Leidenschaft der Wüste: Sie suchte seinen Schutz - und fand die Liebe (German Edition)
kostbaren Artefakte lagerten, die den Toten mitgegeben worden waren, um ihnen das Nachleben zu verschönern.
Kenneth hatte strikte Anweisung ausgegeben, dieser Theorie erst nachzugehen, nachdem er bei der Ausgrabungsstelle eingetroffen war. Er musste dabei sein, wenn man die unterirdische Kammer fand. Falls es mehr Schmuck gab, würde Rashid die Chance ergreifen, ihn zu stehlen. Und dann konnte Kenneth ihn in flagranti ertappen und zu den Khamsins zurückbringen, damit sie über ihn richteten.
Hocherhobenen Hauptes schritt er auf das Lager zu und dachte an die Falle, die er vorbereitet hatte.
Er wusch sich an dem Bassin, das auf einer leeren Kiste in seinem Zelt stand, und ging dann zum Mittagessen. Unter einem weißen Baldachin saßen Victor und Jacques de Morgan an einem Klapptisch, aßen von Porzellantellern und tranken Fruchtsaft aus Kristallkelchen. Kenneth missfiel dieser Protz inmitten der kargen Schlichtheit der Wüstenlandschaft.
Fern am Horizont erschien eine kleine Wolke, und Pferdehufe donnerten im Sand. Der Staub verdichtete sich und wirbelte auf. Kenneth hielt eine Hand über die Augen und blickte genauer hin.
Zwei Khamsin-Krieger kamen auf wunderschönen schlanken Arabern auf das Lager zu. Fachkundig dirigierten sie ihre Pferde ausschließlich mit den Knien statt mit den Zügeln. Kenneth war nicht ganz wohl, als er die beiden Männer erkannte, auch wenn er fast mit ihnen gerechnet hatte:
Jabari und Ramses stiegen ab.
Kenneth hatte geahnt, dass der Khamsin-Anführer ihm eine solch schwerwiegende Sache wie Grabraub nicht allein überlassen würde. Immerhin stand die Stammesehre auf dem Spiel, die Jabari mit mindestens derselben Entschlossenheit verteidigte wie Ramses. Und für Letzteren waren Grabräuber die verachtenswertesten Kreaturen überhaupt.
Seufzend ging Kenneth auf seine beiden Freunde zu.
Jabari sah ihn ernst an. »Es ist so, wie du bereits voraussagtest, Khepri. Badra sagte uns, de Morgan hätte sie angeheuert, Zeichnungen von der Ausgrabung zu fertigen. Rashid wird bald mit ihr eintreffen.«
Das hörte sich gar nicht gut an. Jacques de Morgan hatte sie herbestellt? Warum sollte der französische Archäologe das tun? Er nickte in Richtung des Tisches. »Ich mache euch bekannt.«
Als sie sich dem Baldachin näherten, schnappte Kenneth die Worte »Wenn die Halskette gestohlen wurde …« auf. Sein Cousin blickte erschrocken auf und verstummte.
Nachdem sich alle vorgestellt hatten, sah Victor zu de Morgan und sagte: »Ich muss mir ein paar Sachen ansehen. Wir treffen uns an der Ausgrabungsstelle.«
Kenneth blickte seinem Cousin nach. Was hatte er mit de Morgan besprochen, das sie offensichtlich nicht hören sollten?
Der französische Archäologe betrachtete Jabari und Ramses fasziniert. » Mon Dieu , diese Waffen, die Sie tragen!«
Nicht ohne einen Anflug von Stolz fasste Jabari nach dem Elfenbeingriff seines Krummsäbels. Das Schwert war ein Symbol der Stammesführer und wurde seit Urzeiten von einer Generation zur nächsten weitergereicht.
»Aber Pistolen und Gewehre sind so weit überlegen«, fuhr de Morgan fort und tupfte sich den Schnauzbart mit einer Serviette. »Ich schätze, das liegt an der Kultur. Ägypter sind doch sehr schlicht im Vergleich zu zivilisierten Gesellschaften wie der französischen.«
Kenneths Magen krampfte sich zusammen, während Jabari wütend die Zähne zusammenbiss. Der Scheich bedachte de Morgan mit einem vernichtenden Blick und wandte sich ab. Die breiten Schultern durchgestreckt, schritt er davon.
Allein mit de Morgan und einem schäumenden Ramses, empfand Kenneth den Zusammenprall seiner zweier Welten als besonders unangenehm.
Ramses sah ihn fragend an. Wer bist du?, schien sein Blick zu sagen. Der Duke of Caldwell oder Khepri? Bist du immer noch unser Bruder?
Ein Bruder nähme eine derartige Beleidigung nicht stillschweigend hin.
De Morgan, der überhaupt nicht mitbekam, wie angespannt die Stimmung war, stand auf und trat unter dem Baldachin hervor, um sich die Krümel vom edlen Leinenanzug zu bürsten. Kenneths Blick fiel auf eine Schale mit glänzend polierten importierten Früchten auf dem Tisch: Orangen und Bananen. Da hatte er eine Idee. Er nahm eine Banane, warf sie Ramses zu und sagte leise auf Arabisch: »Setz dich hin, warte auf mein Stichwort und schäl sie dann mit deinem Dolch!«
Der Wächter sah ihn interessiert an. De Morgan kehrte zurück und setzte sich wieder, da lehnte Kenneth einen Ellbogen auf den Tisch.
»Sie
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