Leidenschaft und Pfefferkuchen
Großstadt?“
„Whitehorn ist jedenfalls keine.“
Sie lachte. „Da haben sie allerdings recht. Ich erinnere mich noch gut daran, wie es war, in Chicago aufzuwachsen. An den Wochenenden haben wir oft die verschiedenen Restaurants und Theater in der City aufgesucht. Oder die Museen.“
„Nicht weit von hier gibt es ein tolles Westernmuseum.“
„Als Nächstes erzählen Sie mir noch, dass das Hip Hop Café internationale Küche serviert.“
„Auf der Speisekarte steht tatsächlich ein orientalischer Geflügelsalat.“
Sie nahm einen Schluck Wein. „Sie werden es nicht glauben, aber das wusste ich bereits“, scherzte sie.
Er griff zu seinem Glas auf dem Couchtisch. „Okay, Whitehorn hat solche Annehmlichkeiten also nicht zu bieten. Ich gebe zu, dass ich New York vermisse. Das Angebot an multikulturellen Speisen ist großartig. Ebenso hat es mir gefallen, dass man zu jeder Tages- oder Nachtzeit alles bekommt, wonach einem gerade der Sinn steht. Detektivarbeit beschränkt sich nicht auf die Zeit zwischen neun und fünf. Deswegen war es mir sehr lieb, dass die Restaurants und Geschäfte noch zu später Stunde geöffnet haben.“ Er nahm einen Schluck aus seinem Glas. „Ich habe mich nie besonders für Museen interessiert, aber ich bin gern ins Theater gegangen.“ Er runzelte ein wenig die Stirn. „Ich glaube allerdings nicht, dass ich jemals eine Vorstellung zu Ende gesehen habe. Ich wurde immer an einen Tatort gerufen.“
Darcy lehnte den Kopf an die Rückenlehne. „Ich kann Ihre Erfahrungen überhaupt nicht nachvollziehen.“
„Das würde ich Ihnen auch nicht wünschen. Manchmal rauben sie einem den Schlaf.“
Sie wartete, aber er sagte nichts mehr dazu. Litt er unter Schlafstörungen? Wanderte er bis spät in die Nacht im Haus herum? Das Lampenlicht betonte sein markantes Kinn. Er hat einen wohlgeformten Mund, dachte sie verträumt. Sie hätte viel darauf verwettet, dass Detective Marc Kincaid ein guter Küsser war. Nicht, dass ich es herauszufinden gedenke, aber man darf doch wohl träumen! Sie lächelte bei der Vorstellung, ihm zu sagen, dass Küsse vermutlich das Einschlafen erleichterten. Oder auch nicht …
Bevor sie sich zurückhalten konnte, stellte sie fest: „Sie sind nicht verheiratet.“
Mark zog die Augenbrauen ein klein wenig hoch. „Nein. Das bin ich nie gewesen.“
„Ich auch nicht.“
„Das überrascht mich nicht. Sie sind kaum alt genug, um ehemündig zu sein.“
„Ich bin fünfundzwanzig.“
„Sag ich doch. Ein Baby.“
Sie richtete sich auf. „Sie tun ja gerade so, als wären Sie schon ein Tattergreis.“
„Nicht der Kilometerstand zählt, sondern die Abnutzung.“
Er lächelte, während er sprach. Es verlieh seinen Lippen einen reizvollen Schwung, der ihr Herz pochen und ihre Handflächen plötzlich feucht werden ließ. Sie musste aufpassen, als sie ihr Glas absetzte, damit es ihr nicht entglitt.
„Sie sollten öfter lächeln“, bemerkte Darcy.
Seine Belustigung schwand. „Ich finde das Leben nicht besonders spaßig.“
„Vielleicht ist es das nicht. Aber es gibt immer noch angenehme Überraschungen. Heute Abend zum Beispiel. Ich war besorgt und nervös, weil ich Sie zum Dinner erwartet habe, aber es ist alles bestens gelaufen. Wir haben uns entspannter unterhalten, als ich gedacht hätte.“
„Da muss ich Ihnen recht geben. Ich wollte eigentlich gar nicht kommen. So, wie Sie mich ständig wegen meiner Essensgewohnheiten bekritteln, war ich überzeugt, dass Sie mir in irgendeiner Form Tofu vorsetzen würden.“
„Sie haben es ja nicht mal herausgeschmeckt.“
Er riss entsetzt die Augen auf. „Darcy!“
Er sagte ihren Namen nicht nur so dahin; es klang wie ein warnendes Knurren. Ein Prickeln rann ihr über den Rücken. Sie wollte sich zu ihm beugen, sich an ihn schmiegen, um zu sehen, wohin es sie führte. Gefährliche Gedanken, ermahnte sie sich. Sie musste darauf achten, sie für sich zu behalten.
„Es war in den Stampfkartoffeln“, flüsterte sie. „Ich würde niemals Tofu in die Füllung geben.“
Mark lachte. Sie hatte ihn nie zuvor lachen gehört. Nicht, dass sie bisher viel Zeit miteinander verbracht hatten. Meistens beschränkten sich ihre Begegnungen auf kurze Wortwechsel, bei denen sie über seine Wahl des Frühstücks mit ihm stritt.
„Ich wette, Sie haben nicht mal Tofu im Haus“, sagte er, und dann trank er seinen Wein aus.
„Sie haben recht. Aber ich muss gestehen, dass es mir Spaß macht zu beobachten, wie ein erwachsener
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