Leidenschaft des Augenblicks
gesprochen. Sie hat erwähnt, daß du verheiratet warst und deine Frau verloren hast. Das hat uns dann auf das Thema gebracht, daß Männer dazu neigen, ihre zweite Frau nach denselben Kriterien auszusuchen wie ihre erste. Connie und sie sind sich nämlich nicht umsonst so ähnlich. Mom sagt, Männer wären Gewohnheitstiere. Vor allem, wenn es um Frauen ginge. Sie fühlten sich immer vom gleichen Typ Frau angezogen, wenn du weißt, was ich meine, und...«
»Ich finde, das reicht jetzt, Jessie.«
Er hatte recht. Sie hatte angefangen, unzusammenhängendes Zeug zu schwafeln. »Tut mir leid.«
»Du bist überhaupt nicht wie sie.«
»Oh.« Jessie atmete unbewußt erleichtert auf.
»Sie hatte blonde Haare und blaue Augen.«
»Aha. Sicher war sie sehr hübsch.«
Hatch zögerte. »Ja. Aber ganz anders als du.« Wieder schwieg er einen Augenblick. »Sie war größer als du.«
»Aha.«
Hatch zuckte die Schultern. »Das ist eigentlich alles«, sagte er barsch. »Wolltest du sonst noch was wissen?«
»Nein, nichts.«
»Gut.« Er klang erleichtert.
»Wie war sie?«
»Was zum Teufel meinst du damit?«
»War sie nett?«
»Verdammt, Jessie!«
»Hast du sie sehr geliebt?« Sie wußte, daß sie damit aufhören sollte, solange noch Zeit war, aber irgend etwas hinderte sie
daran. Die Fragen drängten sich ihr einfach auf, beschäftigten sie. Und sie wollte Antworten.
Hatch blieb stehen und drehte sie zu sich herum, so daß sie ihm ins Gesicht sehen konnte. In dem matten Licht, das durch das Fenster eines nahegelegenen Hauses auf die Straße fiel, bemerkte sie, daß seine Gesichtszüge härter und kälter waren als gewöhnlich. Jessie wünschte, sie hätte ihren Mund gehalten.
»Jessie...«
»Es tut mir leid, Hatch«, flüsterte sie. »Laß uns nicht mehr darüber reden. Vergessen wir's, okay? Es geht mich ja auch nichts an. Das ist mir schon klar.«
Er schüttelte langsam den Kopf. »Ich kenne dich zu gut, Jessie. Du kannst es nicht vergessen. Du wirst immer daran denken und alle möglichen Fragen mit dir herumtragen.«
Sie schloß die Augen, da sie wußte, daß er recht hatte. »Ich werde nie wieder ein Wort darüber verlieren. Das verspreche ich.«
»Sicher.« Er seufzte. »Als wir heirateten, habe ich geglaubt, sie zu lieben. Sie war alles, was ich mir von einer Frau erträumt hatte. Und meine Karriere lag ihr genauso am Herzen wie mir selber. Sie war sehr schön und verständnisvoll und hat mich immer unterstützt. Sie stammte aus der Welt, in die ich mich gerade hocharbeitete, und sie wußte, wie man sich in dieser Gesellschaftsschicht benimmt. Ich war auf dem Weg nach oben, und sie förderte mich. Die perfekte Gattin eines Geschäftsmannes.«
»Hatch, bitte sag jetzt nichts mehr.«
»Sie hat genauso schwer gearbeitet wie ich, um mich nach oben zu bringen. Sie war eine wunderbare Gastgeberin, wenn ich Geschäftsfreunde mit nach Hause brachte. Sie achtete darauf, daß wir in den richtigen Clubs verkehrten. Sie hat sich nie beklagt, wen ich auf Geschäftsreise mußte. Sie hatte Verständnis für meinen Beruf. Sie hat sich auch nie darüber aufgeregt, wenn ich zu spät zum Essen heimkam oder zu erschöpft war, um mit ihr zu schlafen.«
»Hatch, ich habe wirklich keine Lust, mir das noch weiter anzuhören.«
»Und ich habe keine Lust, darüber zu reden. Aber du hast damit angefangen, also bringen wir die Sache hinter uns. Um es kurz zu machen: Wir waren ungefähr vier Jahre lang glücklich miteinander. Ich hatte eine gute Position in einem aufstrebenden Unternehmen. Unsere Zukunft schien gesichert, und ich fing an, über Kinder nachzudenken. Sie meinte, wir sollten damit noch etwas warten. Und dann passierte alles auf einmal.«
»Was passierte?«
»Die Firma, für die ich arbeitete, wurde plötzlich von der Konkurrenz aufgekauft. Sie haben mich und einen Großteil der Geschäftsleitung entlassen. Das ist bei solchen Firmenübernahmen üblich. Aber Olivia wurde damit nicht fertig. Ihrer Ansicht nach waren wir wieder dort, wo wir Jahre zuvor angefangen hatten.«
»Und das hat sie so hart getroffen?«
»Sagen wir einfach, sie war nicht besonders interessiert daran, noch einmal ganz von vorn zu beginnen, und ich konnte ihr daraus keinen Vorwurf machen. Ich war ja auch nicht begeistert von der Idee, aber ich wußte, daß ich es schaffen würde. Ich habe an mich geglaubt, aber sie nicht. Wir fingen an, miteinander zu streiten. Sie hat mich für alles verantwortlich gemacht. Und dann ist sie bei einem Autounfall
Weitere Kostenlose Bücher