Leidenschaft des Augenblicks
Tatsachen konfrontiert.«
Susan nickte. »Ich glaube, das stimmt. Edwin Bright besitzt zwar viel Charisma, aber wenn er keine klaren Beweise für seine Thesen Vorbringen kann, hat er bestimmt bald keinen einzigen Anhänger mehr.«
»Aber nicht alle, die für Bright gearbeitet haben, waren unschuldige Opfer«, warf Hatch nachdenklich ein. »Ein paar haben es des Geldes wegen getan. Landis und Hoffman zum Beispiel. Die kann man beim besten Willen nicht als Unschuldslämmer bezeichnen.«
David sah ihn überrascht an. »Meinst du, es könnte sein, daß auf der Insel noch mehr solche Muskelmänner wie Landis und Hoffman herumlaufen?«
Hatch zuckte die Schultern. »Woher soll ich das wissen? Ich bin Geschäftsmann, kein Detektiv. Aber hier geht es um einen verdammten Batzen Geld, und ich könnte mir gut vorstellen, daß Bright neben den beiden noch ein paar andere Schlägertypen auf der Gehaltsliste stehen hatte.«
Susan runzelte die Stirn. »Falls das stimmt, dann habe ich sie nie zu Gesicht bekommen. Auf der Insel waren jedenfalls immer nur die beiden.«
»Das ist wenigstens ein kleiner Trost«, meinte Hatch und trank noch einen Schluck Cola.
»Ich bin überzeugt, die Polizei wird die Schuldigen sehr schnell finden«, erklärte Jessie forsch, konnte Hatch aber dabei nicht in die Augen schauen. »Darf ich noch mal um eure Aufmerksamkeit bitten.« Sie klopfte mit dem Fingernagel gegen ihr Glas. »Bevor wir diese Feier abbrechen, möchte ich noch einen Toast ausbringen. Auf Hatch - ohne dessen unermüdliche Unterstützung und hervorragende Leitung das Unternehmen wahrscheinlich nie zustande gekommen wäre.«
Hurrarufe wurden laut.
»Vergiß bitte nicht, meine Gold Card zu erwähnen«, sagte Hatch. »Ohne die hätte uns der Kerl unten im Yachthafen schließlich niemals mitten in der Nacht ein Boot vermietet.«
»Auf Hatchs Gold Card«, wiederholte Jessie gehorsam. Es war ein Scherz. Sie war sich sicher. Genaugenommen sogar völlig sicher. Es mußte einfach ein Scherz sein.
»Auf Hatchs Gold Card.«
»Auf Hatchs Gold Card.«
Hatch begegnete Jessies Blick und lächelte. »Ich möchte auch noch einen Toast ausbringen«, sagte er leise. »Auf Jessie. Die mich heiraten wird. Bald. Nicht wahr, Jessie?«
Plötzlich senkte sich Schweigen über den Raum. Jessie erstarrte. Das Glas auf halbem Wege zum Mund, begegnete sie Hatchs Blick und konnte nicht mehr wegsehen. Sie liebte ihn. Und was hatte er für sie nicht alles getan. Ganz bestimmt würde kein Mann soviel für eine Frau tun, die er nicht wenigstens ein bißchen gern hatte. Sie holte tief Luft.
»Ja«, sagte Jessie.
Dieses Mal fielen die Hochrufe so laut aus, daß die Bilder an den Wänden wackelten. Hatch sah Jessie zufrieden an, während Alex und David beifällig pfiffen.
»Wurde ja allmählich auch Zeit«, sagte Hatch leise.
Jemand klopfte laut gegen die Wand, und aus dem Nachbarzimmer ertönte die ungehaltene Stimme eines Mannes.
»Herrgott noch mal, seien Sie doch endlich ruhig! Bei dem Krach kann man ja kein Auge zutun.«
Hatch stöhnte, schloß die Augen und ließ sich tiefer in seinen Sessel sinken.
Jessie grinste. »Das ist schon das zweite Mal, daß man Hatch hier fast rauswirft«, erklärte sie den anderen. »Ich schätze, wir verbringen unsere Flitterwochen lieber woanders, oder, Hatch? Es wäre für dich vielleicht etwas peinlich hier.«
»Ich hatte dieses Gasthaus nie als Flitterwochenquartier in Erwägung gezogen«, murmelte er und blinzelte aus immer noch halbgeschlossenen Augen. »Die Zimmer haben kein Telephon. Das hieße: keine Geschäftsgespräche, keine Möglichkeit, Fax und Modem anzuschließen. Also vollkommen indiskutabel.«
Jessie warf ein Kissen nach ihm, und die anderen brachen in Gelächter aus.
Als Jessie eine ganze Weile später aus dem Bad kam, war Hatch bereits im Bett und hatte das Licht ausgeknipst. Sie konnte sehen, daß er sie erwartete; seine breiten Schultern hoben sich dunkel von dem schneeweißen Kopfkissen ab. Es war das erste Mal, daß sie mit Hatch allein war, seit sich die anderen zum Schlafen in ihre eigenen Zimmer zurückgezogen hatten. Es war das erste Mal, daß sie mit ihm allein war, seit sie eingewilligt hatte, seine Frau zu werden.
»Was ist los, Jessie?« Seine Stimme klang tief und dunkel. »Bist du nervös, wo die anderen jetzt weg sind?«
»Nein. Natürlich nicht. Warum sollte ich denn nervös sein?« Im selben Augenblick stieß Jessie mit dem Zeh gegen ein Stuhlbein, geriet ins Stolpern und
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