Leidenschaft der Wüste: Sie suchte seinen Schutz - und fand die Liebe (German Edition)
ihr ganzer Stamm entehrt. Aber sie musste es um ihrer Tochter willen tun, koste es, was es wolle.
Verstohlen blickte sie zu Kenneth, der grimmig aus dem Fenster starrte.
Selbst wenn es sie selbst kostete.
Später an diesem Abend lag Kenneth in seinem steifen schweren Bett, in dem Generationen von Tristans gezeugt worden waren. Das breite Bett war so ausladend wie die Dünen Ägyptens, und die Pfosten mit den aufwendigen Rosenschnitzereien dick wie Baumstämme. Er vermisste sein schlichtes Khamsin-Bett: leicht, tragbar und bequem.
Erinnerungen quälten ihn – an kühle Nächte in der Wüste und an Badras verführerischen Gesang. Er drehte sich auf die andere Seite und boxte in sein Kissen. Zu gern würde er schlafen und vergessen, doch Schlaf wollte sich partout nicht einstellen.
Was, wenn sie ihn geheiratet hätte und er als Khamsin-Krieger in Ägypten geblieben wäre? Oder wenn sie sich getraut hätte, ihr Leben in der Wüste aufzugeben, um seine Herzogin zu werden? Nicht zum ersten Mal träumte er davon, Seite an Seite mit Badra über die Bond Street zu flanieren, Badra als charmante Gastgeberin an seinem Tisch zu sehen. Er malte sich aus, wie sie nackt unter ihm lag, sanfte Wonnelaute ausstieß und mit ihm den nächsten Duke of Caldwell zeugte. Monate später würden sie beide voller Stolz ihr Erstgeborenes in den Armen halten.
Die Bilder, die ihm durch den Kopf gingen, durchbohrten sein Herz mit einem entsetzlichen Schmerz, wie ihn nicht einmal ein Krummsäbel verursachen könnte. Kenneth vergrub das Gesicht im Kissen, um sein tiefes Stöhnen zu ersticken. Er musste Badra vergessen.
Aber wie könnte er das je?
Fünf Jahre lang war er ihr Schatten, auf Schritt und Tritt in ihrer Nähe gewesen. Und nun versetzte das Schicksal ihm einen fürchterlichen Hieb, indem es dafür sorgte, dass Badra ihn nicht minder hartnäckig verfolgte.
Verdammter Mist – er liebte den englischen Kraftausdruck –, sein Körper pulsierte vor Verlangen nach ihr! Er begehrte sie mit derselben Verzweiflung wie ein Durstender in der Wüste das Wasser. Ihr süßes Lachen, ihr scheues Lächeln wollten ihm einfach nicht aus dem Kopf gehen. Er konnte sie ebenso wenig aus seinen Gedanken verbannen, wie er sich die Kobratätowierung auf dem rechten Arm abwaschen konnte. Beide blieben ihm auf ewig eingeprägt.
Kalter Schweiß lief ihm über den Rücken, als er an etwas ganz anderes dachte – an die gestohlene Halskette. Er wollte den Dieb selbst ausfindig machen, statt sich auf andere zu verlassen. Es wäre ihm eine große Genugtuung, den Verbrecher eigenhändig zu überführen und zuzusehen, wie die Zellentür sich hinter ihm schloss.
Schließlich wurde er doch schläfrig. Er war fast eingeschlafen, als ihn etwas weckte. Sein Kriegerinstinkt, in jahrelangen Kämpfen gestählt, regte sich. Sofort blickte er zu den Glastüren hinüber, die auf die Terrasse führten. Ein Schatten fiel von draußen herein.
Vollkommen still lag Kenneth da, während der Eindringling in den Raum trat. Das Vollmondlicht wurde von etwas erhobenem Silbernem reflektiert.
Blitzgeschwind senkte das Messer sich auf ihn herab, doch Kenneth reagierte schnell, rollte sich herum und packte den Angreifer beim Handgelenk. Für einen kurzen Moment spürte er einen leichten Schmerz, als die Klinge seinen Arm aufkratzte. Dann versetzte er dem Einbrecher einen Fausthieb in den Bauch. Er hörte ein tiefes Ächzen, bevor der andere sich ihm mit einem Ruck entwand und floh.
Kenneth sprang aus dem Bett und rannte hinter der flüchtenden Gestalt her, die sich umdrehte und ihm mit Wucht in die Magengegend trat. Für wenige Sekunden blieb Kenneth die Luft weg. Sein Angreifer nutzte die Gelegenheit, um über das Terrassengeländer zu springen. Bis Kenneth es auf die Terrasse geschafft hatte, war dort nichts mehr als ein Stück baumelndes Tau zu fassen.
Kenneths Atem wurde wieder regelmäßiger, und er winkelte den verwundeten Arm an. Ungläubig, wütend und mit wachsendem Entsetzen sah er dem Eindringling nach.
Die Person, die durch den Garten im nächtlichen London verschwand, war nicht zu erkennen, sehr wohl aber ihre Kleidung. Es war eine auffällige Gewandung, wie sie die Wüstenkrieger trugen, die sich ihrer Ehrbarkeit, ihres Pflichtgefühls und ihrer überlegenen Kampfkünste rühmten. Dieselben Gewänder hatte Kenneth voller Stolz getragen, bevor er sie hier zusammen mit alten Erinnerungen in einer Truhe verstaute. Das Blau der Krieger des Windes.
Einer seiner
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