Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman
streng. »Klar hattest du ein Signal, was aber nicht zwingend heißt, dass deine SMS auch in England angekommen ist. Der Empfang auf See schwankt dauernd, und meistens bricht er mittendrin zusammen.«
Roz wollte es wirklich gerne glauben. Aber in Wahrheit stellte sie sich vor, wie Manus die SMS sah und das Handy angewidert beiseite schleuderte. Zu wenig, zu spät. Und sie hatte es nicht anders verdient.
»Komm schon, gehen wir ein bisschen an den Daddelautomaten spielen.« Frankie zog an Roz’ Arm.
»Denkst du echt, dass die Nachricht nicht gesendet wurde?«, fragte Roz. »Ich habe sie dreimal geschickt.«
»Dreimal aus demselben Bereich, also falls die erstenicht durchging, sind die anderen auch im Orkus verschwunden. Manus hätte geantwortet, wenn er sie gekriegt hätte, das weißt du. Er ist beknackt, dich so zu lieben, aber das tut er eben.«
»Los geht’s, ihr beiden«, sagte Olive. Ihr und Frankie fiel heute Abend die Aufgabe zu, alle aufzumuntern, denn Roz war wegen Manus in Panik und Ven befremdlich still.
»Okay.« Roz rang sich ein Lächeln ab. Mehr konnte sie im Moment sowieso nicht tun. Sie musste hoffen, dass ihre Nachrichten irgendwo in der Stratosphäre umherschwirrten und in den nächsten Stunden landen würden. Das passierte manchmal. Ihr Schicksal lag in den Händen der Götter. Sie hoffte und betete allerdings, dass es nette, freundliche Götter waren, die Happy-Ends mochten.
67. Kapitel
Manus hatte vorgehabt, mit Tim und Layla zusammen aufzubrechen. Er konnte nicht einmal genau sagen, wie Jonie es geschafft hatte, ihn noch zu einem Kaffee zu überreden. Und sie gab ihm das Gefühl, dass er sich lächerlich machte, wenn er den ablehnte. Schließlich redeten sie nur über Kaffee.
Er ging zur Toilette, und als er zurückkam, hatte er den Eindruck, dass das Licht gedämpfter war als vorher. Jonie hatte eine Schachtel Godiva-Pralinen geöffnet.
»Die habe ich von einem Mandanten geschenkt bekommen«, sagte sie und strich sich das Haar nach hinten. Im Kerzenlicht vom Tisch schimmerten die hellen Strähnen. »Bewahre mich bitte davor, sie alle allein zu essen und unglaublich fett zu werden.«
Manus bezweifelte, dass Jonie Spencer zu Naschattacken neigte, nicht mit dieser Figur. Er suchte sich eine dunkle, ovale Praline mit einem Klecks Zuckerguss aus.
»Wann kommt Roz wieder?«, fragte Jonie, während sie sich Schokoladenreste von den Fingerspitzen leckte.
»Dienstag. Heute war sie in Gibraltar. Von dort sind es noch zwei Tage auf See, dann ist sie wieder hier.«
»Fahrt ihr immer getrennt in den Urlaub?«
»Nein, ist das erste Mal. Ehrlich gesagt verreisen wir sonst nicht.« Sobald er es ausgesprochen hatte, wurde ihm klar, dass er damit weitere Fragen provozierte.
»Ach nein? Warum nicht?« Jonie beugte sich etwas näher zu ihm.
»Ich schätze, wir sind beide zu beschäftigt«, antwortete er gelassen und nahm sich noch eine Praline.
»Du schätzt?«, hakte Jonie ungläubig nach.
Manus wollte sagen, dass sie beide nicht sonderlich wild darauf waren, ab und zu in die Sonne zu fliehen, aber das wäre eine Lüge gewesen.
»Manus.« Jonie legte ihre Hand auf seine und drückte sie. »Hör mal, ich bin nicht blöd. Du warst heute Abend in Gedanken immer wieder woanders. Was ist los? Rede mit mir. Ich kann gut zuhören. Ich bin eine Frau, falls es dir noch nicht aufgefallen ist.«
Sie lachte, denn sie wusste sehr wohl, dass es Männern durchaus auffiel. Dass es jemandem entgehen könnte, musste sie wahrlich nicht befürchten.
Manus trank von seinem Kaffee. War es so unübersehbar, dass er unentwegt überlegte, was bei Roz’ Heimkehr passieren würde? Er glaubte nicht, dass sich etwas verändert hatte, und so wie es jetzt war, konnte er nicht weitermachen. Was nur eines bedeuten konnte: In drei Tagen würde einer von ihnen etwas sagen, das die Trennung einläutete.
Jonie sah ihn besorgt an.
»Es ist wegen Roz und dir, stimmt‘s? Dieser Urlaub ist eine Trennung auf Probe.« Sie nickte, weil sie wusste, dass sie richtig geraten hatte. Manus’ Schultern verspannten sich. Aha, also hatte sie den Nagel wirklich auf den Kopf getroffen.
»Ja.« Mehr sagte er nicht, doch es klang, als wäre ihm eine schwere Last abgenommen worden. Nachdem er tief ausgeatmet hatte, ließ er die Schultern hängen.
»Oh Mann«, sagte Jonie, griff hinter sich nach einer halben Flasche Brandy und goss ihnen einen großzügigen Schuss davon in die Kaffeetassen. »Das schreit nach einer Stärkung.«
Manus
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