Leicht und locker kommunizieren
Aufmerksamkeit nicht aus. Wir brauchen ein zweites Werkzeug. Dieses zweite Werkzeug ist der Kontakt. Mit dem Kontakt gehen wir einen Schritt weiter. Wir fangen an, eine Verbindung zu unserem Gegenüber aufzubauen.
Ich habe mir früher über diese Dinge nie ausführlich Gedanken gemacht, bis ich jemanden beobachtet habe, dem es schwerfiel, einen tragfähigen Kontakt zu anderen Menschen herzustellen.
Das Ganze passierte während meiner Arbeit. Eigentlich war es nicht meine Arbeit, sondern die eines jungen Kollegen. Er kam frisch von der Uni und stand ganz am Anfang seiner Karriere als Kommunikationstrainer. Er bat mich, in einem seiner Seminare als Beobachterin dabei zu sein. Er wollte ein Feedback von mir, dem alten Hasen. (Zum Glück hat er mich nicht »alter Hase« genannt, sondern er nannte mich einen »Vollblut-Profi«. Ich war geschmeichelt und ich habe mich breitschlagen lassen.) Es ging um ein Rhetoriktraining, das er leitete.
Was dort passierte, hat mir die Augen geöffnet. Zum ersten Mal ist mir bewusst geworden, wie wichtig ein guter Kontakt ist, wenn man andere Menschen für sich gewinnen will.
Kein Kontakt – ich hab noch so viel zu tun
DIE SITUATION SAH SO AUS: ICH KAM SCHON FRÜH IN DEN RAUM, IN DEM SEIN RHETORIKTRAINING STATTFINDEN SOLLTE. Ich setzte mich nach hinten, an den Rand. Mein junger Kollege kam kurz
darauf rein und fing an, alles vorzubereiten. Und obwohl das Training erst in einer halben Stunde anfangen sollte, standen bereits die ersten Teilnehmer im Türrahmen. Ein Mann und eine Frau schauten in den Raum. Beide sagten etwas unschlüssig »Guten Tag«. Ich grüßte zurück. Mein junger Kollege, der Leiter dieses Trainings, schaute nur kurz hoch, brummte ein »Guten Tag« vor sich hin, während er weiter seine Unterlagen ausbreitete. Dann stand noch ein Teilnehmer in der Tür und grüßte. Wieder war mein Kollege sehr beschäftigt. Er schenkte dem Teilnehmer zwar seine Aufmerksamkeit, aber dann sortierte er wieder irgendwelche Papiere. Jeder Teilnehmer, der hereinkam, grüßte mich und alle anderen, die schon da waren. Die Leute fingen an, sich in kleinen Grüppchen miteinander bekannt zu machen. Hände wurden geschüttelt, Namen genannt. Mein junger Kollege war immerzu beschäftigt. Er wirkte nervös. Ich glaube, keiner traute sich so recht, ihn bei seinen Vorbereitungen zu stören.
Und so verpasste er einen der wichtigsten Momente seines eigenen Rhetoriktrainings: die Kontaktaufnahme mit den Teilnehmern.
Als alle da waren, fing er mit der offiziellen Begrüßung an. Er redete frontal zu der gesamten Gruppe, die jetzt wie eine geschlossene Wand fremder Gesichter vor ihm saß. Ich schätze, seine Nervosität stieg noch einmal um fünfzig Prozent an. Er stellte sich selbst vor, präsentierte sein Konzept und führte eine Übung durch. Alle machten brav mit, aber die Stimmung war frostig. Beide Seiten, die Teilnehmer und er, wurden nicht richtig warm miteinander. In der Mittagspause tuschelten die Teilnehmer untereinander. Nein, sie waren mit diesem Trainer nicht zufrieden. Da hatten sie schon bessere erlebt.
Komm mir doch entgegen
Als ich später mit meinem jungen Kollegen darüber sprach, schob er alles auf seine Nervosität. Aber daran lag es nicht. Das Problem war, er hatte keinen Draht zu den Teilnehmern gefunden. Er hat das Training kontaktlos geleitet. Das war tragisch, weil dieser junge Kollege ansonsten alles drauf hatte, was einen guten Trainer ausmacht. Er konnte sehr gut etwas erklären, außerdem führte er interessante und lehrreiche Übungen durch. Handwerklich war alles in Ordnung. Nur sein Kontaktverhalten war mangelhaft. Aber dieses vergleichsweise kleine Defizit hat dazu geführt, dass die gesamte Teilnehmergruppe seine Leistungen abgewertet hat. Er hat die Gruppe nicht für sich gewinnen können.
Ein wichtiger Grundsatz in der Kommunikation lautet:
Keine Kooperation ohne Kontakt.
Genau das hat mein junger Kollege nicht beherzigt. Er hat geglaubt, dass der Kontakt entsteht, wenn er ganz offiziell das Training startet und die Teilnehmer begrüßt. Falsch! Als das Rhetoriktraining begann, war die Kontaktphase schon beendet. Alle hatten sich gegenseitig aufmerksam begrüßt und miteinander einen Kontakt aufgebaut, nur er hatte nicht daran teilgenommen.
WIE SIE MIT FREMDEN LEUTEN EINEN GUTEN KONTAKT AUFBAUEN KÖNNEN
Sie bekommen nur dann Kontakt zu anderen Menschen, wenn Sie mit dem ersten Werkzeug, der Aufmerksamkeit, anfangen. Also beachten Sie Ihr Gegenüber
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