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Leichte Turbulenzen - Roman

Leichte Turbulenzen - Roman

Titel: Leichte Turbulenzen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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Desmond hielt noch immer ihre schmale Hand, sein Blick fiel hinunter auf ihren Ring mit dem beachtlichen Stein, vielleicht war es ja doch ein Verlobungsring. Er ließ Ivys Hand los. Bei einem Polterabend in Los Angeles hatten er und ein paar Kumpels eine Toilettenschüssel vor den Eingang des Château Marmont geworfen, um für richtig viele Scherben zu sorgen. Auch beim vierten Versuch war das Ding nicht kaputtgegangen, dafür aber die Steinplatten vor dem Hotel. Da der Flieger in Kürze aufsetzen würde, traute er sich noch mal etwas. »Sie haben da einen sehr schönen Ring.« Wenn diese Ivy ihn jetzt zu aufdringlich fand, würde er gleich nach der Landung aufstehen und nach vorne laufen. Ganz cool. Und anschließend seinen drei Freunden davon erzählen und sich über die Geschichte amüsieren. Wie man das halt so machte, wenn einem etwas wirklich Peinliches passiert war.
    »Danke.« Ivy hielt ihre Hand hoch, um den großen Stein eingehend zu betrachten. So, als hätte sie den Ring gerade erst von Desmond geschenkt bekommen.
    Auch er warf noch einmal einen Blick darauf. »Sieht ein bisschen aus wie ein Verlobungsring … finden Sie nicht?«
    »Das ist auch einer. Darum trag ich ihn ja.«
    »Ah, natürlich. Selbstverständlich. Würde ich auch an Ihrer Stelle.« Die Worte polterten wie heiße Kartoffeln aus seinem Mund.
    »Vermutlich … Sagen Sie, was für Bäume haben Sie in North Carolina?«
    »Na ja, also, da an den Outer Banks wachsen sicherlich auch ein paar Kiefern, soweit ich mich erinnere. Durch den Golfstrom haben wir natürlich ein sehr spezielles Klima, weswegen die Ironwoods, glaube ich, typisch für unsere Region sind. Eisenbäume. Die sind sehr schön, haben eine graue feine Rinde, wenn die Sonne daraufscheint, auf ihren sich gabelnden Stamm, dann hat das eine ganz eigene Schönheit. Das erinnert mich an meine Kindheit, als ich mit meinen Kumpels darauf herumgeklettert bin. Um uns nur hochgewachsenes Gras.«
    Also war sie verlobt. Okay. Desmond war bemüht, Facekeeping auf höchstem Niveau zu betreiben. Dass sie verlobt war, war nicht wirklich zu erwarten gewesen. Dafür hatten sie sich zu angeregt unterhalten, oder? Von seiner Zukünftigen würde er sich in jedem Fall etwas mehr Zurückhaltung gegenüber fremden Männern wünschen, sollte sie ohne ihn im Flugzeug sitzen. War nicht sogar Ivys Hand flüchtig über sein Knie geglitten? Hatte sie ihm nicht diesen speziellen Blick zugeworfen? Oder bildete er sich das nur ein? Ivy. Was für ein schöner Name. Er hätte gerne eine Frau gehabt, die so zart aussah und Ivy hieß.
    Desmond räusperte sich. Zum Glück hatte man als Mann sehr viel mehr Zeit zur Verfügung eine Frau zu finden, als Frauen einen Mann, die ja bekanntlich ab einem bestimmten Alter die biologische Uhr ticken hörten. Desmond wollte sich bei der Gründung seiner Familie nicht unter Druck setzen. Das hatte er oft genug an der Uni getan, um während seines Medizinstudiums, das er zum Entsetzen seiner Eltern nie abgeschlossen hatte, gute Noten zu bekommen. Wenn er jetzt darüber nachdachte, hatte er sich, so konnte man das sagen, regelrecht seelisch vergewaltigt. Nur um seinen Eltern eine Freude zu machen, hatte er Leichen seziert und sie in hauchdünne Scheibchen geschnitten. Sie hatten überhaupt kein Recht darauf, enttäuscht zu sein, dass er das Medizinstudium nach drei Jahren abgebrochen hatte. Die Sache mit der Familiengründung wollte er von seinen Eltern unbeeinflusst angehen lassen. Irgendwann würde er schon die Frau seines Lebens treffen. Und doch: Ein wenig ernüchtert oder frustriert war er schon. Diese Ivy gefiel ihm. Warum nur hatte er nicht eher realisiert, dass aus ihnen nichts werden konnte. Dann hätte er sich nicht derart geöffnet und seiner Fantasie vom gelungenen Leben freien Lauf gelassen, sondern sich wie üblich ein Magazin zum Lesen besorgt.
    Er musste sie schnellstmöglich wieder vergessen.
    Die Maschine setzte mit einem ordentlichen Holpern auf, sodass ihre Köpfe nach vorne ruckten. Ivy spürte Lebensfreude. Unbändige Lebensfreude. Wie schon seit Langem nicht mehr. Wann hatte sie zuletzt derartige Lebensfreude empfunden? Sie rollten übers Rollfeld, und am Ende bogen sie alle miteinander ab, geradewegs auf ihren Parkplatz zu. Desmond nickte tapfer lächelnd. »Herzlichen Glückwunsch!«
    »Wozu? Dass wir heil gelandet sind? Hatten Sie also doch Bedenken?«
    »Ach, nein! Ich meine zur Verlobung!« Er versuchte ein heiteres Lachen.
    »Was denken Sie! Ich bin

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