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Leidenschaft der Wüste: Sie suchte seinen Schutz - und fand die Liebe (German Edition)

Leidenschaft der Wüste: Sie suchte seinen Schutz - und fand die Liebe (German Edition)

Titel: Leidenschaft der Wüste: Sie suchte seinen Schutz - und fand die Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bonnie Vanak
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Kenneths fragenden Blick hin seufzte Jabari und sah auf einmal wie ein mitgenommener Vater und nicht wie ein arroganter, stolzer Scheich aus. »Badra brachte ihm das Wort bei, damit er es für die andere Sache benutzt, die uns ebenso wichtig ist wie sein Sprechen.«
    »Lesen?«
    »Nein, auf die Latrine zu gehen. Aber Tarik nimmt das Wort für alles und jedes.«
    Kenneth lachte, als der Kleine erneut kreischend um sie herumlief. »Wo sind seine Kleider?«, fragte er.
    »Er hat sie wieder einmal in die Latrine geworfen.«
    Ramses lachte schallend und hielt sich die Seiten. Jabari quittierte es mit einem finsteren Blick. »Wart’s nur ab, mein Freund, bald ergeht es dir nicht besser – ganz im Gegenteil: Du hast Zwillinge, also doppelt so viel Ärger. Und dann werde ich derjenige sein, der lacht.«
    Kenneth sah den Sohn des Scheichs an, hockte sich hin und stützte das Kinn auf die Faust. »Hallo, Tarik«, begrüßte er den Jungen auf Arabisch.
    Das Kind blieb ruckartig stehen und starrte Kenneth mit seinen riesigen dunklen Augen an. Der Wüstenwind zurrte an seinem Haar. Nachdenklich steckte der Kleine den Daumen in den Mund und betrachtete Kenneth stumm.
    Dieser streckte ihm die Hand hin. Das Sonnenlicht traf auf den herzöglichen Onyxring und brachte ihn zum Funkeln. Als Kenneth bemerkte, wie fasziniert Tarik den Ring ansah, nahm er ihn von seinem Finger und hielt ihn in die Höhe.
    »Hübsch?«, fragte er auf Arabisch.
    Der Kleine nahm staunend den Ring. Hinter ihnen hörte Kenneth Jabari sagen: »Khepri, ich glaube, das ist keine gute …«
    »Aa!«, schrie Tarik vergnügt und rannte mit Kenneths Ring geradewegs in Richtung der Latrinen am äußersten Lagerrand. Ramses lief hinter ihm her und schwang den Jungen in seine Arme und brachte ihn zu den anderen zurück. Grinsend reichte er Jabari seinen Sohn und Kenneth seinen Ring.
    »Dein Erbstück hätte beinahe eine recht geruchsintensive Bestattung erlebt. Und glaub ja nicht, dass ich ihn dir da wieder rausgeholt hätte!«
    Kenneth blickte auf das Symbol seines Adelstitels und steckte es ein. »Hier ist er wohl sicherer«, murmelte er.
    Die Wahrheit war, dass der Ring sich an seiner Hand ohnehin zu schwer und vor allem zu fremd anfühlte – wie so vieles dieser Tage.

Kapitel 12
    E ine ganze Zeit später kam Kenneth zum Abendessen ins Zelt des Scheichs.
    Mit einer über Jahre antrainierten Geschmeidigkeit setzte er sich auf den Teppich und überkreuzte die Beine. Seine englische Kleidung kam ihm in diesem Wüstenzelt deplaziert vor, wenngleich die Vertrautheit der Umgebung alles Fremde überwog: der Wüstenwind, der draußen über den Sand strich, der scharfe Duft, der von den Kochstellen herüberwehte, das leise Lachen der Frauen. Wie hungrig er war, bemerkte er erst, als Elizabeth und Katherine begannen, ein Gericht nach dem anderen auf dem kleinen Podest abzustellen.
    Jabari zog eine Braue hoch, als er sah, wie Kenneth auf die Schalen starrte: geröstetes Lamm in Reiswickeln, kleine würzige Pasteten, flaches Brot und Joghurtsauce, Knoblauch. Kenneth konnte jede einzelne Zutat bestimmen. Und nach einem Jahr mit massigen Fleischstücken, die in schweren Sahnesaucen schwammen, kehrte erstmals sein Appetit zurück.
    »Wir dachten, du würdest gern ein paar deiner früheren Leibspeisen essen«, bemerkte der Scheich.
    Ein paar? Kenneths und des Scheichs Blick begegneten sich, und da war wieder die Zuneigung, die sie über Jahre verbunden hatte. Vor lauter Rührung hatte Kenneth einen Kloß im Hals, denn dieses Mahl und Jabaris Ausdruck verrieten, was er nicht aussprach.
    Willkommen zurück! Willkommen zu Hause!
    Kenneth verbarg seine Gefühle, als der Scheich ein Stück von dem flachen Brot abbrach, es in die Sauce tunkte und ihm reichte. Den Gast als Ersten zu bedienen war Sitte. Kenneth aß und seufzte genüsslich.
    Tarik saß auf dem Schoß seiner Mutter und betrachtete das Essen mit großen Augen. Zwischen Ramses und Katherine saßen zwei Winzlinge von ungefähr einem Jahr, ein Mädchen und ein Junge. Beide hatten ebenholzschwarzes Haar und leuchtend grüne Augen: Fatima und Asad, ihre Zwillinge.
    Elizabeth bestrich ein flaches Brotstück mit Joghurtsauce und gab es Tarik. Das Kind beäugte das Brot mit der Ernsthaftigkeit eines Archäologen, der eine Pyramide mustert, dann warf er es seinem Vater ins Gesicht. Weiße Sauce tropfte von Jabaris dunklem Bart.
    »Aa!«, rief Tarik fröhlich.
    »Ah ja. Mein Sohn, der künftiger Anführer unseres Volkes«,

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