Leidenschaft der Wüste: Sie suchte seinen Schutz - und fand die Liebe (German Edition)
auf, während sie vergeblich versuchte, den Sinn seiner Worte zu begreifen.
»Deine Tochter, Jasmine – du machst das hier für sie, oder?«
»Sie ist meine Schwester …«, widersprach Badra.
Ihr Leugnen war zwecklos. Sie hatte ihm noch nie etwas vormachen können. »Nein, Badra, sie ist deine Tochter. Sie hat deine Augen, dein trotziges Kinn. Und dann das, was du über die Liebe einer Mutter sagtest. Sie ist die Tochter, die du mit Fareeq bekommen hast. Ich weiß es, Jabari auch.«
Eine entsetzliche Furcht packte sie. »Er auch? Ich hatte Angst, es ihm zu sagen. Jabari meinte einmal, gäbe es Kinder von Fareeq, würde er sie als seine Feinde betrachten und müsste sie vernichten.«
»Jabari war wütend, als er das sagte. Er würde nie, niemals irgendein Kind von dir verletzen«, erklärte Kenneth sanft.
Dann wartete er, bis sie ihm in die Augen sah, und holte etwas aus seiner Tasche. Im nächsten Moment baumelte ihm die goldene Halskette von Amenemhat II. von seiner Hand. Badra stockte der Atem.
»Warum hast du versucht, sie zu stehlen, Badra? Für Rashid?« Als sie verwirrt die Stirn runzelte, fügte er hinzu: »Rashid hat in London versucht, mich zu töten, während ich schlief.«
»Rashid würde dich nicht töten!«, entgegnete sie. Dann allerdings hielt sie inne. Sie erinnerte sich daran, wie die beiden sich in dem Antiquitätengeschäft beinahe geprügelt hätten.
»Vielleicht wollte er mich bloß verwunden, um zu sehen, ob ich immer noch ein Krieger bin. Hat er dich gebeten, für ihn zu stehlen?«
»Nein! Er wusste davon und … und versuchte, mich zu schützen. Es war Omar, der Besitzer des Pleasure Palace. Fareeq verkaufte Jasmine an Omar, nachdem sie mir erzählt hatten, sie sei«, ihre Stimme versagte kurz, »gestorben. Omar wollte mich und benutzte Jasmine, um mich hierherzulocken. Der Preis für ihre Freiheit war, dass ich ihren Platz einnehme oder dass ich die Ketten für ihn stehle. Als ich sie nicht bekommen konnte, musste ich meine Freiheit gegen ihre eintauschen.« Sie schluckte und fügte leise hinzu: »Es tut mir leid. Ich war verzweifelt.«
»Wieso hast du mir nichts gesagt? Ich hätte dir geholfen.«
»Und wie? Mit einem Überfall, bei dem Jasmine womöglich verletzt worden wäre? Sie haben mir gedroht, sie an einen reichen Mann zu verkaufen, falls ich es dir erzähle. Ich hätte sie nie wiedergesehen.« Sie erschauderte heftig.
Kenneth ließ die Halskette auf den Tisch neben dem Bett fallen. Dann nahm er Badras Hände, um sie zu beruhigen. Bei aller Courage könnte er sie nicht hier herausschmuggeln. Bewaffnete Eunuchen bewachten das Bordell. Es war wie eine Festung.
Sie wies ihn darauf hin und sagte leise: »Ich weiß, dass es unmöglich ist, weil ich als Kind zu fliehen versuchte und es nicht schaffte.«
Kenneth hingegen schien zuversichtlich. »Es wird nicht ganz leicht, dich hier herauszubekommen, aber es ist nicht unmöglich.«
Für einen Moment war sie voller Hoffnung, doch diese starb gleich wieder. »Nein! Du kannst mich nicht herausholen. Es ist zu gefährlich. Niemand kann mich retten.«
Kenneth schenkte ihr sein altvertrautes Grinsen. »Das hast du auch gesagt, als wir uns zum ersten Mal begegneten. Erinnerst du dich? Und erinnerst du dich, was ich erwidert habe?«
Sie lächelte scheu. »Die Khamsin versagen nie.«
»Damals nicht und heute nicht. Ich werde einen Weg finden. Aber ich fürchte, es wird ein wenig dauern.«
»Du hast genau einen Monat.« Sie wurde ernst und seufzte. »Hauptsache, Jasmine ist in Sicherheit. Das ist das Einzige, was zählt.«
Kenneth staunte über Badras enorme Courage – und ertrug die Resignation in ihrer sanften Stimme nicht. Ein Kloß bildete sich in seinem Hals. Er stellte sich vor, wie sie ihren Körper schützend über ihre Tochter beugte, die großen schokoladenfarbenen Augen verängstigt, aber entschlossen. Die Angst war wie ein Eisklotz in ihrem Innern, und doch überwand sie sie, verdrängte sie um Jasmines willen. Badra konnte kämpferisch sein wie eine Wildkatze, wenn es um etwas so Wichtiges ging. Sie hatte sich zur Sklavin gemacht, um Jasmine die Freiheit zu schenken.
Kenneth empfand eine tiefe Ehrfurcht vor dieser Liebe. Er berührte sanft ihre Hand, um sie nicht zu erschrecken. Gott, sie war schon verängstigt genug – und kalt! Eiskalt, als hätte er sie eben aus dem Meer gefischt.
Noch dazu hielt sie sich steif wie eine Alabasterstatue, wie sie da auf dem Bett hockte und die Hände in ihre Seidenhose
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