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Leidenschaft in den Highlands

Leidenschaft in den Highlands

Titel: Leidenschaft in den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
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der eines Tages ein Teil von ihr und sie ein Teil von ihm sein würde.
    Ihre Kehle zog sich bei dem Gedanken daran, wie Kenlynn reagieren würde, zusammen. Die war bereits am Morgen sehr aufgelöst gewesen, als sie Avery gebeten hatte, nach dem Rechten zu sehen. Im Nachhinein schien es, als hätte ihre Mutter geahnt, dass etwas Schreckliches passiert war. Noch nie zuvor war William nach dem Abend in der Taverne nicht nach Hause zurückgekehrt.
    Kenlynn MacBaine hatte ein Gespür für Dinge, die noch gar nicht geschehen waren. Sie konnte nicht in die Zukunft blicken, wie es manche weise Frau von sich behauptete, doch sie war feinfühlig genug, umVeränderungen – und seien sie noch so gering – vor allen anderen wahrzunehmen. Ob sie sich womöglich bereits im hinteren Teil der Kapelle aufhielt?
    Ein leises Schluchzen ließ Avery herumfahren. Kenlynn stand nur wenige Schritte hinter ihr. Ihr Haupt war mit einem Tuch bedeckt, das bis zu ihren Knöcheln reichte. Die zierliche Frau wirkte gebrochen und einen ganzen Kopf kleiner als noch am selben Morgen. Ihr starrer Blick war auf Vater gerichtet.
    »Màthair. Es tut mir so leid«, hauchte Avery und breitete die Arme aus, um sie an sich zu drücken und zu trösten. Ihr eigener Schmerz war nicht wichtig. Sie musste nun für ihre Mutter da sein.
    Aber Kenlynn beachtete sie nicht und ging in kleinen, aber schnellen Schritten auf ihren Mann zu, um an seiner Seite niederzuknien und zu weinen. Avery betrachtete ihre Mutter, die nun gänzlich unter dem Stoff verschwunden war, und spürte ein Ziehen in der Herzgegend. Es tat weh, ihre Mutter so zu sehen. Klein, gekrümmt, am ganzen Körper bebend. Was konnte sie nur tun, um ihren Schmerz zu lindern? Es gab dagegen kein Mittel, genauso wenig wie es ein Mittel gab, um jemanden von den Toten wiederauferstehen zu lassen.
    Kenlynns Schluchzen wandelte sich in ein Heulen, ein Klagelied, das einen ganz eigenen Klang besaß.
    Ein kalter Schauer jagte Avery über den Rücken, denn es klang, als sei es nicht von dieser Welt, und doch verkörperte es Kenlynns ganzen Schmerz.
    Teilnahmslos standen die Männer neben dem Leichnam und warteten auf ein Zeichen Averys, ihn in dieKrypta zu bringen. Doch sie wollte ihrer Mutter noch Zeit geben, um sich von ihrem Mann zu verabschieden, bevor er in die Gruft gebracht wurde.
    »Wie konnte so etwas Schreckliches geschehen?« Kenlynns Stimme klang, als sei sie um Jahre gealtert.
    Avery hockte sich zu ihrer Mutter und versuchte erneut, sie in den Arm zu nehmen. Dieses Mal ließ Kenlynn es zu. Wie zerbrechlich sie in diesem Moment wirkte! Avery hatte das Gefühl, jeden ihrer Knochen durch den Stoff hindurch zu spüren.
    »Ich weiß nicht, wer ihm das angetan hat. Aber wir werden es herausfinden«, versprach sie. Sie meinte es ernst: Der Mörder würde bezahlen.
    »Er war so ein guter Mann. Geduldig, ehrlich, friedfertig. Wieso holt Gott ausgerechnet ihn zu sich? Er war sein treuester Diener. Jeden Abend hat er gebetet. Er ging immer in die Kirche und spendete den Armen. Er war es, der den Frieden in dieser Gegend aufrechterhielt, wenn sich die Männer längst die Köpfe einschlagen wollten. Das ist nicht gerecht.«
    »Stelle Gottes Entscheidung nicht in Frage, Màthair. Der Herr weiß, was er tut. Alles hat seinen Sinn, auch wenn wir ihn nicht immer erkennen.« Avery selbst erkannte ihn nicht. Aber das spielte hier und jetzt keine Rolle.
    Da kam plötzlich ein junger Krieger in die Kapelle. Kenlynns Kopf fuhr zu ihm herum, und Avery sah, dass sie ihn wütend anfunkelte. Augenscheinlich fühlte sie sich durch ihn in ihrer Trauer gestört.
    Der Jüngling wich erschrocken zurück undverkündete mit heiserer Stimme: »Laird MacCallen wünscht, den Chief zu sprechen.«
    Das Wort »Chief« löste einen weiteren Weinkrampf Kenlynns aus. »Schick ihn fort, wir wollen heute niemanden sehen«, heulte sie und vergrub das Gesicht in den Händen.
    »Aber …« Unsicher trat der Krieger von einem Fuß auf den anderen. »MacCallen wird ungehalten, wenn ich …«
    »Mach schon. Tu, was man dir sagt. Der Chief ist nicht zu sprechen«, schnitt Kenlynn ihm das Wort ab. Ihre Stimme überschlug sich. »Bist du blind, junger Mann?«
    »Beruhige dich, Màthair. Tomas kann nichts dafür.«
    Mutter drehte sich weg und bettete ihren Kopf auf Vaters Brust, während Avery sich erhob und auf Tomas zuging. Der stand inzwischen wie versteinert. Er hatte den toten Chief bemerkt.
    »Worum geht es?« Ihr Vater hatte ihr vor seinem

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