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Leiden sollst du

Leiden sollst du

Titel: Leiden sollst du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wulff
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Äpfel mit, falls das Frühstück doch ausfällt.“ Auf dem Absatz drehte sie sich um und verließ das Bad.
     
    Obwohl es schon später Vormittag war, knurrte sein Magen nicht einmal, als er in der Einfahrt der Familie Schmitz in Widdersdorf parkte. Er fühlte sich, als hätte er Flügel. Alles fiel im leicht, selbst das Aussteigen, und das lag nicht nur daran, dass Marie seinen Rollstuhl aus dem Fahrzeug holte, aufklappte und vor die Fahrerseite stellte. Es lag vielmehr an der vergangenen Nacht. Er hätte die Nähe zu Marie schon viel eher zulassen sollen. Aber was nutzte es, vergangenen Chancen hinterherzutrauern? Dafür war er nicht der Typ. Marie hatte nicht einmal gefragt, ob sie mit ihrem Wagen fahren sollte, sondern war ihm selbstverständlich zu seinem Auto gefolgt. Diese Frau war definitiv seine bessere Hälfte!
    Mit raschen Bewegungen schob er die Räder seines Bocks an, um den Termin schnellstmöglich hinter sich zu bringen. Er klingelte einmal an der Tür der Einliegerwohnung. Keine Reaktion. Er schellte ein weiteres Mal, doch noch immer wurde ihnen nicht geöffnet. Ungeduldig klopfte er.
    Marie legte ihm ihre Hand auf die Schulter. „Es ist niemand zu Hause.“
    „Sie muss da sein. Gestern war Nadine Schmitz noch krank und sie machte nicht den Eindruck, heute wieder fit zu sein, eher das Gegenteil.“ Während des Gesprächs hatte sie immer mehr abgebaut. Sie war förmlich in sich zusammengesunken, war noch blasser und nervöser geworden. Daniels schlechtes Gewissen konnte ihn nicht davon abhalten, die Faust erneut zu heben, um gegen die Tür zu donnern, doch dazu kam er nicht.
    Plötzlich räusperte sich ein Mann. „Kann ich Ihnen helfen?“ Er blieb mitten im Vorgarten des Haupthauses stehen, einer quadratischen Fläche englischen Rasens, umrankt von Rosenbüschen. Es musste sich um Herrn Schmitz, Nadines Vater handeln. Trotz der Kälte trug er nur ein kurzärmeliges weißes Hemd, durch das sich seine Brustwarzen rosig abzeichneten. Der Ledergürtel wurde von seinem hängenden Bauch verdeckt, nur an den Seiten erahnte man ihn. Sein kahler Schädel glänzte. Vielleicht vom Nieselregen. Eventuell auch vor Angstschweiß, denn er hielt einen Hammer in der Hand und Daniel bezweifelte, dass er ihn dabei gestört hatte, wie er Nägel in die Wand schlug.
    Eine Frau lugte aus der Eingangstür, als traute sie sich nicht weiter vor. Ihre grauen Haare passten ebenso wenig zu ihren jungen Augen wie die tiefen Falten. Daniel sah nur ihr Gesicht und dass sie ein Halstuch über ihrem Rollkragenpullover anhatte, was er übertrieben für die Herbstzeit fand. Ihm fiel das Telefon in ihrer Hand auf. Ihr Daumen schwebte bereits über einer Taste.
    „Ich komme von der Kripo“, beeilte er sich zu sagen. Die Lüge schmeckte für ihn nicht einmal wie eine. „Ich hatte gestern erst Ihre Tochter besucht. Ist sie wohl noch einmal zu sprechen?“
    „Sie liegt im Bett.“ Mit dem Ärmel fuhr sich Herr Schmitz über seinen Mund. „Ihr geht es nicht gut.“
    „Dann ist ihre Erkältung schlimmer geworden?“ Daniel hoffte, keine Schuld daran zu tragen.
    Herr Schmitz warf seiner Frau einen kurzen Blick zu, nahm den Hammer in die linke Hand und wischte die rechte an seiner Jeans ab. „Sie ist schwach und braucht ihre Auszeiten.“
    „Kommen Sie wirklich von der Polizei oder ist das ein Trick?“ Nervös nestelte seine Frau an ihrem Schal herum. „Ich meine, das mit dem Rollstuhl.“
    Verwundert legte Daniel seine Stirn in Falten. Unter anderen Umständen hätte er eine sarkastische Antwort parat gehabt, aber er war zu überrascht. Glaubten sie etwa ernsthaft, er spielte ihnen eine Scharade vor? Vor wem oder was hatten sie Angst? „Ich wünschte, es wäre so.“
    „Er ist wirklich querschnittsgelähmt.“ Maries Ton klang ungewohnt scharf. „Wie kommen Sie dazu, das anzuzweifeln?“
    Besänftigend strich er über ihren Oberschenkel. „Ich bin nur gekommen, um Ihrer Tochter mitzuteilen, dass Herr Kranich Julia nicht ermordet hat. Diese Vermutung hatte sie mir gegenüber geäußert.“
    Schmitz prustete. Speicheltropfen flogen umher. „Zu Recht! Diesem Schwein traue ich alles zu.“
    „Sie kennen ihn?“, fragte Daniel und wünschte sich, ein Aufnahmegerät bei sich zu tragen. Im Geiste schrieb er das auf seine Besorgen-Liste plus eine weitere Rolli-Tasche, denn seine Ausstattung wuchs.
    Schmitz’ Hand ballte sich fester um den Hammer, sodass sich die Haut über seine Knöchel spannte und blaue Adern

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