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Leidenstour: Tannenbergs neunter Fall

Leidenstour: Tannenbergs neunter Fall

Titel: Leidenstour: Tannenbergs neunter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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waren ebenfalls ihres Inhaltes beraubt worden. Im Flur, im Schlafzimmer und im Bad stapelten sich Kleidungsstücke, Schuhe und Bettwäsche zu kleinen Bergen. In Lepplas Miniküche bedeckten Nudeln, Reiskörner und diverser Müll den Fußboden. Auch im Wohnzimmer herrschte ein heilloses Durcheinander aus Büchern, Aktenordnern und Schallplatten. Selbst den Kühlschrank und den WC-Spülkasten hatten sich die Eindringlinge vorgenommen.
    »Die waren wirklich mehr als gründlich, Wolf. Da ist nichts mehr: Kein PC, kein Laptop, kein Handy, kein Terminkalender«, lautete die ernüchternde Zwischenbilanz der jungen Kommissarin.
    Tannenberg kämpfte sich zu der vorhanglosen Balkontür durch und öffnete sie. Anschließend trat er hinaus und sog in tiefen Zügen die frische Luft ein. Sabrina folgte ihm und tat es ihm gleich.
    »Also, wenn Leppla in seiner Wohnung irgendwelche wichtigen Dinge versteckt hatte, dann haben es diese Typen garantiert gefunden«, mutmaßte Sabrina.
    »Das ist anzunehmen«, gab der Kriminalbeamte deprimiert zurück. Er lehnte sich mit dem Rücken an den Rauputz und fasste Sabrina scharf ins Auge.
    »Versuchen wir doch einfach mal, ein wenig Ordnung in das Chaos unseres neuen Falls zu bekommen«, schlug der Leiter des K 1 vor. »Wir rekonstruieren jetzt chronologisch die bisherigen Geschehnisse. Okay?«
    Nickend stimmte Sabrina zu.
    »Dann leg bitte los.«
    »Also«, entgegnete seine Mitarbeiterin und legte eine Haarsträhne hinters Ohr. »Angefangen hat alles mit dem Mord an Joop van der Miel, dem Chef-Mechaniker des Turbofood-Teams.«
    »Der im Schlaf erdrosselt wurde«, ergänzte Tannenberg.
    »Und zwar mit einer Fahrradkette.«
    »Genau«, bestätigte ihr Vorgesetzter. »Tatverdächtige?«
    »Die anderen Mitglieder des Teams. Plus irgendwelche externen Täter, womöglich Profi-Killer, die meines Erachtens jedoch eine direkte Verbindung zu Turbofood und/oder der Doping-Mafia haben dürften.« Sie stockte, um auf Tannenbergs Reaktion zu warten.
    Der pflichtete ihrer Aussage mit einer Kopfbewegung bei, woraufhin Sabrina fortfuhr: »Das zweite Mordopfer, ein …«
    »Warte«, unterbrach Tannenberg mit einer entsprechenden Geste. »Es fehlt uns noch das mutmaßliche Tatmotiv.«
    »Tatmotive«, korrigierte Sabrina unter Betonung der letzten Silbe. »Wir gehen zum einen davon aus, dass irgendjemand spitzgekriegt hat, dass Joop van der Miel als verdeckter Europol-Ermittler arbeitete. Dieser Jemand hat sein Wissen an Leute weitergegeben, die sehr gut für diese Information bezahlt haben dürften. Wobei es sich bei diesem Verräter höchstwahrscheinlich um einen unserer eigenen Kollegen gehandelt hat«, räumte die junge Kommissarin zähneknirschend ein.
    »Ja, danach sieht es leider aus.«
    Plötzlich hörten die beiden Kriminalbeamten laute Männerstimmen, die vom Eingangsbereich des Hochhauses zu kommen schienen. Sie traten an die Balkonbrüstung und blickten hinunter auf einen Anwohnerparkplatz, wo sich gerade zwei Autofahrer ein hitziges Wortgefecht lieferten.
    »Und zum Zweiten könnte es auch durchaus sein, dass Joop van der Miel ein doppeltes Spiel gespielt hat«, knüpfte Sabrina Schauß an ihre vorherigen Ausführungen an.
    »Du meinst, er hat zwar für Europol gearbeitet, gleichzeitig aber sein Insiderwissen dazu genutzt, seinen Arbeitgeber damit zu erpressen?«
    Sabrina brummte zustimmend.
    »Gut. Nun zum zweiten Opfer.«
    »Dabei handelt es sich um Dr.   Heiko Schneider, den Sportmediziner des Turbofood-Rennstalls. Er wurde bei einem Sprengstoffattentat getötet.«
    »Als Tatverdächtige kommen wohl dieselben Leute in Betracht. Sind wir uns dahin gehend einig?«
    »Sind wir.«
    »Na, das ist doch schon mal was«, freute sich Tannenberg. »Das Motiv für diese zweite Tat liegt wohl ebenfalls klar auf der Hand: Ausschalten eines Mitwissers und potenziellen Verräters.« Sein Blick ruhte einen Moment lang auf einem Thermometer, das an der Rauputzwand befestigt war. Es zeigte 22 Grad. »Für den Mord an Torsten Leppla erscheint wiederum das Tatmotiv ›Mundtot-Machen‹ eines Erpressers naheliegend«, fuhr er fort.
    »Wir sollten aber …«
    Ein melodischer Dreiklang-Gong übertönte Sabrinas Worte.
    Wolfram Tannenberg eilte zur Tür und spähte durch den Spion. In der verzerrenden Optik der Linse tauchte das kreisrunde Gesicht einer älteren Frau auf. Er öffnete die Wohnungstür.
    »Wer, wer sind Sie denn?«, stammelte die mittelgroße, spindeldürre Gestalt. »Was machen Sie in Herrn Lepplas

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