Leidenschaft der Nacht - 4
ihn traurig ansah. »Ich fühle mich auch so.«
»Keine Frau, die mit mir fertig wird, würde ich je als schwach bezeichnen«, entgegnete er und geleitete sie zur Treppe. »Du hast Angst, das ist etwas gänzlich anderes.«
»Ja, ich habe Angst.« Sie schien selbst verwundert, dass sie es ausgesprochen hatte. »Ich wollte es dir nicht zeigen, weil ich dachte, du könntest es gegen mich benutzen.«
Jesus! Hatte sie tatsächlich eine so schlechte Meinung von ihm? Abrupt blieb er oben auf der Treppe stehen und drehte sich zu ihr um, damit sie ihn ansah, wenn er mit ihr redete. Sie sollte an seinen Augen erkennen, dass er die Wahrheit sagte. »Ich könnte vieles gegen dich benutzen, Liv, aber Angst käme niemals in Frage.«
»Geradeheraus und ehrlich«, erwiderte sie mit dem Anflug eines Lächelns, »das habe ich immer an dir bewundert. «
Was auf Gegenseitigkeit beruhte. »Hör auf, sonst werde ich noch rot.«
Sie lachte, und sein Herz frohlockte. »Du? Unmöglich!«
»Ganz und gar nicht.« Reign legte sehr theatralisch eine Hand auf sein Herz.
»Komplimente entgegenzunehmen ist mir gänzlich fremd, und du hast mir heute Abend gleich mehrere gemacht. «
Sie tippte ihm auf die Hand an seiner Brust. »Ich habe dir außerdem einige Beleidigungen an den Kopf geschleudert, mithin dürfte das Verhältnis ausgewogen sein.«
Beide grinsten für einen kurzen Moment, ehe alle Leichtigkeit dahin war.
»Wir finden ihn.« Er konnte nicht erklären, warum, aber er musste sie wissen lassen, dass er fest vorhatte, James zu finden.
Sie nickte. »Ja, ich weiß.«
Ihre Gewissheit hätte ihn in seiner Entschlossenheit bestärken sollen, was jedoch nicht der Fall war. Vielmehr fröstelte ihn auf einmal im Nacken, denn für einen Sekundenbruchteil hatte er den Verdacht, sie wüsste bereits, wie alles ausging. Wie konnte sie, wenn er doch felsenfest überzeugt war, dass sie nichts mit dem Verschwinden ihres Neffen zu tun hatte?
»Es ist noch Blut im Keller«, wechselte er das Thema, ehe die Anspannung zwischen ihnen weiter zunahm. »Bediene dich! Du hattest heute Nacht noch nichts.«
Olivia senkte den Blick, sah dann aber wieder zu ihm auf. »Könntest du mir morgen Abend vielleicht einen guten Ort zeigen, um zu … jagen?«
Wollte er das? Konnte er zusehen, wie sie von einem beliebigen Mann trank, während sie ihn noch nie gebissen hatte? Während sie ihm verbot, sie zu beißen?
»Natürlich.« Er konnte, und er würde es, denn sie hatte ihn gebeten, und das bedeutete einiges. »Ich denke, ich ziehe mich jetzt zurück.«
Sie schaute zum Fenster am Ende des Flurs. Draußen war es stockdunkel. »Aber es ist noch früh.«
Ja, das war es. Reign entgegnete nichts, denn zur Abwechslung war er sprachlos.
Dann spürte er eine warme Hand, die seine umfasste. »Komm mit mir ins Bett! «
Sie begehrte ihn. Gott, er konnte überhaupt nicht beschreiben, wie sich das anfühlte! Erregend. Beängstigend. Verunsichernd. Entzückend.
Reign gestattete ihr, ihn hinter sich her zu ihrem Schlafzimmer zu ziehen - jenem Zimmer, das er vor der Hochzeit eigens für sie eingerichtet hatte. Traf es dreißig Jahre später noch ihren Geschmack? Es sollte ihm gleich sein, war es, aber nicht.
Sie schaltete kein Licht an. Beide brauchten keine Lampen, um einander deutlich sehen zu können. Das matte Mondlicht, das sich durch die halb geschlossenen Vorhänge stahl, war mehr als genug.
Reign half ihr beim Auskleiden, ehe sie die Rolle seines Kammerdieners übernahm.
Weiche warme Hände liebkosten jeden Millimeter von ihm, berührten oben seine Brust, unten sein ungeduldiges Glied. Olivia küsste ihn, streichelte ihn und sank vor ihm auf die Knie, um ihn in den Mund zu nehmen. Er hielt hörbar die Luft an, als er die köstliche Hitze ihres Mundes und ihre geschickte Zunge fühlte. Die Hände tief in ihrem Haar vergraben, stöhnte er auf dem Höhepunkt ihren Namen.
Dann hob er sie hoch und trug sie zum Bett. Dort küsste er jeden Zentimeter ihrer bronzefarbenen Haut, erkundete jede Kurve, jede Kontur. Sie war so stark, so weich, so vollkommen. Ihre Brüste waren fest, die Spitzen wie kleine Perlen unter seiner Hand und seiner Zunge. Er liebkoste sie und sog an ihnen, bis Olivia sich unter ihm wand, um seinen Körper zwischen ihre Schenkel zu bekommen.
Aber noch war er nicht so weit. Heute Nacht sollte sich alles um sie drehen. Sie bangte um den jungen, der für sie wie ein Sohn war, und sie war sich Reigns unsicher, dem sie misstraute - und das zu
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