Leidenschaftliches Wiedersehen in Sydney
hatte. Sie war erschüttert gewesen. Eleni Latousakis war so lebenslustig, so fröhlich gewesen. Kaum zu glauben, dass ihr Leben schon so früh vorbei war.
Ebenso sehr brach es Charlotte das Herz, zu hören, dass Damon in sie verliebt gewesen war und sie hatte heiraten wollen. Stattdessen war sie des Diebstahls verdächtigt worden. Man hatte ihr nicht einmal die Möglichkeit gegeben, ihre Unschuld zu beteuern. Damon hatte sofort verlangt, dass sie unverzüglich die Insel verließ, weil er sie ansonsten der Poli zei ausliefern wollte. Er hatte ihr nicht einmal zugehört, als sie ihm gesagt hatte, dass sie den Verdacht hatte, schwanger zu sein. Er hatte sie angeschrien, dass er sie nie wiedersehen wollte und dass das Kind, das sie erwartete, nicht seines sein konnte. Sein Zorn war so übermächtig, seine Drohungen so beängstigend gewesen, dass Charlotte, jung wie sie damals war, beschlossen hatte, nicht all die erniedrigenden Prozeduren bei der Polizei über sich ergehen zu lassen und es auch nicht auf einen Prozess ankommen zu lassen. Stattdessen war sie in den nächsten Flieger gestiegen, nach Athen und dann nach Sydney gereist. Ihr Herz war gebrochen gewesen, ihr Leben nicht mehr dasselbe, als sie wenige Wochen später die Gewissheit hatte, nicht allein aus Griechenland heimgekommen zu sein.
Sie hatte einen Teil von Damon mitgebracht.
5. KAPITEL
Der Zimmerservice servierte ihnen ein köstliches Mahl. Charlotte sah zu, wie der kleine Servierwagen hereingeschoben wurde, und sogleich entfaltete sich der Duft frischer Kräuter und Saucen. Der Kellner trug die Speisen auf dem Tisch direkt am Fenster auf. Von hier aus bot sich ein atemberaubender Blick über den nächtlichen Hafen von Sydney, den Sydney Harbour.
Nachdem er ein großzügiges Trinkgeld erhalten hatte, verneigte sich der Kellner und ließ sie allein. Damon rückte Charlotte den Stuhl zurecht.
„Jetzt kriegst du aber langsam Hunger, oder?“
Dankbar für den Themenwechsel gab sie es freimütig zu. „Ja … ein bisschen.“
Er ließ sich ihr gegenüber nieder. „Du hast gesagt, deine Mutter ist vor drei Jahren verstorben. Kam es überraschend?“
„Ja und nein … sie war seit Monaten krank, aber der Tod kommt immer plötzlich, selbst wenn man ihn erwartet.“ Sie begegnete seinem Blick. „Ich war sehr bestürzt, als ich von Elenis Tod erfuhr. Das muss hart für deine Mutter und dich gewesen sein.“
Ein Schatten huschte über sein Gesicht, und er griff nach seinem Glas. „Ich kann immer noch nicht glauben, dass sie nicht mehr bei uns ist.“
„Was ist passiert?“
Damon starrte in sein Glas. „Eigentlich ist gar nichts Besonderes vorgefallen. Irgendwann wurde Eleni einfach schneller müde und hatte immer mehr Antriebsschwierigkeiten. Das ging über Monate so. Keiner der Bluttests brachte ein Ergebnis. Dann haben wir in Athen eine Röntgenaufnahme machen lassen, und dabei wurde Lymphdrüsenkrebs diagnostiziert. Neun Monate später war sie tot. Die aggressive Chemotherapie, die ihr Leben hätte verlängern sollen, hatte ihm schließlich ein jähes Ende gesetzt. Sie hat eine Lungenentzündung bekommen.“
Tränen stiegen Charlotte in die Augen. Was musste er durchgemacht haben … Und erst recht seine Mutter. Mit der Geburt ihrer eigenen Tochter hatte sie erst gelernt, was es hieß, ein Kind zu lieben, wie groß Mutterliebe war. Und saß sie nicht genau deshalb jetzt dem Mann gegenüber, der der Vater ihrer eigenen Tochter war? War sie nicht nur hier, um Emily zu schützen, um sie nicht zu verlieren? Und war sie nicht bereit, alles dafür zu geben, sogar ihre Selbstachtung?
„Es tut mir so leid“, wiederholte sie. „Eleni war ein liebenswertes Mädchen.“
„Meine Mutter ist jetzt sehr darauf versessen, dass ich heirate und selbst Kinder bekomme“, erzählte er und reichte ihr die Schüssel mit den gegrillten Auberginenröllchen. „Bisher habe ich allerdings widerstanden.“
Charlotte nahm zwei Auberginenrollen und legte sie neben den Salat auf ihren Teller. Ihre Finger zitterten, als sie das Besteck in die Hand nahm, und ihr Herz klopfte rasch. „Du willst dich nicht ernsthaft binden?“, fragte sie wie beiläufig.
„Ich bin erst zweiunddreißig Jahre alt. Ich denke, ich habe noch genug Zeit, mich umzusehen.“
Charlotte wich seinem Blick aus. „Wie die meisten Männer möchtest du dir also erst die Hörner abstoßen.“
„Und was ist mit dir, Charlotte?“, fragte er. „Du bist jetzt … fast sechsundzwanzig. Ich hatte
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