Leidenschaft der Wüste: Sie suchte seinen Schutz - und fand die Liebe (German Edition)
Heidenstamm, der Sie großzog, hält man nichts vom Tanzen, es sei denn, man wird von einem britischen Säbel dazu angestachelt.« Oates lachte schallend, ohne darauf zu achten, wie sehr er seine Tischdame beleidigt hatte.
Ein Laut entwich Kenneths Lippen – ein Flüstern nur, beinahe wie ein Murmeln, das Badra aus der Vergangenheit vertraut war. Es handelte sich um einen Schlachtruf, den er immer dann ausstieß, wenn er mit männlichem Imponiergehabe konfrontiert war; ein Ruf zu den Waffen, den er von seinem Vater erlernt hatte. Das heißt, nicht von seinem leiblichen Vater, sondern von dem Scheich, der ihn aufzog.
»Was war das?«, rief eine Frau erschrocken.
Schweigen legte sich über die Tafel wie ein schwerer Vorhang, und Badra sah Kenneth eindringlich an. Sie konnte allerdings nicht leugnen, eine gewisse Freude darob zu empfinden, dass er den Gästen tatsächlich Angst einjagte. Khepri mochte hinter der Fassade des städtischen Herzogs verborgen sein, konnte jedoch jederzeit wieder hervortreten, wie der Khamsin-Schlachtruf mehr als anschaulich demonstrierte. Kenneth wandte sich der Dame zu.
»Das, meine liebe Lady Huntly, war der Ruf zum Tanz, wie ich ihn bei dem Stamm lernte, bei dem ich aufwuchs. Sie haben recht, Oates, die Khamsin tanzen nicht im traditionellen englischen Sinne. Ihre Tänze sind eindrucksvolle Demonstrationen von Kraft in Vorbereitung auf die Schlacht. Dabei versammeln die Krieger sich mit freien Oberkörpern und zeremoniellen Salbungen vor einem mächtigen Feuer, um sich auf das bevorstehende Blutvergießen einzustimmen. Sie tanzen, um ihrem Scheich zu zeigen, dass sie bereit sind, für ihren Stamm zu sterben.«
»Sind Damen bei dieser Zeremonie anwesend?«, wollte eine Dame atemlos wissen, die sich Luft zufächelte. Ein Schweißtropfen lief ihr über die Schläfe.
Kenneth sah Badra bedeutsam an. »Nein, denn es wird befürchtet, dass die Damen angesichts des Spektakels ohnmächtig würden.« Leiser fügte er hinzu: »Derartige Demonstrationen männlicher Potenz dürfen die Damen in der Abgeschiedenheit der dunklen Zelte genießen.«
Bei dieser Bemerkung errötete Badra heftig, und da Kenneth den Blick nicht von ihr abwandte, wurde ihr überall heiß, als säße sie vor einem solchen großen Feuer, wie er es beschrieb – als wären sie allein und er so kühn, etwas Verbotenes, Exotisches und Mysteriöses zu enthüllen.
Oh ja! Er besaß nach wie vor etwas Bedrohliches und zugleich Erregendes. Badras Lippen öffneten sich wie von selbst, als sie ihn beobachtete, wie er den Stiel seines Weinglases mit eleganten Fingern streichelte. In ihrer Phantasie erschienen Bilder von derselben Hand, die über einen weiblichen Schenkel strich, neckend und liebkosend …
Und auf einmal veränderte sich das Bild und zeigte ihren Schenkel, dazu den trägen lustvollen Blick des Herzogs, dessen Hand beständig höher glitt und dabei jeden Millimeter Haut entflammte, den sie berührte. Gleichermaßen verwirrt wie erregt, atmete Badra bebend ein.
Überall wurden nun Fächer aufgeklappt, mit denen die Damen sich am Tisch seufzend ihre roten Wangen kühlten. Mit geradezu boshaftem Vergnügen fragte Kenneth: »Möchten Sie vielleicht, dass ich Ihnen den Kriegstanz der Khamsin beschreibe?«
Wie im Chor riefen mehrere Frauenstimmen: »Oh ja!«
Der Duke of Caldwell kam ihrem Wunsch lächelnd nach. Die Frauen weiter unten am Tisch reckten die Hälse, um nur ja kein Wort zu versäumen. Es folgten bewundernde Seufzer, während er gestikulierend schilderte, wie sich die Krieger »raubkatzenähnlich« umschlichen, um dem Scheich ihre Kühnheit zu demonstrieren, wie sie vor dem Kampf auf die Gesellschaft ihrer Frauen verzichteten, nach dem Sieg allerdings in ihre Zelte gingen und dort eine »wilde unerschöpfliche Manneskraft« bewiesen. Kenneth deutete lediglich mit Blicken an, dass die Lager an solchen Abenden von weiblichen Wonneschreien erfüllt waren.
Alle lauschten ihm gebannt, und zum Ende seiner Erzählungen hatten sämtliche Frauen an der Tafel hochrote Gesichter. Einige sahen aus, als würden sie gleich in Ohnmacht fallen.
Der Duke lächelte sie höflich an, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder ganz Badra widmete. Sie hatte das Gefühl, von seiner Erzählung bis ins Mark aufgeweicht zu sein, wehrlos dem brennenden Blick aus seinen Augen ausgeliefert.
»Nun, Badra, ich hoffe, du hast bei meinen Erklärungen zu den Khamsin-Riten kein Heimweh bekommen«, sagte er.
»Es hörte sich an, als wärst
Weitere Kostenlose Bücher