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Leidenschaft der Nacht - 4

Leidenschaft der Nacht - 4

Titel: Leidenschaft der Nacht - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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Dasselbe habe ich mir tausend Mal gesagt.«
    Grundgütiger! Wie konnte er das je wiedergutmachen?
    Reign stand auf, schritt um den Schreibtisch herum und kniete sich vor sie. Er berührte sie nicht, hielt sie aber mit seinem Blick fest. »Wäre ich geduldig gewesen und hätte gewartet, bis du dich mit der Verwandlung angefreundet hast, hättest du nicht alles allein lernen müssen. Ich hätte meiner Verantwortung besser nachkommen, dir ein besserer Ehemann sein müssen, ein besserer Lehrer. Mein Versagen bedaure ich zutiefst.«
    Federleicht strich sie ihm mit ihren Fingerspitzen über die Wange. In Momenten wie diesem war sie für ihn am wunderschönsten: Wenn er etwas sagte und ihr ansah, dass es sie berührte. Wenn sie ihn wissen ließ, dass er nicht alles ruiniert hatte.
    »Von Was-wäre-wenn können wir nicht leben, Reign«, murmelte sie und richtete sich auf. »Ich habe lange gebraucht, um das zu lernen. Ich gehe ins Bett.«
    Kniend blickte Reign ihr nach, und er verharrte eine Weile in dieser Stellung, bevor er sich schließlich erhob, das Licht ausschaltete und in sein Zimmer zurückkehrte.
    Dort schloss er die Balkontüren und die schweren Vorhänge, als gerade die ersten grauen Lichtstreifen am Horizont erschienen.
    Nackt kroch er ins Bett zurück. In der Dunkelheit starrte er an die Decke und überlegte, was wohl der größte Unterschied zwischen Olivia und ihm sein mochte. Er lebte nicht von Was-wäre-wenns.
    Er lebte für sie.
    War heute die Nacht, in der sie ihren Ehemann verraten musste?
    Nicht zum ersten Mal hatte Olivia an diesem Abend, als sie sich für die Party bereit machte, zu der die Entführer sie bestellt hatten, über dieser Frage gebrütet. Falls James’ Entführer sich die heutige Nacht ausgesucht hatten, um ihr »Lösegeld« zu fordern, würde sie Reign übergeben und weggehen. Sie würde, weil sie musste.
    Und dennoch hatte sie sich allein für Reign hübsch gemacht. Ihr Kleid aus elfenbeinfarbenem Satin mit Goldstickerei hatte große Seidenblumen an der linken Schulter aufgestickt, die von oberhalb des winzigen Puffärmels bis ins tiefe Dekollet6
    reichten.
    Die gleichen Blumen schmückten unten den Saum und die Schärpe. Ihre Handschuhe waren ebenfalls elfenbeinfarben und gingen bis über die Ellbogen. Sie trug goldene Schuhe mit niedrigen gebogenen Absätzen und perlenbesetzten Schnallen.
    Sie ließ Janet sogar ihr Haar frisieren, wie Reign es am liebsten mochte - kunstvoll aufgesteckt mit ein paar Locken, die ihr um die Wangen fielen.
    Wozu tat sie das alles, fragte sie sich. Damit sie ein hübscher Judas wäre?
    Gott, sie hoffte, die Entführer wollten den Austausch heute Nacht vornehmen! Dann konnte sie James nach Hause mitnehmen und ihr Leben weiterleben.
    Und hoffen, dass Reign überlebte, was immer sie mit ihm machten, denn die Schuld an seinem Tod könnte sich als unerträglich erweisen. Jedes Mal, wenn er sich schroff und rüpelhaft gebärdete und sie glaubte, sie könnte sich an ihre Verbitterung und ihren Hass halten, tat er im nächsten Augenblick etwas Unerwartetes, etwas Süßes, das ihn befremdlich verwundbar machte.
    Er erniedrigte sie nicht, wenn sie miteinander schliefen, dafür aber indem er sie abwies, nachdem sie sich ihm wie eine läufige Hündin angeboten hatte. Er deutete an, James könnte in seine eigene Entführung verwickelt sein, als würde James ihr jemals so weh tun. Und dann hatte Reign auch noch ihre Verwandlung mit solchem Ernst bedauert. Könnte er doch bloß aufhören, so schrecklich unberechenbar zu sein, wäre alles viel leichter!
    Bei Gott, es war furchtbar gewesen, als sie ihr erstes Opfer tötete! Danach empfand sie lange eine entsetzliche Leere. Wie konnte er das mit einer Entschuldigung wieder richten? Aber tatsächlich hatte er ihren Schmerz gelindert, auch wenn er ihn ihr niemals ganz nehmen konnte. jene Tage, in denen sie sich in Gruften oder Kellern vor der schrecklichen Sonne verstecken musste, kamen ihr weniger schlimm vor. Sich an betrunkenen Männern zu nähren, von denen manche sauber waren, manche nicht, erschien ihr ebenfalls nicht mehr so abstoßend wie einst. Die Einsamkeit dagegen war grausam gewesen, bis sie sich Rosemary wieder angenähert hatte und zum Teil der Familie wurde. Rosemary hatte sie akzeptiert, wie sie war, und ihr das Wohlergehen ihres einzigen Sohnes anvertraut. Das Baby hatte Olivia davon abgehalten, nach dem Tod ihrer Schwester geradewegs in den Sonnenaufgang zu gehen.
    James hatte ihr Hoffnung gegeben. »Du

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