Leidenschaft der Nacht - 4
Meter entfernt sanft schlief.
Alles an ihr war, wie er es in Erinnerung hatte. Allerdings war die Wirklichkeit um ein Vielfaches schmerzhafter als die Erinnerung. Sie zu fühlen, sie zu berühren und zu schmecken hatte eine verheerende Wirkung auf ihn. Es tat weh, sie anzusehen. Und diese Verwundbarkeit war alles andere als wünschenswert.
Er packte ihre Schultern und schüttelte sie - wohl ein bisschen gröber, als er sollte.
»Wach auf! «
»Mmmm.« Sie rollte sich von ihm weg und vergrub sich tiefer in den Kissen.
Beim Anblick ihres nackten Rückens biss Reign die Zähne zusammen. Ihre Haut war von einem zarten rosigen Gold, sanft und schimmernd im schwachen Licht. Es juckte ihn in den Fingern, sie anzufassen. Er wollte sie mit der Zunge kosten, am liebsten dort unten, wo sich die beiden kleinen Grübchen seitlich der Wirbelsäule befanden.
Und dazu wollte er ihren wundervollen Po streicheln, der seine Hände so perfekt ausfüllte.
Stattdessen schüttelte er sie wieder und sagte lauter: »Liv, Himmel noch mal, steh auf! «
Sie zog die Brauen zusammen und öffnete die Augen. »Was ist?«
Noch nie hatte sie es leiden können, aus dem Schlaf gerissen zu werden.
»Wir sind bald in Edinburgh«, klärte er sie auf und warf ihr ihre Unterwäsche aufs Bett. »Zieh dich an!«
Immer noch mürrisch, stieg sie aus dem Bett. Ihr Haar war zerzaust, größtenteils aus den Nadeln befreit, und sie trug noch ihre Strümpfe und Stiefel. Ein Strumpf war heruntergerutscht und wellte sich an ihrer Wade. Ja, sie sah aus wie eine Dirne.
Außerdem sah sie so unglaublich süß aus, dass er sie in seine Arme reißen, küssen und liebkosen wollte, bis sie feucht war und ihn anflehte, in sie einzudringen.
Und hinterher würde er sie damit necken, bloß um zu erleben, wie ihre Augen vor Zorn funkelten. Sie hasste es, wenn er sie neckte, weil sie nie ganz verstand, was es bedeutete. Das hatten die Mädchen in seinem Dorf auch nicht, wenn er sie in seinem jungenhaften Ungestüm geneckt und gequält hatte. Mit demselben Ungestüm, mit dem er sich oft den Jähzorn seines Vaters eingehandelt hatte.
»Wie spät ist es?«, wollte sie wissen, während sie in ihr Höschen schlüpfte. Eine dichte Locke fiel ihr über die Schulter und kringelte sich vor ihrer Brust. Plötzlich wurde Reigns Hose unangenehm eng.
»Kurz nach zwei«, antwortete er. Obwohl seine verfluchte Erektion wuchs, beobachtete er weiter, wie sie sich ankleidete. »Wir müssten gegen drei Uhr bei mir zu Hause sein.«
»Lange vor dem Morgengrauen«, murmelte sie eher zu sich selbst.
Reign verschränkte seine Arme vor der Brust und lehnte sich seitlich an die glänzende Wandverkleidung. »Und zeitig genug für dein Rendezvous mit den Entführern.«
Sie erstarrte für einen Sekundenbruchteil, gerade lange genug, dass er es bemerkte. »ja.«
»Und wo soll das Treffen stattfinden?« Glaubte er allen Ernstes, sie würde ihm versehentlich etwas sagen, das er nicht wissen sollte? Olivia war vielerlei, aber
»dumm« stand ganz sicherlich nicht auf der Liste.
»Es ist kein Treffen. Sie sagten, sie würden mir Anweisungen im >Wolf, Ram and Hart Inn< hinterlegen.«
Reign war wie versteinert. »Wolf, Ram and Hart?«
Verwundert schaute Olivia zu ihm auf, wobei sie ihre Strümpfe richtete und wieder mit den Strumpfbändern festzurrte. >ja, kennst du die Taverne?«
»Durchaus. Ich war früher schon dort.«
»Aber sie gehört dir nicht, oder?« Da lag mehr als ein Anflug von Sarkasmus in ihrer Stimme, doch sie klang auch besorgt. Offenbar überlegte sie, ob dieses Gasthaus aus einem bestimmten Grund gewählt worden war. Seinetwegen. Warum sollte sie sich deshalb sorgen, wenn sie doch beteuerte, dass die Entführer nichts von ihm wussten?
»Nein. Temple und ich gerieten dort einmal in eine Schlägerei, das war, ähm, sechzehnfünfundvierzig? Ein paar Engländer kamen und spielten sich als die Übermächtigen auf. Sie versetzten einige der Bardamen in Angst und Schrecken, und sie schlugen ein paar Köpfe ein. Wir haben ihnen nachdrücklich vermittelt, dass sie nicht willkommen waren.«
»Bei der Erinnerung an verängstigte Bardamen und eingeschlagene Köpfe musst du grinsen?« Inzwischen hatte sie ihr Hemdchen an - was für ein Jammer!
Ja, er lächelte. »Nein. Die Erinnerung an den Kampf bringt mich zum Grinsen. Du musst nämlich wissen, dass jemand ein Lied darüber verfasste.«
Sie wirkte nicht sonderlich beeindruckt und machte sich an ihrem Korsett zu schaffen. »Das
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