Leidenschaft des Augenblicks
stürzte direkt auf das Bett. Verschämt vergrub sie ihr Gesicht in der Bettdecke. »Wie kann ich einen Mann heiraten, in dessen Gegenwart ich nicht einmal vernünftig gehen kann?«
»Ganz genauso, wie ich eine Frau heiraten kann, die mich dazu bringt, mitten in der Nacht in dunklen Wäldern umherzustreifen und mit bewaffneten Schlägertypen Verstecken zu spielen«, konterte Hatch. »Wir müssen einfach verdammt vorsichtig sein.«
Jessie versuchte, ihr Lachen zu unterdrücken, doch es gelang ihr nicht. »Das war ein Scherz. Ich bin mir absolut sicher.«
»Du irrst dich. Ich meine jedes Wort ernst, das ich sage. Ich habe es noch nie im Leben ernster gemeint.« Hatch zog sie hoch, sah ihr tief in die Augen und fuhr mit den Fingern durch ihr Haar. »Jetzt sind wir verlobt, Jessie. Ganz offiziell.«
»Ja.« Sie spürte, wie ihre Unterlippe zitterte. Verzweifelt rang sie mit sich. Dann sagte sie es doch: »Hatch, ich liebe dich.«
»Das ist sehr schön.« Er senkte seinen Mund auf ihre Lippen, drehte sie auf den Rücken und legte sich auf sie. »Ich wünsche mir, daß du mich liebst, Jessie. Ich wünsche es mir so sehr«, murmelte er gegen ihren Mund. Dann vertiefte er den Kuß. Seine Zunge suchte die ihre.
Jessie hatte das Gefühl, zum zweitenmal in dieser Nacht in tiefes Wasser zu stürzen. Doch dieses Mal war das Wasser warm, nicht eisig kalt. Sie schlang ihre Arme um Hatchs Hals, während er sie in die Kissen preßte. Sekundenlang konnte sie an nichts anderes als an das bevorstehende Liebesspiel denken; Vergangenheit und Zukunft spielten keine Rolle. Sie wollte nur Glück empfangen und Glück geben, befriedigt werden und Befriedigung schenken.
Ihre Augenlider flatterten, als sie merkte, wie Hatchs Hand langsam tiefer glitt und den Saum ihres Nachthemds anhob. Dann fühlte sie seine Finger zwischen ihren Schenkeln - und hielt den Atem an.
Er berührte sie, streichelte sie. Durch den dünnen Stoff ihres Nachthemds fanden seine Lippen ihre Brustspitzen, während seine Finger immer dreister wurden. Als sie sich seiner Hand entgegenhob und leise aufschrie, stöhnte er.
»Faß mich an«, murmelte er. »Ja! Halt mich fest. O mein Gott, Jessie. Ja!«
Unter der Decke war er nackt, und sie fühlte seine harte Erregung, die sie vorsichtig mit der Hand umschloß.
»Warte.« Er holte tief Luft, wandte sich von ihr ab und suchte etwas auf dem Nachttisch. »Eine Sekunde. Ich weiß, daß es hier irgendwo liegen muß.«
Sie öffnete wieder die Augen und sah das Verlangen in sei-nem Blick. Ganz leicht, behutsam, berührte sie seine Wange. »Du hast doch gesagt, du möchtest Kinder...«
»Ja. Verdammt. Ja. Jessie, bist du sicher?«
»Ja. Ich bin mir sicher. Mit etwas Übung würdest du bestimmt ein sehr guter Vater sein, Hatch.«
Er suchte nicht länger nach dem Kondom, sondern legte sich wieder auf sie. Seine Lippen preßten sich auf ihre, während er in ihre feuchte Wärme eindrang.
Hatch lag noch eine ganze Weile wach, nachdem Jessie in seinen Armen eingeschlafen war. Er hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt, beobachtete die Schatten an der Zimmerdecke und dachte über die Zukunft nach.
Es war nämlich keineswegs alles so sonnenklar und rosig, wie Jessie sich das vielleicht vorstellte. Hatch war sich bewußt, daß die Möglichkeit drohenden Unheils keineswegs aus der Welt geschafft war, nur weil Jessie ihm ihr Jawort gegeben hatte. Es lag in seiner Natur, die Vor- und Nachteile gegeneinander abzuwägen und, wenn die Zeit dafür reif war, auch Risiken einzugehen. Das Leben hatte ihm nichts geschenkt, aber er hatte damit umzugehen gelernt - im privaten Bereich ebenso wie im Geschäftsleben.
Er wußte, daß es richtig gewesen war, sich an Jessie und damit an Benedict Fasteners und den ganzen Familienclan zu binden. Dieses Ziel hatte auf seiner Prioritätenliste ganz oben gestanden. Jessie liebte ihre Familie und war ihr treu ergeben, und er war auf dem besten Weg, Teil dieser Familie zu werden. Solange nicht irgend etwas Unerwartetes geschah, das Jessie zwingen würde, sich zwischen ihm und dem Rest des Clans zu entscheiden, würde alles wunderbar funktionieren.
Und Jessie vor eine derartig brutale Entscheidung zu stellen, war das letzte, was Hatch wollte.
Doch machte er sich in dieser Hinsicht nichts vor. Er war sich darüber im klaren, daß seine Chancen keineswegs gut stünden, sollte Jessie jemals gezwungen sein, zwischen ihm und ihrer Familie zu wählen. Für Jessie war die Familie immer das
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