Leidenschaft der Nacht - 4
ihm mit der Hand über den Arm strich, betrachtete sie ihn, als wäre er der faszinierendste Mann, der ihr je begegnet war. Sie war eine sehr glänzende Schauspielerin. »Das bezweifle ich.«
»Nun, nichts Gutes jedenfalls.«
Ihre Hand war plötzlich wieder verschwunden, wie auch der bewundernde Gesichtsausdruck. »Aha, dann bin ich jetzt die Böse?«
Reign setzte ein künstliches Grinsen auf, beugte sich weiter zu ihr, als wollte er etwas Charmantes sagen oder sich vielleicht entschuldigen, dass er sie verärgert hatte. “>Noch ein Wort darüber, was ich dir angetan habe, und ich bin weg. Hast du verstanden? Ich lasse dich hier und fahre nach London zurück.«
»Das würdest du tun?«, fragte sie mit schreckgeweiteten Augen. Immerhin hatte er sie überrascht. Sehr schön!
»Ehe du auch nur blinzeln kannst.«
Sie musste gespürt haben, wie ernst es ihm war, denn sie ließ das Thema fallen.
Stattdessen beobachtete sie wieder Dashbrooke. »Willst du ihn ansprechen, oder sollen wir den ganzen Abend hier stehen bleiben?«
Reign nippte an seinem Champagner. »Weib, du hast so viel Geduld wie ein spitzer Matrose bei seiner ersten Dirne!«
Diesmal galt ihr Raubtierlächeln ihm. Er fühlte die vibrierende Spannung in ihr.
Wenn dieser Abend vorbei war, würden sie sich entweder prügeln oder … nun ja, Sex war für sie eigentlich auch ein wenig wie eine Balgerei. »Ach ja, dein Charme war mit das Erste, was mich zu dir hinzog.«
Sachte tippte er ihr mit dem Zeigefinger auf die Nasenspitze: die Berührung eines liebenden Ehemannes. »So wie deine süße Anmut mich.«
Sie wedelte seine Hand beiseite. »Willst du ihn jetzt ansprechen?«
»Ich möchte, dass er zu uns kommt. Er dürfte sich weniger zur Selbstverteidigung genötigt fühlen, wenn wir ihn zu uns kommen lassen.«
»Selbstverteidigung?«, wiederholte sie ungläubig, achtete allerdings darauf, leise zu sprechen. »Denkst du, der Vater von James’ Freund könnte etwas mit seiner Entführung zu tun haben?«
Er sollte nicht so erfreut sein, weil er sie verblüffte, doch er war es. »Liebling, ich ziehe es vor, zunächst einmal jeden zu verdächtigen, bis ich Grund habe, ihre Namen zu streichen.«
Olivia entriss ihm das Champagnerglas und trank einen Schluck. »Sogar mich, vermute ich.«
»Nein. Du magst manches verbrochen haben, aber deinen Neffen zu entführen zählt nicht dazu.« Er nahm sich ein neues Glas von einem Diener, der mit seinem Tablett an ihnen vorbeikam. Olivia trank seines aus und griff sich ebenfalls ein neues, ehe der Diener weiterging. Seine liebe Frau war fürwahr recht trinkfreudig.
»Wie kannst du dir da so sicher sein?«
»Du würdest nie einen Menschen verletzen, den du liebst.«
»Ich habe versucht, dich zu verletzen.«
Er sah sie ruhig an. »ja, ich würde sagen, das bestätigt meine Behauptung, nicht wahr?« Als sie sich nachdenklich abwandte, flackerte ein winziger Hoffnungsschimmer in seiner Brust auf. Zum Teufel mit ihr! Er wollte nicht hoffen. Dies alles wäre, um ein Vielfaches einfacher, würde er auf ihre Zuneigung pfeifen. »Sir Robert und seine Frau kommen her«, murmelte er. »Wir fragen sie nach James. «
»Was sollten sie über James wissen?«, gab Olivia zurück.
»Wahrscheinlich nichts, aber Dashbrooke wird hören, dass wir gefragt haben.«
Sie warf ihm einen strengen Blick zu. »Täuschung ist etwas Alltägliches für dich, stimmt’s?«
Ihre Worte trafen ihn mehr, als er zugeben wollte. »Und das aus deinem Munde!
Ah, Sir Robert, Lady Anderson, guten Abend.«
Robert Anderson war ein Baronet und wohl einer der größten Männer in Reigns Bekanntenkreis. Der beinahe zwei Meter große Hüne war der Inbegriff des Schotten: stets ein wenig rotwangig und humorvoll. Seine Frau Heather war ebenfalls recht groß, schlank, hatte klassische Züge und lächelte immerfort. Beide waren so offen und gutherzig, dass man sie unmöglich nicht mögen konnte. Und aus diesem Grund widerstrebte es Reign, sie seiner Ehefrau vorzustellen, von deren Existenz sie gar nichts gewusst hatten.
»Reign, mein Guter!« Sir Robert klopfte ihm auf die Schulter. »Was für eine hübsche Überraschung, Sie so bald wieder in dieser Gegend zu sehen! «
Reign grinste den Mann freundlich an. »Danke. Darf ich Ihnen meine Frau Olivia vorstellen?«
»Frau?! «, rief Lady Anderson und gleich darauf ihr Mann aus. »Sie Schlitzohr, Sie!
Sie haben uns gar nicht verraten, dass Sie verlobt sind.«
Wie reizend von ihr, ihm eine passende Lüge zu
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