Leidenschaft des Augenblicks
nur um dich, Jessie. Die Zukunft einiger Menschen steht auf dem Spiel«, konterte Connie erbost. »Das Einkommen meiner Tochter ist nicht mehr gesichert. Und auch deine und Davids Einnahmen aus Benedict Fasteners sind betroffen. Du kannst jetzt nicht einfach verschwinden.«
»O doch, das kann ich.« Jessie lächelte freundlich. »Ich werde euch mal was sagen: Es fällt mir keineswegs so schwer, wie ich anfangs befürchtet hatte. Und außerdem sollten wir die Sachlage realistisch betrachten. Kein Mensch wird deswegen Hungers sterben. Vielleicht werdet ihr nicht so reich, wie ihr es euch erträumt habt, wenn Benedict Fasteners nun doch nicht expandieren kann, aber so schlimm wird es nun auch wieder nicht.«
»Du machst wohl Witze?« Constance wirkte angewidert.
»Wenn du nicht mehr hier bist, um mit Vincent zu verhandeln, kann die Lage sich sehr rasch verschlimmern.«
Lilian nickte. »Sie hat recht, Jessie. Es könnte wirklich ausgesprochen unangenehm werden. Vincent wird uns um jeden Penny betteln lassen. Du weißt ja, wie er ist.«
»Dann bittet ihn eben nicht um Geld. Das wird ihn ganz schnell ganz wahnsinnig machen«, schlug Jessie nüchtern vor. »Er genießt die Macht, die er via Geldbörse ausüben kann. Ich würde euch raten, ihn einfach links liegen zu lassen.«
»Einfacher gesagt als getan«, bemerkte Lilian leise. »Wenn ich mir vorstelle, was aus Benedict Fasteners hätte werden können...« Sie beendete den Satz nicht.
»Du sprichst davon, die Erbschaft meiner Tochter zu schmälern, die immerhin beträchtlich sein könnte, falls Benedict ein großer Konzern wird«, warf Constance spitz ein.
»Elizabeth wird auch so klarkommen. Sie hat nie Dads Geld gewollt, sondern immer nur seine Liebe und Aufmerksamkeit.«
»Nun, auch davon wird sie kaum noch etwas erhalten, wenn du erst einmal weg bist«, warf Constance ein.
»Und du solltest auch dein eigenes Erbteil bedenken, Jessie«, schalt Lilian. »Natürlich ist es leicht, jetzt zu sagen, du verzichtest der Liebe wegen auf alles, aber wie wird es in fünf Jahren sein, wenn du selber Kinder hast?«
»Es wäre schön, wenn meine Kinder einen Großvater hätten«, sagte Jessie. »Aber sein Geld werden sie nicht brauchen. Und ich auch nicht.« Sie stand auf und hängte sich ihre Tasche über die Schulter.
»Jessie«, sagte Lilian rasch. »Bitte denk darüber nach. Du warst dir deiner Gefühle für Hatch von Anfang an nicht sicher. Überstürze jetzt nichts. Laß dir mit allem Zeit. Denk daran, was alles von deiner Entscheidung abhängt. Du kennst Hatchs Motive doch überhaupt nicht. Vielleicht möchte er dich irgendwie gegen Vincent ausspielen. Er benutzt dich möglicherweise nur.«
»Nein, er wird mich nicht benutzen. Er liebt mich.« Jessie lächelte. »Er liebt mich um meiner selbst willen, nicht, weil ich zu irgend etwas nütze wäre. Wenn überhaupt, dann habe ich Hatch vermutlich mehr Sorgen und Verdruß bereitet, als er es jemals für möglich gehalten hätte.«
»Wovon redest du?« wollte Lilian wissen.
»Betrachte es doch einmal von der Seite, Mom: Ich habe ihn in ein verrücktes Abenteuer hineingezogen. Fast wäre er wegen mir ums Leben gekommen. Indem er versucht hat, mich aus meiner Familienvermittlerrolle zu befreien, hat er eine blendende Zukunft bei Benedict Fasteners aufs Spiel gesetzt. Und jetzt muß er meinetwegen noch einmal ganz von vom anfangen.«
»Du siehst das Ganze viel zu subjektiv.«
»Da wäre ich mir nicht so sicher.« Jessie ging zur Tür, blieb dann aber, den Türknauf in der Hand, noch einmal stehen. »Selbst objektiv betrachtet hat er sich verdammt angestrengt, um mich zu erobern, oder wollt ihr das etwa abstreiten? Ich würde sagen, der Mann ist ganz offensichtlich verliebt.«
»Jessie, wir möchten doch nur, daß du dir alles noch mal in Ruhe überlegst«, hakte Lilian schnell nach. »Was ist, wenn Vincent so wütend ist, daß er die Firma einfach verkauft? Und selbst wenn er es nicht tut - wir wissen doch alle, daß das Unternehmen unbedingt modernisiert werden muß, um konkurrenzfähig zu bleiben. Und Vincent ist nicht der Mann dafür. Die Möglichkeit, Benedict Fasteners zu einem großen Konzern auszubauen, ist viel zu naheliegend, um sie einfach wegzuwerfen.«
»Doch dazu bräuchtet ihr Hatch, aber Dad hat Hatch gefeuert«, brachte Jessie in Erinnerung.
»Aber du könntest das Ganze wieder in Ordnung bringen, verdammt noch mal.« Constance hob verzweifelt die Hände. »Du weißt, wie man Vincent anpacken
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