Leidenschaft der Wüste: Sie suchte seinen Schutz - und fand die Liebe (German Edition)
Misskredit bringen.
Nun, er schuldete ihnen nichts.
Allerdings verdankte er ihnen alles.
Hin- und hergerissen legte er die Kette zurück. Der Duke of Caldwell lechzte danach, Rashid von den Behörden ins Gefängnis werfen zu lassen. Der Khamsin-Krieger, der er früher gewesen war, sträubte sich gegen eine solche öffentliche Schmach.
Verdammter Mist, er könnte Rashid nicht festnehmen lassen! Ich schulde Jabari etwas für die Art, wie ich ihn bei meinem Fortgang behandelte. Ich darf mir nichts vormachen: Ein Jahr lang habe ich versucht, zu vergessen, dass ich ein Khamsin bin. Aber tief in meinem Innern sehne ich mich immer noch danach, durch die Wüste zu reiten und meine Freundschaft mit den Khamsin zu erneuern. Es widerstrebt mir, den Stamm zu beschämen, der einst meine Familie war. Und es würde Badra erschüttern. Er stellte sich vor, was für ein Schock es für sie wäre, mit anzusehen, wie ihr Falkenwächter ins Gefängnis gebracht würde.
Wenn jedoch Gefängnis nicht in Frage kam, musste stille Khamsin-Gerechtigkeit geübt werden, und das wiederum bedeutete, dass Jabari informiert werden musste. Kenneth berührte seine Kobratätowierung und bekam schreckliche Schuldgefühle. Dem Mann gegenüberzutreten, den er einst Bruder genannt hatte, würde nicht einfach. Aber hatte er eine andere Wahl?
Allerdings … die Gefängnisse hier in England … Verärgert fuhr er sich mit einer Hand durchs Haar. Ihm blieb nichts anderes übrig, als nach Ägypten zurückzukehren und dem Scheich zu erzählen, was geschehen war. Dann würde alles nach Khamsin-Recht geregelt werden.
Und wenn Rashid mit anderen zusammenarbeitete, mit einem Schmugglerring, der immer noch an der Ausgrabungsstelle war? Als Erstes brauchte Kenneth mehr Informationen. Er beschloss, Zaid, seinen loyalen Sekretär, nach Ägypten zu schicken, damit er dort nachforschte. Als Nächstes konnte er planen, wann er mit Victor nachkam. Sein Cousin kannte sich mit Antiquitäten aus und konnte ihm eine große Hilfe sein.
Lautlos schlich er sich aus dem Zimmer und den Flur hinunter.
Da hörte er Musik. Kenneth erstarrte. Eine liebliche Melodie erklang, die so betörend war, dass es ihm den Atem raubte. Jemand spielte ein exotisches Saiteninstrument, das er vor über einem Jahr zuletzt gehört hatte – zu einer anderen Zeit und an einem anderen Ort.
Dann vernahm er Badras Stimme zum Klang der Rebaba, und sie erfüllte ihn mit einem schmerzlichen Verlangen. Ach, wie gut er sich an ihren Gesang erinnerte! Unzählige Male hatte er verzaubert vor ihrem Zelt gestanden, wenn sie drinnen musiziert hatte. Sie nahm ihn mit ihrer Musik gefangen, die ihm Genuss und Qual zugleich war, weckte sie doch einen Hunger in ihm, der auf immer ungestillt bleiben sollte.
Er hätte nie gedacht, dass er sie noch einmal singen hören würde.
Und doch war er jetzt hier, gefangen genommen von den lieblichen Klängen, die ihn voller Melancholie an seine Vergangenheit denken und zugleich ein neues Verlangen in ihm aufleben ließen. Badras Stimme löschte alles Englische um ihn herum aus – die vornehmen Salons mit den steifen brokatbespannten Möbeln, den Geruch von Bienenwachspolitur und Glycerin. Alles verblasste, während Bilder aus der Vergangenheit auftauchten.
Erinnerungen, die sich auf immer eingebrannt hatten, erschienen vor seinem geistigen Auge: das leise Knirschen von Lederstiefeln im Sand, Kinderlachen, plaudernde Frauen, die Ziegenmilch in Lederbeutel molken, das scharfe Klirren von Kriegerklingen, die an Felsen gewetzt wurden.
Kenneth atmete tief durch, als er sich an die unterschiedlichsten Sinneseindrücke erinnerte – an den Duft von geröstetem Lamm, an das laute Zischen von Fett, das ins Feuer tropft, an den Geruch der Pferde, den Duft frischen Jasmins auf zarter Frauenhaut und die Wüstenhitze, die sich an den Stellen verbarg, von denen ein Krieger träumte. Dort, wo sich samtige Wärme um ihn legte und ihn mit einem solch intensiven Vergnügen umfing, dass er so heiß brannte wie die Sonne …
Er berührte seine verborgene Tätowierung. Ein ganzes Jahr hatte die Wahrheit unter der Oberfläche geschlummert. Er hatte sich von seinem Stamm und seiner Vergangenheit abgewandt und wünschte sich dennoch bis heute, er könnte auf ewig Jabaris Bruder bleiben. Seine Herkunft legte man eben nicht so leicht ab wie einen Bart oder zu langes Haupthaar.
Plötzlich änderte die Melodie sich und ging in einen Klagegesang über. Er lauschte den traurigen Worten und
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