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Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt

Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt

Titel: Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
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behandelst.«
    »Laß deinen alten Herrn aus dem Spiel, Freundchen. Das hier geht nur dich und mich an.« Er ließ Billy los und versetzte ihm dabei einen Stoß, daß er auf den Rücken fiel. Bevor er sich wieder aufrappeln konnte, packte Shay den Jungen unsanft und zog ihn hoch. »Man erzählt sich, daß du dich gestern abend an einem der Mädchen im Saloon ausgetobt hast. Wie ich gehört habe, sollst du es übel zugerichtet haben. Ich kann einfach nicht glauben, daß so ein anständiger Bürger wie du, Billy-Boy, so etwas getan haben soll. Sag mir doch, daß das alles nicht wahr ist, damit ich ruhig schlafen kann.«
    »Was denn, du machst dieses ganze Theater wegen einer Hure?« Billys Gesichtsfarbe wechselte erneut. Er wurde blaß. »Zum Teufel, McQuillan, ich habe gutes Geld für die Nutte bezahlt. Da kann ich doch mit ihr machen, was ich will.«
    »Du hast vielleicht bezahlt«, erwiderte Shay, »aber nicht genug.« Mit einem kurzen Tritt kickte er Billys Beine weg und sah mit Genugtuung zu, wie der Widerling mitten in einen Pferdeapfel fiel.
    Jetzt konnte Billy sein Temperament nicht länger zügeln. Zornig rappelte er sich auf und zog seinen Revolver, von dem der Pferdedreck tropfte. Aber Shay hatte inzwischen längst gezogen und Kyle seinen Revolverlauf unter die Nase gepreßt. Sie starrten einander lange an, und es fehlte nicht viel, und einer von beiden hätte geschossen.
    Shay machte sich keine Illusionen. Auf diese Entfernung spielte es keine Rolle, daß Billys Revolver verdreckt und naß war. Die Kugel würde ihm, Shay, den Magen zerfetzen - und das wäre dann das Ende, doch vorher würde er noch Billy in die Hölle schicken.
    »Willst du wirklich mit dem Teufel tanzen, Billy?« fragte er und wusste , daß die nächsten Sekunden über Leben und Tod entscheiden würden.
    Billy schluckte mehrmals und senkte schließlich die Waffe. »Sie war doch nur eine Hure«, murmelte er.
    »Halt den Mund!« fauchte Shay und nahm ihm den Revolver ab. Er öffnete die Trommel und ließ die Patronen in den Schmutz fallen. »Ich habe von einer Frau gesprochen, Billy-Boy. Wenn du noch einmal eine schlägst, ob sie nun eine Hure oder eine Heilige ist, werde ich dich schlagen. Und das nicht zu knapp.«
    Shay steckte Billys Revolver in den Gürtel und ging davon. »Ich werde dich umbringen, du Hurensohn«, kreischte Billy Kyle.
    Shay drehte sich nicht um. Denn wenn er es getan hätte, hätte er abgedrückt - und das wäre kaltblütiger Mord gewesen.
     
    Die Musik war im ganzen Hotel zu hören. Sie hing in der Luft wie süßer Duft, schwoll manchmal laut an und war dann nur noch ganz leise, wie aus weiter Feme zu hören. Bisher hatte Aislinn die Tanzabende meist damit verbracht, an Thomas und Mark zu schreiben, oder sie hatte ein Buch gelesen, das sie sich in der kleinen Bücherei ausgeliehen hatte. Aber heute sehnte sie sich danach, Tanzschuhe anzuziehen und ein elegantes Kleid über einem spitzenbesetzten Unterrock zu tragen.
    Sie war mit Liza Sue allein im Schlafraum. Die anderen Mädchen bedienten entweder die Gäste oder beobachteten die Tanzenden von der hinteren Halle aus. Liza Sue lief nervös im Zimmer auf und ab, ging immer wieder zum Fenster, schob den Vorhang zur Seite und starrte in die warme Sommernacht.
    »Was ist los mit dir?« fragte Aislinn, während sie darüber nachdachte, ob Shay McQuillan in diesem Augenblick wohl eine Frau im Arm hielt und mit ihr über die Tanzfläche schwebte. Sie ärgerte sich über sich selbst, weil sie überhaupt an ihn dachte. Was kümmerte es sie, wen er im Arm hielt?
    »Er wird mich finden«, antwortete Liza Sue. „ Er wird so lange nach mir suchen, bis er mich gefunden hat.«
    »Wer?«
    »Billy Kyle. So heißt der Mann, der mich geschlagen hat.« Die Schwellungen in ihrem Gesicht waren etwas zurückgegangen, aber die grünblauen Flecken waren immer noch sichtbar. In dem schwarzen Baumwollkleid, das Eugenie ihr gegeben hatte, sah sie schmal und zerbrechlich aus - und noch jünger, als Aislinn sie eingeschätzt hatte.
    Aislinn legte die Feder zur Seite, mit der sie geschrieben hatte, obwohl sie den Brief an ihre Brüder noch nicht beendet hatte. Sie zitterte, und ihr war plötzlich ganz flau im Magen. »Wie alt bist du eigentlich?«
    Liza Sue schwieg und kaute auf ihrer Unterlippe. »Das spielt doch keine Rolle.«
    »Ich w il l es aber wissen«, erwiderte Aislinn leise.
    »Fünfzehn«, gestand Liza Sue. »Ich war dreizehn, als ich nach Prominence gekommen bin.«
    »Guter Gott!«

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