Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt
wieder so sein würde wie vorher.
»Ich auch«, erwiderte er leise lachend. Seine Stimme klang rau und unglaublich männlich. Dann zog er sie an sich und presste seine Lippen auf ihren Mund.
Aislinn erwiderte den Kuss ganz impulsiv. Sie hatte sich nicht vorstellen können, daß es so wunderbar sein könnte, in den Armen eines Mannes zu liegen und geküsst zu werden. Sie spürte, wie ihre Knie weich wurden und nachgaben, aber Marshall Shay McQuillan hielt sie ja fest.
4
Schließlich wandte sie sich von ihm ab. Sie war verzweifelt, irritiert und zitterte am ganzen Körper. Shay zwang Aislinn jedoch, ihn wieder anzusehen, wobei er ihr Kinn mit dem Zeigefinger anhob.
Ruhig und überlegt vorzugehen war gewöhnlich eine von Aislinns Stärken, doch daran war in diesem Moment gar nicht zu denken. Sie hatte zwar geglaubt, mittlerweile immun gegen Shays fragwürdigen Charme geworden zu sein, aber nun merkte sie, daß sie sich selbst nur etwas vorgemacht hatte. Sie konnte nicht mehr klar denken, sie spürte Angst und zugleich eine ihr unbekannte Sehnsucht, denn die Musik, die durch die Fenster und Türen aus dem Ballsaal des Hotels drang, hallte in ihrem Körper wider, pulsierte in ihren Adern und vernebelte ihre Sinne, als wollte ein listiger Zauberer sie mit Hilfe der Musik in seinen Bann schlagen.
»Bist du schon vergeben, Aislinn Lethaby?« fragte Shay mit heiserer Stimme. »Denn wenn du irgendwo einen Ehemann oder Liebhaber versteckt hast oder wenn ein Mann auf dem Weg in den Westen ist, dem du versprochen bist, dann sag es mir besser jetzt gleich.«
Ihr Gesicht wurde feuerrot. Da er sie nicht mehr festhielt, hätte sie sich umdrehen und Weggehen können, aber sie war nicht fähig, sich zu bewegen. »Ich habe keinen Ehemann! Und schon gar keinen Liebhaber! Für welche Art Frau hältst du mich eigentlich, Marshall ?«
Sein leises Lachen ließ sie erbeben. Die Musik in ihrem Inneren beschleunigte sich, dennoch bildete sie einen zarten Kontrast zu dem heftigen Pochen ihres Herzens. Aislinn fühlte, wie sein Lachen ihren ganzen Körper erfaßte - und plötzlich schien er ein Teil von ihr zu sein.
»Reg dich nicht auf, Liebes«, erwiderte er. »Ich habe die Frage ernst gemeint.« Dann beugte er sich zu ihr und küßte sie erneut zärtlich auf den Mund.
Aislinn war auch früher schon geküßt worden. Na ja, damals, zu Hause in Maine, da hatte schon mal einer der schüchternen Nachbarsjungen seine Lippen auf ihre Wange gedrückt. Und einmal, als sie in Kansas City Kaffee serviert hatte, war ein älterer Viehzüchter, ein Mann mit einem gewachsten Schnurrbart, aufgesprungen und hatte erklärt, daß er sie glühend verehrte. Sie hatte den Mann verblüfft angestarrt, da hatte er auch schon seine Arme um sie geschlungen und ihr einen feuchten schmatzenden Kuss auf den Mund gedrückt.
Diese Küsse waren allerdings nicht vergleichbar mit denen, die Shay McQuillan ihr an diesem Abend im Schatten der Hotelveranda gab, während die Musik sie leise umflutete. Seine Küsse trafen Aislinn wie Blitze, sie machten ihre Knie weich, raubten ihr den Atem - und versetzten sie in Verzückung.
»Meine Güte«, murmelte sie schweratmend, als sie endlich ihre Stimme wiederfand.
Noch einmal lachte er, hielt sie mit seinen kräftigen Händen an den Schultern fest und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. »Du solltest jetzt besser wieder reingehen, Aislinn, bevor Eugenie mit ihrem altertümlichen Schießprügel rauskommt und uns die Hölle heiß macht.«
»Ich schätze, das ist ein guter Rat, Marshall .« Eugenie stand in der offenen Tür. Ihre üppige Körperform war im Lichtschein deutlich zu erkennen, aber ihr Gesicht lag im Dunkeln, und ihre Stimme klang ausdruckslos.
Aislinn hielt die Luft an, und es dauerte eine Weile, bis sie wieder normal atmen konnte. Wenn Eugenie sie nach diesem Vorfall wegschicken würde, konnte sie ihren Traum begraben, ihre Brüder bald zu sich in den Westen kommen zu lassen. Sie warf Shay einen verzweifelten Blick zu und wollte fortlaufen.
Mit einer unglaublich schnellen Handbewegung hielt er sie auf. Sein Griff war fest, aber trotzdem zärtlich. »Gute Nacht, Aislinn«, sagte er ruhig. »Schlaf gut.«
Wie sollte sie gut schlafen? Wahrscheinlich würde sie in dieser Nacht kein Auge zutun - egal, ob Eugenie sie nun auf der Stelle wegschicken oder ihr Zeit lassen würde, so lange im Hotel zu bleiben, bis sie eine andere Unterkunft gefunden hatte. Sie nickte Shay nur kurz zu und h u sch te dann an Eugenie
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