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Leichte Turbulenzen - Roman

Leichte Turbulenzen - Roman

Titel: Leichte Turbulenzen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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dem Fenster gestürzt hast.«
    »Warum sollte ich mich aus dem zweiten Stock stürzen?« Ivy drängte sich wieder an ihm vorbei, zurück ins Zimmer. »Das bringt doch gar nichts außer ein paar gebrochenen Knochen.«
    »Ruf sie an«, bat Willem, als befürchtete er, Nathalie könnte ihn ab jetzt ständig anrufen.
    »Nein, tu ich nicht. Es gibt überhaupt keinen Grund, derartigen Stress zu veranstalten.«
    »Sag ihr das. Ich hab nur ihren Befehl ausgeführt. Außerdem finde ich ihre Mutmaßungen gar nicht so unberechtigt. Mir ist ja wie gesagt auch schon aufgefallen, dass man gar nicht mehr an dich herankommt.« Willem schien seinen Auftrag regelrecht zu genießen.
    »Brauchst du ein Handtuch?« Ivy gab sich alle Mühe, ihrer Stimme einen milden Klang zu verleihen, und verschwand im Badezimmer, in dem der Wäscheständer den gesamten Raum ausfüllte und die Waschmaschine lief. Sie streckte ihren Arm aus, um aus dem schmalen Regal neben dem Waschbecken ein Handtuch hervorzuziehen, wobei der ganze Stapel aus dem Regal kippte und auf die Schachbrettfliesen fiel. »Shit!«
    Eilig sah sich Willem um. Das Bett war nicht gemacht. Auf dem Nachtschränkchen stand ein leeres Wasserglas, daneben ein Notizzettel, auf den Ivy Polly Pocket gekritzelt hatte. Nirgendwo war ein Hinweis auf Desmond zu entdecken. Abgesehen vom Kohleporträt an der Wand über dem Schreibtisch. So außergewöhnlich sah der Typ nun auch nicht aus.
    Ivy kam mit einem altrosa Händehandtuch zurück, das sie Willem reichte. »Guckst du dich um, ob du hier irgendwo Pillen entdeckst?«
    »Überhaupt nicht.« Willem schüttelte empört den Kopf. »Ich glaube dir. Obwohl mich die gestrige Nummer mit Vince schon einigermaßen beunruhigt hat, sodass ich mich im Nachhinein gefragt habe, ob dir irgendetwas auf der Seele brennt.«
    Ivy schloss für einen Moment die Augen. »Mir brennt nichts auf der Seele. Wirklich nicht. … Brennt dir irgendetwas auf der Seele? Etwas, das du mir unbedingt sagen möchtest?«
    Willem schluckte. »Hast du was dagegen, wenn ich meine Hosen ausziehe?«
    »Was?« Ivy riss die Augen auf. »Wieso das denn?«
    »Ich ersticke, wenn ich noch eine Sekunde länger in diesen Gummischläuchen stecke.«
    Erschlagen hob sie die Hände. »Tu, was du nicht lassen kannst.«
    Ihr Kollege schien es wirklich nicht zu überleben. Immer mehr Schweiß trat auf seine Stirn, inzwischen war sein knappes James-Dean-T-Shirt komplett durchnässt.
    »Danke.« Er riss sich die Hosenträger herunter, dann die dunkelgrüne Anglerhose und versuchte vergeblich, seine Füße aus den schweißnassen Gummistiefeln herauszubekommen, wobei er sich auf die Bettkante setzte und hilflos daran herumzerrte. »Entschuldige. Ich wusste ja nicht …«
    »Schon gut.« Ivy atmete genervt aus. Sie lehnte sich gegen den Rahmen ihrer Küchentür. »Also, was hat meine Schwester dir erzählt?«
    »Na ja …« Willem blies die Luft aus und sah sie flehend an. »Sag mal, kannst du mir vielleicht helfen? Ich krieg die Dinger nicht von den Füßen.«
    Widerwillig bewegte sich Ivy hinüber zum Bett, drehte ihrem Kollegen den Rücken zu, nahm zuerst seinen rechten, dann seinen linken Fuß zwischen ihre Beine und zog kräftig am jeweiligen Gummistiefel. Nachdem sie Willem mit einiger Mühe aus der Anglerhose befreit hatte, saß er übergewichtig in nassem T-Shirt und mit Unterhosen auf ihrer Bettkante. Schon lange hatte kein Mann mehr dort gesessen, schon gar nicht ein fast nackter.
    Im Kleiderschrank suchte sie nach etwas Passendem für ihn, was bei einem Mann seiner Statur ein ziemlich auswegloses Unterfangen war. Glücklicherweise fiel ihr wieder ein, dass Walter bei seinem Besuch im letzten Sommer seine kurze Hose bei ihr vergessen hatte. Ivy tastete hinter den Pullovern das Schrankbrett ab und zog dann triumphierend die cremefarbenen Shorts hervor. »Sieh an! Ist vielleicht nicht ganz deine Farbe, aber bestimmt die richtige Größe.«
    »Chuck, lass gut sein.« Willem hob müde seine sonnengerötete Hand, stieg in die Shorts, die er gerade so mit Mühe und Not unter dem Bauch zugeknöpft bekam, und beäugte Ivy durchdringend. »Deine Schwester klang am Telefon so …äh …, sag mal, hast du einen Schluck zu trinken für mich?«
    »Na klar.« Ivy holte aus der Küche ein Glas Leitungswasser und reichte es Willem. »Ja? Wie klang sie?«
    Ihr Kollege trank das Glas in einem Zug aus und stellte es dann auf das kleine Nachtschränkchen neben dem Bett. »Na ja, sie meinte, du hättest dich …«

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