Leidenschaft der Wüste: Sie suchte seinen Schutz - und fand die Liebe (German Edition)
auf ihre Gesichter, die mit Aschestreifen überzogen waren – eine rituelle Bemalung, die Krieger am Abend vor einer Schlacht anlegten.
Kenneth streckte die Schultern durch und starrte ins Feuer, während Jabari den Zeremoniendolch nahm und ihn reinigte. Dann hob der Scheich die Waffe an die kräftigen Muskeln in Kenneths linkem Arm.
»Bist du dir sicher?«, fragte er.
Kenneth drehte sich zu ihm und sah ihm in die Augen. Er hielt sich kerzengerade und stolz. »Nie war ich mir einer Sache in meinem Leben sicherer. Ich will dein Blutsbruder sein.«
»Sehr gut.«
Wieder legten sie die Hände auf die Knie, und der Scheich sprach mit tiefer, feierlicher Stimme: »Blut zu Blut, Bruder zu Bruder, das Ankh , Symbol des Lebens, bindet uns ein Leben lang. Möge Mut durch unsere Adern fließen. Stark seien unsere Herzen und stark sei das Band zwischen uns. Noch wenn wir schwach und gebrochen dem Tode nahe sind, wird unser Blut weiter in den Adern des jeweils anderen fließen. Unsere Bruderschaft wird auf ewig stark sein.«
Kenneth biss die Zähne zusammen, als die Klinge in sein Fleisch schnitt. Er stählte sich gegen den Schmerz, indem er so gleichmäßig atmete, wie Ramses es ihm als Junge beigebracht hatte, und sich ganz auf seine Mitte konzentrierte. Als es vorbei war, wischte der Scheich ihm den Arm mit einem sauberen Tuch ab, bevor er das Messer, an dem Kenneths Blut haftete, an Ramses weiterreichte.
Ramses grinste fröhlich und nahm der Situation damit etwas von dem feierlichen Ernst. »Ah, das hat’s noch nicht gegeben! Mein Scheich, der mir einen Dolch reicht und mir befiehlt, sein Blut zu vergießen. Vielleicht reicht ja auch eine Tätowierung – ein hübsches Symbol oder die Lieblingsblume deiner Frau?«
»Oder wir tätowieren dir eine Karte von Ägypten auf, damit du immer nach Hause findest, wenn du dich verirrt hast«, schlug Kenneth lachend vor.
Jabari murrte. »Ramses, nun mach schon, bevor ich dir ein dauerhaftes Grinsen ins Gesicht schnitze!« Der Khamsin-Scheich starrte grimmig ins Feuer, als sein Wächter den Schnitt vollführte. Dann wischte Ramses ihm den Arm ab und reichte ihm den blutigen Dolch.
Der Scheich sah ihn nachdenklich an. Kenneth begriff, was los war, und begann zu lachen. Dann stieß Ramses einen tiefen Seufzer aus. »Muss ich noch einmal ran?« Er streckte die Arme aus, beide stark wie Baumstämme: Auf einem war ein Falke tätowiert, auf dem anderen die Symbole, die ihn als verheirateten Mann auswiesen. »Allmählich habe ich keinen Platz mehr«, beklagte er sich.
Der Scheich zog eine Braue hoch. »Ich kann immer noch auf einen anderen Körperteil ausweichen«, bot er mit einem süffisanten Grinsen an.
Ramses verfluchte ihn lachend, und auch Kenneth lachte, froh über die wiederhergestellte Freundschaft. Endlich fühlte er sich wieder richtig daheim.
Jabari entschied sich für die Stelle unterhalb der Falkentätowierung. Er machte einen Schnitt und hielt den Dolch gen Himmel.
»Möge dieser Dolch, der unser Blut vergoss, uns als Blutsbrüder verbinden, wie das heilige Ankh auf unseren Armen uns ewig daran erinnern wird, dass wir Brüder auf Lebenszeit sind.«
»Brüder auf Lebenszeit!«, wiederholte Kenneth inbrünstig.
»Brüder auf Lebenszeit!«, stimmte Ramses ein.
Der Scheich säuberte den Dolch und legte ihn vorsichtig wieder in die Zedernholzschachtel zurück. Glücklich sah Kenneth hinauf in den Himmel. Zum ersten Mal seit seinem Fortgang hatte er wieder das Gefühl, dass alles richtig war und seine Ordnung hatte.
Ramses knuffte ihn leicht und wies auf den Kreis auf Jabaris glatter muskulöser Brust. Die Almha , jene Tätowierung, die der Scheich an dem Abend bekommen hatte, bevor sie gegen die Al-Hajid in die Schlacht zogen, um sich ihre heilige goldene Scheibe zurückzuholen.
»Erinnerst du dich, von wann sie ist?«, fragte Ramses.
Kenneth nickte ernst, und seine Gedanken schweiften weit in die Vergangenheit zurück, zu jenem Abend, als die Krieger gesungen hatten und um das Feuer getanzt waren, während dem Scheich die Tätowierung eingeritzt worden war. Gefangen in längst vergangenen Bildern, stützte Kenneth das Kinn auf die Faust und blickte hinaus in die Wüste. Schließlich stand der Scheich auf. Gemeinsam gingen sie zum Lager zurück, wobei Kenneth sich fragte, wo er wohl die Nacht verbringen sollte.
Zu seinem Schrecken blieb Jabari vor Badras Zelt stehen und lächelte ein wenig unglücklich. »Sie kommt erst morgen Abend zurück, und Rashids
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