Leiden sollst du
gerammt. Er zog seinen Ehering aus und steckte ihn an die linke Hand. Langsam wickelte er das Pflaster darunter ab. Sein Puls beschleunigte sich, als er seinen Ringfinger drehte, damit sie ihren eintätowierten Namen lesen konnte.
„Daniel, das ist ...“
„Du musst nichts dazu sagen. Ich möchte sogar, dass du nichts sagst. Nimm es einfach nur wahr.“ Als sie mit ihrem Daumen über das Tattoo strich, spürte er das Streicheln bis in seinen Brustkorb hinein. „Du glaubst, dass ich nicht mehr viel auf unsere Partnerschaft gebe, dass ich uns vielleicht sogar schon aufgegeben habe, weil ich mich aufgegeben habe, aber damit liegst du falsch. Ich liebe dich wie am ersten Tag, nur kann ich mich zurzeit selbst kaum ausstehen, das hast du eher erkannt als ich.“ Jetzt bereute er es, psychologische Hilfe abgelehnt zu haben, denn dort hätte er diese Erkenntnis wahrscheinlich schon früher gehabt. Sie öffnete ihren Mund, doch er verschloss ihn mit seiner Hand. „Ich bin auf dem Weg der Besserung. An meiner Querschnittslähmung wird sich nichts mehr ändern, aber ich werde lernen, damit zu leben, das verspreche ich dir. Das braucht Zeit und es wird Rückschläge geben, doch Schritt für Schritt werde ich den Kotzbrocken, der ich im letzten halben Jahr war, hinter mir lassen.“
Als Marie seinen Arm von ihrem Gesicht wegzog, lächelte sie. „Ich denke, ich werde es noch ein bisschen länger mit dir aushalten, Daniel Zucker.“
„Da habe ich ja noch einmal Glück gehabt“, sagte er und meinte es auch so.
„Eventuell magst du den Rest ja auch noch lesen.“ Ohne darauf zu bestehen oder zu versuchen, ihn dazu zu überreden, legte sie Karins Tagebuch auf seinen Nachttisch. Sie streifte ihr Negligé ab und ließ ihm Zeit, eine Entscheidung zu fällen.
Als ob er bei dem Anblick ihrer kleinen festen Brüste noch eine Chance gehabt hätte! Einladend schlug er seine Bettdecke auf.
Ihm fiel wieder auf, wie dünn Marie war, aber er machte keine Bemerkung, weil er wusste, dass sie aufgrund einer Erziehungsmaßnahme von Irene Bast ein Problem mit dem Essen an sich hatte. Nachdem sie als Kind einmal Nachschlag genommen hatte, hatte ihre Mutter ihr beim Essen eine Wäscheklammer auf die Nase gesetzt. Jedes Mal, wenn Marie schluckte, hatte es sich für sie angefühlt, als ob ihr Kopf explodierte. Sie bekam kaum Luft und aß dadurch immer weniger. Der Druck unter der Schädeldecke und die Angst zu ersticken hatten sich so bei ihr eingebrannt, dass sie bis heute jeder Bissen Überwindung kostete.
Nackt schmiegte sie sich an ihn. Dass er sie nur oben spürte, irritierte ihn, doch er ließ sich das nicht anmerken. Jedes seiner Härchen richtete sich auf.
„Es wird dir nicht reichen.“ Ich werde ihr nicht reichen , dachte er. Das war seine größte Sorge.
„Du warst doch früher nicht so einfallslos.“ Für gewöhnlich strahlte sie Unschuld aus. Gerade deshalb wirkte es auf ihn wie ein Feuerwerk, wenn ihre Augen so anzüglich funkelten wie in diesem Moment.
Unsicher streichelte er ihren Busen. Ihre Brustwarzen wurden sofort hart, das machte ihm Mut. Sie hatte recht, er besaß noch immer zwei gesunde Hände und einen gesunden Mund.
Er küsste sie leidenschaftlich, ließ seine Zunge langsam in ihrem Mund kreisen und schob seine Hand zwischen ihre Schenkel, die sie einladend für ihn öffnete. Erstaunt stellte er fest, dass sie bereits feucht war. Sie begehrte ihn tatsächlich, trotz seiner schlechten Laune in den vergangenen Monaten und der Tatsache, dass er nicht mehr normal mit ihr schlafen konnte. Diese Frau war ein Wunder!
Er spürte etwas Heißes in seinem Inneren, ein prasselndes Feuer mit aufgeregt zuckenden Flammen. Lust! Sie war anders als früher, kam nicht mehr aus seinem Schwanz, sondern aus dem Bauch und dem Herzen, aber es war immer noch Lust.
Als er spät in der Nacht das Licht löschte, nachdem er Marie ausgiebig verwöhnt hatte, bis sie meinte, ein Orgasmus mehr und sie würde am nächsten Tag vor Muskelkater nicht mehr laufen können, drehte er sich auf die Seite und legte den Arm um sie, damit sie nicht auf ihre Bettseite entwischte. Er hatte zwar keinen Höhepunkt gehabt, aber er fühlte sich das erste Mal seit seinem Unfall sauglücklich!
Indem sich Marie ihm hingegeben hatte, hatte sie ihm ein kleines bisschen seiner Männlichkeit zurückgeschenkt. Den Rest musste er sich alleine erkämpfen.
37
Sie schliefen lange und standen das erste Mal gemeinsam auf. Bisher hatte Daniel immer darauf
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