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Leichentücher: Psychothriller (German Edition)

Leichentücher: Psychothriller (German Edition)

Titel: Leichentücher: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Hautala
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schlenderte zurück zum Aufenthaltsraum. Als er an Laukkanens Zimmer vorbeikam, hörte er gedämpfte Worte durch die Tür.
    Zuerst erkannte er Stefus Stimme nicht. Sie klang anders, ruhiger als sonst. Genüsslich.
    Wer von uns beiden ist als Kind von seinem eigenen Vater gefickt worden, hä? Sag schon. Du oder ich?
    Durch das Zimmerfenster erblickte Mikael Stefus Halbglatze und Laukkanen, der auf dem Bett saß und aussah wie ein geprügelter Hund, der darauf wartet, dass der Wutanfall seines Herrchens ein Ende nimmt.
    Dein Vater hat dich gefickt, als du gerade mal fünf warst. Er hat dich gezwungen, ihm einen abzulutschen. Davon gehen wir aus, mein Junge. Nicht wahr?
    Realitätstherapie, dachte Mikael und eilte hastig weiter, als könnten Stefu und Laukkanen in der nächsten Sekunde herausstürmen und sich wundern, dass jemand es fertigbrachte, vorbeizugehen.

13
    Die nächste Frühschicht war ungewöhnlich chaotisch. Der Urheber des schlimmsten Wirrwarrs war Laukkanen, der am Abend seinen MP 3-Player ins Klo hatte fallen lassen, angeblich aus Versehen.
    Er rannte in einem solchen Tempo im Aufenthaltsraum hin und her, dass unter den Achseln seines T-Shirts Schweißflecken entstanden. Er wirkte gequält, sprach mit sich selbst und stellte seine üblichen quengelnden Fragen in bedrücktem Ton.
    Mikael hatte Laukkanen bisher noch nicht in diesem Zustand erlebt. Es war klar, dass es nicht um den MP 3-Player ging. Stefus Realitätstherapie zeigte Wirkung, wenn nicht im Guten, dann im Schlechten. Laukkanen war keinesfalls der Typ, der auch nur auf die Idee käme, sich zu beschweren. Er hatte von Kind an gelernt, dass alles, was von oben kam, unausweichlich war.
    Um die Mittagszeit war Laukkanen so wild, dass Maila anordnete, er solle auf seinem Zimmer essen. Mikael erklärte sich auf ihre Bitte hin bereit, ihn dabei zu überwachen, obwohl ihm die Aufgabe stank. Wenn Maila eine solche Anordnung traf, sollte sie doch selbst als Aufpasserin mitgehen. Mikael hätte lieber seine Ruhe gehabt, am Tisch der Männer gesessen und so getan, als läse er Zeitung, zwischendurch einen Abstecher zu Finnes Tür gemacht, als wollte er sich vergewissern, dass der Sensenmann noch nicht gekommen war.
    Er nahm ein paar alte Technikzeitschriften mit und folgte Laukkanen, der mit seinem Tablett so fahrig durch den Ganglief, dass die Milch überschwappte. Vor der Tür blieb Laukkanen stehen und wartete, bis Mikael sie öffnete. Wortlos nahm er am Tisch Platz. Mikael setzte sich mit den Zeitschriften neben die Tür.
    »Was ist das?«, fragte Laukkanen mit vollem Mund.
    »Irgendein Risotto«, antwortete Mikael, ohne aufzublicken.
    »Nee, das hier«, sagte Laukkanen und beschrieb mit der Gabel einen Halbkreis in der Luft. Soße tropfte auf den Tisch. Sie glänzte blass auf dem weißen Lack und um Laukkanens Mund.
    »Riecht das Essen schlecht?«
    »Nee, ich meine das alles hier«, jammerte Laukkanen. »Ist das jetzt wirklich?«
    Mikael legte die Zeitschrift auf den Schoß.
    »Kommt drauf an, was du siehst«, sagte er.
    »Ich habe keine Halluzinationen mehr, schon seit Monaten nicht. Ich frage bloß. Darf man nicht fragen?«
    »Warum fragst du nach etwas, das vollkommen klar ist?«
    Laukkanen zuckte die Achseln. Seine Halssehnen spannten sich an, dann ließ die Spannung wieder nach. Er aß schweigend weiter, doch sein Blick verriet, dass seine Gedanken immer noch woanders waren. Mikael widmete sich wieder seiner Illustrierten.
    »Ist das hier wirklich so wie der Mars?«, fragte Laukkannen nach einer Weile.
    Mikael schlug die Zeitschrift zu und legte sie auf Laukkanens Bett. In seinen Schläfen pochte der Kopfschmerz.
    »Jetzt stellst du aber komische Fragen«, sagte er.
    »Ich darf mich doch auch mal über was wundern, verdammt!«, schrie Laukkanen plötzlich mit brüchiger Stimme. Mikael erschrak. Fast befürchtete er, unter dem Einfluss des plötzlich durch seinen Körper schießenden Adrenalins Laukkanens Gesicht zu zerkratzen. Er ekelte sich vor dem hin und her schwappenden Essen in dessen geöffnetem Mund. Doch dann begriff er, dass es sich nur um einen kurzen Anfall von Trotzhandelte, wie bei einem kleinen Jungen. Laukkanen blickte bereits wieder ins Leere und aß weiter.
    »Ich habe als Kind ein Bild vom Mars gesehen«, sagte er nach einer Weile.
    »Aha. Wo denn?«
    »Ich glaub, in der Apu . Oder in der Seura , ich bin mir nicht sicher. Meine Freunde und ich haben in den Mülltonnen gewühlt, wir haben Pornoheftchen gesucht. Manchmal haben wir

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