Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman
widersprach nicht. »Danke.«
»Wie schlimm ist es?«
»Hmm … ziemlich schlimm.« Er lächelte, sah jedoch kein bisschen heiter aus.
»Was ist das Problem? Geld? Jemand anderes?«
Manus hatte das Gefühl, ihm würde der Boden unter den Füßen wegbrechen. Er sollte mit niemandem darüber reden, schon gar nicht mit Jonie. Warum hatte das Schicksal ihm nach so vielen Jahren diese Frau geschickt? Wollte es ihm sagen, dass er vor langer Zeit einen Fehler gemacht hatte, dass ihm Jonie Spencer bestimmt war, nicht Roz Lynch? Jonie wollte ihn, das war eindeutig. Roz nicht.
»Ich sollte jetzt gehen«, sagte Manus. Ihm war nichtwohl dabei, in welche Richtung seine Gedanken abdrifteten.
»Manus, nicht.« Jonie umklammerte seine Hand. »Setz dich und rede mit mir.«
Ja, Manus wollte sich wieder hinsetzen und alles rauslassen, weil er nicht mehr wusste, was er tun sollte. Eine Zukunft ohne Roz kam ihm kalt und beängstigend vor, aber wahrscheinlich musste er sich genau der bald stellen. Gleich zu Beginn ihrer Beziehung war für ihn sonnenklar gewesen, dass sie zusammenpassten. Als sie sich ihm im Bett völlig hingab, fühlte er sich großartig. Er hätte sich im Leben nicht ausgemalt, dass er jemanden fand, der so perfekt die leere Stelle in seinem Herzen ausfüllte, und deshalb hatte er durchgehalten.
Nun sprudelte alles aus ihm heraus. Jonie hörte ihm aufmerksam zu, hielt seine Hand und schenkte ihm die Wärme, nach der er sich so sehr sehnte.
Als er fertig war, seufzte Jonie.
»Oh, Manus. Kein Mensch verdient es, ewig wegen eines einzigen Kusses bestraft zu werden. Du hättest das nicht so lange hinnehmen dürfen. Mein Gott, du bist doch auch nur ein Mensch.«
Sie hätte nichts sagen können, das Manus lieber hören wollte. Darauf verstand sie sich gefährlich gut. Tränen schwammen in seinen Augen, und er wischte sie verlegen weg. Dann beugte Jonie sich vor und nahm ihn in die Arme.
»Hey, komm her.« Ihre sanfte Stimme war direkt an seinem Ohr, ihr Parfum in seiner Nase. Dann richtete sie sich wieder auf und strich ihm das Haar aus dem Gesicht. »Offensichtlich kämpfst du schon viel zu lange damit, Babe. Es wird Zeit, dass das aufhört. Du solltest nichtlänger leiden, Manus.« Sie lächelte. Ihre Zähne waren weiß und makellos, ihre Lippen weich und glänzend. »Ich wünschte, ich könnte mit den Fingern schnippen und wir wären wieder im College. Warum habe ich mir dich damals nicht geschnappt? Ich mochte dich immer so gerne.«
Ihre tiefblauen Augen gaben ihm grünes Licht.
Jonies Hände waren an seinen Wangen, streichelten ihn sacht. »Ach, Manus.« Sie sah ihn an, und ihr Mund kam näher.
Tag 15
Auf See
Dresscode: Elegant
68. Kapitel
Roz schlief nicht gut. Sie träumte, dass Raul Cruz an Manus geschrieben hatte, sie hätten wilden Sex auf einem Esstisch gehabt; und Manus glaubte ihr nicht, egal wie vehement sie beteuerte, dass es nicht stimmte. Er war eiskalt zu ihr, und die Gefühle in ihrem Traum waren unheimlich real. Noch dazu dauerte er quälend lange – wahrscheinlich waren es nur Minuten. Leider musste sie gestehen, dass sie dasselbe über Jahre mit Manus gemacht hatte. Sie war heilfroh, als sie aufwachte, sprang aus dem Bett und zog sich passend für einen weiteren heißen Sonnentag an. Dann ging sie hinauf in die Buttery, um sich einen starken Kaffee und Kohlehydrate zu gönnen.
Olive und Frankie saßen bereits an einem Fenstertisch.
»Du hast Ven knapp verpasst«, sagte Frankie. »Sie ist zu dem Treffen mit diesem Andrew vom Preisausschreiben. Willst du Kaffee? Ich hole mir sowieso Nachschub.«
»Ja, gerne«, antwortete Roz. »Oh, Mist, ich habe meine Strandtasche vergessen. Hol du mir schon mal den Kaffee. Ich bin gleich wieder da.« Sie zog ihre Karte aus der Shortstasche. Wenn sie sich nicht beeilte, war Jesus zum Aufräumen in ihrer Kabine, und sie störte ihn ungern. Zu ihrem Glück stand er aber noch vor Vens Kabine und wartete.
»Ist sie drinnen?«, fragte Roz leise.
»Ja, sie ist eben wiedergekommen.«
»Ich habe nur meine Tasche vergessen. Eine Sekunde, und ich bin aus dem Weg.« Ven musste auch etwas vergessen haben, dass sie vor dem Treffen noch in ihre Kabine lief. Die Seeluft machte sie alle ganz fahrig.
»Danke, Madam.«
Doch Ven war immer noch in ihrer Kabine, als Roz schon eilig ihr Buch, ein Handtuch und die Sonnenbrille zusammengesammelt hatte, denn Jesus wollte mit Roz’ Kabine anfangen. Etwas veranlasste Roz, um die Ecke auf dem Flur zu warten. Dieser
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