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Leidenschaft in den Highlands

Leidenschaft in den Highlands

Titel: Leidenschaft in den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
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Tod nichts von einem Termin mit MacCallen erzählt. Warum also hatte sich der Laird auf den langen Weg gemacht?
    »Das hat er nicht gesagt. Nur dass es dringend und von größter Wichtigkeit sei. Deswegen wünscht er, den Chief zu sprechen. Doch wie es aussieht« – er warf einen unglücklichen Blick zum aufgebahrten MacBaine –, »ist das wohl nicht möglich.«
    »Ich kümmere mich darum. Bring ihn in die Halle, er soll dort auf mich warten. Aber bewahre Schweigen über das, was du hier gesehen hast.«
    Was in diesen Hallen geschah, ging niemanden etwas an. Schon gar nicht die MacCallens. Was immer sie im Schilde führten, es war klüger, vorher den Rat einzuberufen.
    Sie legte eine Hand auf Tomas’ Schulter und blickte ihn eindringlich an, in der Hoffnung, er würde den Ernst der Lage erkennen.
    Er nickte und sah, dass er fortkam. Avery wandte sich an die beiden Männer, die in der Kapelle warteten.
    »Schickt Boten an die Chieftains, sie sollen sich morgen Abend auf Green Castle einfinden. Lasst einen Schreiber Nachrichten verfassen, damit sie wissen, was geschehen ist, aber fordert sie auf, Stillschweigen zu bewahren, bis wir uns beraten haben. Danach sucht den Priester in der Dorfkirche auf. Er soll herkommen und sich des Seelenheils meines Vaters annehmen.«
    Dann straffte sie die Schultern und machte sich auf den Weg in die große Halle, um Laird MacCallen gegenüberzutreten.

    Avery war Laird MacCallen nie begegnet, doch sie hatte Geschichten über ihn gehört, die so vielseitig waren wie das Wetter in Schottland.
    Vor fünf Jahren war sein Vater Vincent MacCallen nach einem Herzanfall verstorben, und der junge MacCallen trug seitdem die dritte Feder, die seinen Status als Chief des Clans symbolisierte, an seinem Bonnet. Man war sich nicht einig, ob der neue Chief ein besseres Regime führte als der alte, was immer wieder Gesprächsstoff für Abende in der Taverne bot.
    Es hieß, er sei der beste Schwertkämpfer des Hochlandes. Seine Gegner fürchteten seine tödliche Präzision und seinen schnellen Stoß. Es gab keinen Wettkampf und kein Duell, das er jemals verloren hätte. Und seine Eleganz, mit der Klinge umzugehen, war legendär. Das machte Avery als leidenschaftliche Schwertkämpferin recht neugierig auf den Chief. Es gab aber auch Erzählungen, die kein gutes Licht auf ihn warfen. Man sagte, er urteile streng und ungerecht über seine Leute. Er sei ein Berserker auf dem Schlachtfeld, der seinen Gegnern selbst dann keine Gnade gewährte, wenn sie winselnd am Boden lagen.
    Unter der Führung seines Vaters hatten die MacCallens die MacDovers von der Insel Skye vertrieben. Dies lag inzwischen schon einige Jahre zurück, doch noch heute sprach man von der blutigen Schlacht mit Entsetzen. Denn angeblich hatte kein einziges Familienmitglied der MacDovers überlebt. Manche meinten, MacCallen würde seine Seele dem Teufel verkaufen, nur um an Land zu gelangen oder seinen Besitz zu vergrößern.
    Normalerweise gab Avery nicht viel auf derartige Gerüchte. Sie wusste sehr wohl, dass die Menschen viel redeten, besonders wenn sie sich langweilten. Betrachtete sie jedoch die finanzielle Situation ihres Clans, so hatte das Gerede doch einen wahren Kern. Die MacCallens tyrannisierten die MacBaines seit einiger Zeit mit unsäglichen Forderungen. Und nicht nur ihre Familie war davon betroffen, sondern auch ihre Nachbarn, die MacDouglas und die MacAffys, zwei kleine Clans, die gegen ihren übermächtigen Feind kaum etwas ausrichtenkonnten. MacCallen forderte von ihnen allen horrende Pachtzahlungen. Zweimal im Jahr.
    Anfänglich hatte er lediglich einige Rinder oder Schafe für sich beansprucht, die man ihm um des Friedens willen überlassen hatte. Inzwischen aber trieb er die Clans mit seinen Forderungen an den Rand des Ruins.
    Avery hatte nie verstanden, warum sich Vater ihm beugte, anstatt auf die alten Gesetze zu verweisen, die seit langer Zeit das Zusammenleben regelten.
    Aber sowohl er als auch die anderen Clans hatten zu viel Respekt vor jener Urkunde, die König James I von Schottland, der sich in England König James IV nannte, den MacCallens ausgestellt hatte.
    Diese Urkunde besagte, dass das Land im Nordwesten MacCallen zustand. Der König hatte geflissentlich ignoriert, dass die MacBaines schon immer hier lebten und ein Teil des Gebietes ihnen gehörte.
    Auch MacCallen kümmerten die alten Clan-Gesetze einen feuchten Kehricht. Wahrscheinlich dachte er sogar, es sei großzügig, dass er mit seinem Clan die

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