Leidenschaft des Augenblicks
wie rasch man auskühlt. Ein paar Minuten im eisigen Wasser, dann hier an der kalten Luft, und schon ist es vorbei.«
Hatch sah Alex an. »Glauben Sie, er würde es aus eigener Kraft zurück zum Haus schaffen?«
Alex runzelte nachdenklich die Stirn. »Kaum. Die Luft hat nicht einmal zehn Grad, und es sind bestimmt zwanzig, fünfundzwanzig Minuten bis zum Haus. Er war lange genug im Wasser, um den Unterkühlungsprozeß in Gang zu setzen. Also, ich würde sagen, seine Chancen, ohne Hilfe zum Haus zurückzukommen, sind gleich null.«
»Das können Sie nicht mit mir machen«, wimmerte Bright verzweifelt. Panische Angst veränderte seine Stimme.
»Schwimmen Sie zum Ufer«, befahl Hatch. »Ich warte dort mit einer Decke. Sie erzählen mir ein paar Dinge, die mich interessieren, und ich lasse Ihnen die Decke. Wenn Sie nicht reden wollen, packe ich meine Decke wieder ein und verschwinde.«
Es war reine Erpressung, da jeder Widerspruch einem Todesurteil gleichkam. Das wußten alle. Auch Bright. Er schwamm auf das Ufer zu.
Hatch nahm eine der Decken und sprang aus dem Boot auf die Felsen. »Wartet hier auf mich«, befahl er.
Er beeilte sich nicht, dem anderen Mann zu Hilfe zu kommen. Als er Bright erreichte, hatte sich dieser bereits aus dem Wasser gezogen und schlotterte am ganzen Leib. Bei dem Sturz vom Boot hatte er seine Brille verloren und blickte Hatch jetzt aus zusammengekniffenen Augen an.
»Geben Sie mir die Decke«, zischte er.
Hatch blieb wenige Meter vor ihm stehen. »Zuerst erzählen Sie etwas über Ihre Organisation.«
Brights Augen wurden größer. »Wer sind Sie, verdammt noch mal? Was ist überhaupt mit Hoffman und Landis passiert?«
»Die beiden haben wir ausgeschaltet. Reden Sie jetzt, Bright. Ohne diese Decke schaffen Sie es nie zurück zum Haus.«
»Verpissen Sie sich!«
»Wie Sie meinen.« Hatch drehte sich um und tat so, als wolle er zum Boot zurückgehen.
»Warten Sie«, schnatterte Bright mit klappernden Zähnen. »Sie können mich doch hier nicht einfach stehenlassen.«
Hatch blickte über seine Schulter zurück. »Ich wüßte keinen Grund, warum ich das nicht kann.«
»Scheiße! Ich könnte hier verrecken.«
»Das ist nicht mein Problem.«
Bright starrte ihn an. »Verdammt! Was ist hier los? Mir ist klar, daß Sie ein Profi sind. Ein knallharter. Hat die Mutter des Mädchens Sie engagiert?«
»Ich bin bloß ein Geschäftsmann, Bright.«
»Geschäftsmann, Unsinn. Wer sind Sie, verdammt noch mal? Wer hat Sie angeheuert?«
»Sie erinnern sich an die Frau, die Sie vor ein paar Minuten mit dem Revolver bedroht haben?«
»Was ist mit ihr?« knurrte Bright.
»Man könnte sagen, ich habe es für sie getan. Sie ist die Lady, die ich heiraten werde.«
»Scheiße!«
»Jetzt verstehen Sie vielleicht, warum ich keinerlei moralische Skrupel hege, Sie hier draußen erfrieren zu lassen.« Hatch drehte sich wieder um und ging in Richtung Boot.
»Warten Sie, verdammt noch mal! Ich komme mit.« Auf unsicheren Beinen stakste Bright hinterher. »Sie müssen mich mitnehmen. Ich glaube nicht, daß ich es bis zum Haus schaffen werde. Ich friere mich zu Tode.«
Hatch blieb stehen und überlegte. Dann schüttelte er den Kopf. »Nein. Ich glaube nicht, daß es sich lohnt, Sie mitzunehmen. Wenn ich wüßte, daß Sie bei der Polizei auspacken, dann würde ich ja sagen. Aber ich glaube nicht, daß Sie das tun.«
»Ich habe gesagt, Sie sollen warten. Ich werde reden.« Bright war jetzt ganz offensichtlich am Rand der Verzweiflung.
Hatch schwenkte die Decke vor seiner Nase. »Beweisen Sie's. Erzählen Sie mir irgendwas Interessantes.«
»Was denn zum Beispiel?«
»Zum Beispiel, mit welcher Bank Sie arbeiten. Verraten Sie mir, wo das Geld hinfließt. Erklären Sie mir, wie Sie es verwenden. Überzeugen Sie mich. Und dann zeigen Sie mir etwas, das ich als Beweis akzeptieren kann.«
Im fahlen Mondlicht blickte Edwin Bright ihn finster an. Dann wurde er von einem neuen Kälteschauer geschüttelt. Wortlos griff er in seine Tasche, zog eine tropfnasse Brieftasche heraus und hielt sie Hatch hin.
»Da drinnen finden Sie eine Liste mit meinen Konten«, murmelte er mit klappernden Zähnen. »Und einen Schlüssel zum Safe im Haupthaus.«
»Das klingt ja ganz vielversprechend.« Hatch reichte ihm die Decke und begann, Brights Brieftasche zu durchsuchen.
Bright wickelte sich in die Decke und fing an, sich der nassen Kleidungsstücke zu entledigen. »Ich hatte recht, nicht wahr? Sie sind ein Profi. Regierung
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