euch, verlasst mein Heim! Ich lasse mich von niemandem beleidigen! Geht! Sofort!“ Die Zornesadern an seinem Hals schwollen an und seine Augen funkelten wild.
Halef Omar wollte ihm eine Erwiderung entgegenschleudern, aber Hassan-i-Sabbah legte ihm eine Hand auf die Schulter und hieß ihn damit schweigen. Er blickte Vlad an. „Wir gehen.“ Er sah zu Halef und dem Assassinen. „Kommt, wir sind hier nicht mehr erwünscht!“ Halef Omar verbeugte sich knapp in Richtung von Rebekka und von Steinborn, dann folgte er dem Alten vom Berge, der schon halb die Treppe hinauf war. Der Schwarzgekleidete folgte ihnen wortlos. „War das nötig?“, fragte von Steinborn in die Stille hinein, „Sie waren mächtige Verbündete ...“ Vlad stand noch immer da und atmete schwer, als habe er eben eine schwere Arbeit verrichtet. „Ich lasse mich nicht beleidigen, Freiherr, von niemandem! Wenn ich, Vlad Draculea, mein Wort gebe, dann ist das genug für jeden!“
Mit gesenktem Kopf stand er Woiwode da und funkelte die Anwesenden an. Dann streckte er sich und schien sich zu entspannen. „Und, ich gestehe es ein, ich hege keine Liebe für die Muselmanen. Sie haben … sind mir zuwider! Sagt selbst – was können wir noch tun? Der Drache ist daran gehindert worden, die Welt zu vernichten. Das war es, was zu tun unsere Aufgabe war und wir haben diese Aufgabe bewältigt. Nun ruht der Drache, ruht in mir. Dort soll er bleiben, für alle Zeiten. Ich bin sein Wächter, so, wie ihr die Wächterin Eures Drachen seid, Madame!“
Rebekka nickte. Vlad hatte recht. Solange er den Drachen mit Blut schlafend hielt, durften sie ihm keine Schuld zuweisen. „Ihr seid der Wächter des Drachen, so ist es!“ Nostradamus seufzte. „Dann gibt es keinen Grund mehr, dass wir Euch noch länger zur Last fallen, Herrscher über die Walachei, Drachenwächter. Meine Aufgabe ist getan und ich möchte um Eure Erlaubnis bitten, dass Freiherr von Steinborn und Madame Rebekka mich in meine Heimat zurückeskortieren. Ich bin ein alter Mann und in Montpellier warten noch unerledigte Dinge auf mich.“ Vlad nickte zustimmend. „Ich habe Eure Gesellschaft genossen, aber ich sehe ein, dass es nun Zeit ist, dass wir alle wieder unserer eigenen Wege gehen. Ich entspreche Eurer Bitte. Geht in Frieden!“
3 3. Kapitel
Ich war froh, als wir aus Poenari herausritten. Michel de Notre-Dame hatte uns geschickt einen schnellen Ausweg aus einer unangenehmen Situation verschafft. Mein alter Kriegskamerad Vlad musste allein mit dem Fluch fertig werden. Wir konnten ihm dabei nicht helfen. Zum einen hätte er das nicht zugelassen, zum anderen hätte keiner von uns sagen können, wie wir ihm Hilfe hätten sein können. Sicher, Rebekka hätte gegen ihm antreten können in der Hoffnung, ihn zu besiegen. Dann hätte der Drache in Vlad versucht, auf sie überzugehen, was ihr eigener nicht zugelassen hätte und der Drache wäre endlich von dieser Welt entfernt gewesen. Noch war Vlad nicht zu voller Stärke gekommen. Der Prozess der Umwandlung würde noch einige Wochen in Anspruch nehmen, bis Vlad Draculea ein vollwertiger Vampir geworden war. So lange war Rebekka vielleicht in der Lage, ihm Paroli zu bieten. Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Was, wenn Vlad als Sieger aus einer etwaigen Auseinandersetzung zwischen den beiden hervorgehen würde?
Rebekka und Nostradamus ritten dicht hinter mir und unterhielten sich angeregt über eine Waffe gegen diese Drachen, die in der französischen Provinz, der Provence, in einem Ort mit dem Namen Crest aufbewahrt werden sollte. Dorthin führte uns unser Weg. Wir würden nicht einmal einen großen
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