Leidenschaft in den Highlands
Anschein nach tatsächlich gewachsen war.
Aye, William MacBaine hatte dieses Mannweib hervorragend ausgebildet. Sie führte das Schwert, als sei sie mit ihm in der Hand auf die Welt gekommen.
Gekonnt wirbelte sie herum, parierte einen Schlag, fuhr mit dem Schwert durch die Luft und wich blitzschnell dem nächsten Mann aus, um dann anzugreifen. Mit einem Schrei stürzte sie sich auf den Gegner. Der ging, die Klinge in der Brust, zu Boden. Avery verkörperte eine Stärke und Entschlossenheit, die Amus förmlich die Luft anhalten ließ.
Dennoch, es ziemte sich nicht für eine Frau. Sie hatte ihn lächerlich gemacht. Sie war noch schlimmer als diese verfluchten Bastarde aus dem Nordwesten. Sie hatte ihm sein Amt entrissen, denn nur ihm stand es zu, den Clan zu führen. Nur er konnte die Tradition der MacBaines aufrechterhalten. Avery hatte ihre eigene Sippe mit Dreck beschmiert. Allen voran ihn, ihren Vetter.
Unglaublich, dass diese Narren sich für sie entschieden hatten! Er lachte leise. Sie würden noch sehen, was sie davon hatten.
Amus grub die Zähne so tief in seine Unterlippe, dass ein warmer Blutstropfen hervorquoll. Himmel, dieser Zorn fraß ihn allmählich auf. Er fühlte sich so schrecklich machtlos.
Die Männer drängten Avery zurück. Sie rannte um dasHaus herum, das inzwischen lichterloh brannte. Vom Dach stiegen Rauchsäulen zum Himmel auf.
Oh, er wünschte, diese MacCallens würden dieses elende Weib in Stücke hacken. Und wenn sie am Boden liegen und ihm ins Gesicht sehen würde, ihn um Hilfe anflehend, dann würde er lachen. Er würde nichts tun, gar nichts. Nur zusehen, wie sie langsam und qualvoll verendete. Welch schmutzige Fantasie. Er schüttelte den Kopf über sich selbst. So weit würde er niemals gehen.
Oder etwa doch? Das hier sah nach Schicksal aus. Es konnte kein Zufall sein, dass ihm diese Gelegenheit auf dem Silbertablett präsentiert wurde: Er konnte jetzt, sofort, seine lästige Gegenspielerin loswerden, und zwar für immer.
Amus erzitterte. Das war die Lösung. So sollte es sein. Er war keine Memme!
Wie fremdgesteuert grub er seine Hände in den dunklen Sandgrund und wischte sich schwarze Erde auf die Wangen, um sein Gesicht unkenntlich zu machen. Avery mochte eine bessere Kämpferin sein als er, aber er war der Klügere.
Avery rang nach Luft. Diese verfluchten Mistkerle kämpften tapferer, als sie erwartet hatte. Wahrscheinlich hatte sie sich selbst überschätzt. Ein unverzeihlicher Fehler, vor dem sie ihr Vater mehr als einmal gewarnt hatte.
Sie blickte sich nach ihren Verfolgern um. Die kamen gerade um die Ecke. Das brennende Stroh, das vomDach brach, nahm ihr die Sicht. Immerhin konnten so umgekehrt auch ihre Feinde sie nicht sehen.
Als sie sich wieder umdrehte, stieß sie plötzlich mit jemandem zusammen. Benommen taumelte sie zurück und blickte in ein schwarzes Gesicht. Gefährliche Augen starrten sie hasserfüllt an.
Im nächsten Augenblick spürte sie eine Faust, die ihr mit voller Wucht auf das Nasenbein schlug. Der stechende Schmerz schien sie beinahe zu zerreißen. Ihr wurde plötzlich schwarz vor Augen. Dann drehte sich alles, und sie stürzte haltlos zu Boden. Keuchend hielt sie sich die Nase. Allein diese kurze Berührung tat höllisch weh. Aber sie durfte sich jetzt nicht gehen lassen. Ihre Verfolger näherten sich. Der Boden unter ihrem Körper vibrierte von den donnernden Schritten. Und das Vibrieren wurde immer stärker! Das war nicht die Zeit, sich um ihre Wunde zu kümmern.
Sie umschloss ihr Schwert fest mit der Hand. Jeden Augenblick konnte ein Angriff von vorne kommen. Und der Kerl, der sie niedergeschlagen hatte, drehte seine Runden um sie herum wie ein Raubtier, das seine Beute umkreiste. Plötzlich stand er direkt hinter ihr.
Avery versuchte aufzustehen, irgendwie auf die Beine zu kommen, aber sie schaffte es nicht. Ihr schwindelte noch stärker, und da war dieser unerträgliche Druck, als ob ihr Kopf gleich platzen würde. Auf ihren Lippen schmeckte sie Blut. Ein leises Lachen drang an ihr Ohr. Neben sich sah sie den langen, dunklen Schatten ihres Angreifers. Er trat gegen den Pfosten des Vordaches, das mit ächzendem Knacken einstürzte.
Avery rollte sich zur Seite, so schnell sie nur konnte. Sie musste die höllischen Schmerzen, die ihren Schädel marterten, einfach ignorieren. Doch sie war nicht schnell genug. Das Holzwerk begrub sie unter sich. Brennendes Stroh segelte auf sie nieder und setzte es in Flammen.
Sie bekam keine Luft mehr,
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