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Leichte Turbulenzen - Roman

Leichte Turbulenzen - Roman

Titel: Leichte Turbulenzen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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du noch dran, Natti?«
    »Ja, ich bin noch dran.« Nathalie stand auf und ging mit dem Telefon am Ohr in die hinterste Ecke des Wartebereiches zu dem Ständer mit den Broschüren.
    »Wo bist du? Wie geht es Lucy? Wissen die Ärzte schon Genaueres?«
    Nathalies Kopf war voller Dinge, die sie für sich behalten musste. Um sich abzulenken, um jetzt nichts Falsches zu sagen, starrte sie auf die Broschüren, auf der spielende Kinder und lächelnde Eltern abgebildet waren, die sich dankbar an einen starken Baumstamm schmiegten. Lebertransplantierte Kinder auf der Intensivstation , Unser Kind kommt auf die Intensivstation, Was sind das für Kabel am kleinen Körper? Zum ersten Mal verspürte Nathalie eine gewisse Abneigung gegen Ratgeberbroschüren. Sie drehte sich weg und sah hinaus in den Klinikinnenhof, in dem hoher Farn rund um eine verrostete Rutsche wuchs. Die perfekte Kulisse für eine fröhliche Trollgemeinschaft im Elfenland. »Was willst du, Ivy?« Ihr tapferer Blick wanderte über die bläulich grünen Farne, weiter zur Desinfektionsschleuse, durch die die Besucher mussten, hin zur Glastür, die auf die Intensivstation führte. Dahinter eilten violett gekleidete Schwestern mit umgehängten Stethoskopen hin und her. Sie hörte ein Baby schreien.
    »Ich wollte wissen, wie es Lucy geht«, stammelte Ivy.
    Nathalie zuckte wieder nur die Achseln. Ivy störte sie in ihrem Einzelkämpferdasein und in ihrem unerbittlichen Versuch, sich zusammenzureißen. An den Wänden des Wartebereichs klebten Kinderbilder, auf die Eltern mit Filzstiften geschrieben hatten: »Unser uneingeschränkter Dank gilt dem Team der Kinderintensivstation.« Oder: »Wir danken den fürsorglichen Schwesternteam der Kinderintensivstation.« »Dem« fürsorglichen Schwesternteam. Nathalie zog einen roten Faserschreiber aus ihrer Handtasche und verbesserte den Grammatikfehler. Würde Lucy am Ende auch so ein Wachsmalkreidebild anfertigen, auf das Nathalie ein fehlerfreies Dankeschön schreiben würde? Oder würde sie nicht wieder gesund werden? Wie viele Kinder starben denn täglich auf der Intensivstation? Zu ihrer eigenen Verwunderung verspürte Nathalie keine Angst. Nur nie gekannte Zuversicht. Sie war weit weg von jeglicher Sorge um ihre Tochter.
    Hingegen klang Ivy aufgeregt. »Wo bist du denn? Kannst du mir mal bitte antworten!?«
    Das Babygeschrei wurde lauter.
    »Wie Papa es dir bestimmt schon erzählt hat: im Warteraum der Kinderintensivstation.«
    Hatte sich irgendjemand darum gekümmert, dass sie in der Grundschule unter schweißnassen Händen gelitten hatte? War irgendjemand daran interessiert gewesen, dass sie in der Pubertät Akne gehabt hatte? Oder dass sie unter starken Wachstumsschmerzen gelitten hatte? Nein. Niemand. Und auch jetzt würde sie diese Herausforderung alleine meistern.
    Ivy stellte die nächste ärgerliche Frage. »Was ist denn passiert? Soll ich kommen?«
    Nathalie zuckte teilnahmslos mit den Schultern. »Danke, ich komm schon zurecht. Ich sitze ja nur seit gefühlten hundert Stunden hier in einem leeren Wartezimmer auf einem Plastikstuhl herum und friere, weil ich in der Eile meine Jacke zu Hause vergessen habe. Davor haben Lucy und ich bereits ziemlich lange in der Notaufnahme gewartet, bis endlich mal eine von diesen trantütigen Assistenzärztinnen ankam und Lucy, die vor Schmerzen geschrien hat, grob fahrlässig untersucht hat und vollkommen ratlos war, was mein kleines Mädchen haben könnte. Wie die mich angesehen hat! Wie eine Kuh, die gemolken werden möchte. Als sie wieder draußen war und Lucy von einer anderen Schwester im Rollstuhl hoch auf die Kinderstation gebracht wurde, hab ich unter ihrer Fußsohle ein riesiges violett-schwarzes Blutgerinnsel entdeckt. Darauf musste ich erst einen der Kinderärzte hinweisen. Wenn ich in meinem Leben jemals so fahrlässig gearbeitet hätte, wäre ich nicht über meine Volontärsstelle hinausgekommen.«
    »Hatte dieses Blutgerinnsel etwas zu bedeuten?«
    »Offenbar ja!« Nathalie hatte einige Mühe, ihre Stimme nicht über Zimmerlautstärke anschwellen zu lassen. »Der Arzt ist sofort hektisch geworden und hat angefangen, Lucy Blut abzunehmen und ihr irgendwelches Zeug zu spritzen.«
    »Und was sagen sie, wann du zu ihr darfst?«
    »Gar nichts. Sie haben nur gesagt, ich soll warten, bis sie mich rufen.«
    »Haben sie gesagt, was Lucy hat?«
    »Nach den Symptomen zu urteilen, wohl Hirnhautentzündung in Kombination mit einer Blutvergiftung.«
    »O-okay. Und wo ist

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