Brust.«
»Nichts lieber als das«, erwiderte Tannenberg grinsend, während er die Hand auf die Türklinke legte.
Nachdem er dem Oberstaatsanwalt höflich den Vortritt gelassen hatte, folgte er ihm, allerdings mit einem kurzen spitzbübischen Augenzwinkern in Richtung seiner süffisant lächelnden Sekretärin.
Am Besuchertisch saßen der Beschuldigte, dessen Anwalt und der Kriminalbeamte Michael Schauß. Der junge Kommissar hatte bereits das Aufnahmegerät auf den Tisch gestellt und schaltete es nun ein. Tannenberg setzte sich vis-à-vis von Pieter Breedekamp, klärte ihn über seine Rechte auf und begann mit der Beschuldigtenvernehmung.
»Herr Breedekamp, Ihnen wird zur Last gelegt, in den frühen Morgenstunden des 27. Juni den Zweirad-Mechaniker Joop van der Miel mit einer Fahrradkette erdrosselt zu haben. Inwieweit Sie außerdem für die beiden anderen Morde, begangen an dem Teamarzt Dr. Heiko Schneider und dem Journalisten Torsten Leppla, in Betracht kommen, werden die weiteren Ermittlungen ergeben.«
»Ach, der liebe Pieter soll nun plötzlich alle drei Morde begangen haben? Das wird ja wirklich immer doller«, amüsierte sich Professor Grabler. Doch von der einen zur anderen Sekunde verdüsterte sich seine Miene. »Sind Sie denn wahnsinnig geworden?«, stieß er wütend aus.
»Nicht, dass ich wüsste«, bemerkte Tannenberg schmunzelnd.
Grabler wandte sich zu Dr. Hollerbach um, der an der Tür stand und die Geschehnisse von dort aus beobachtete. »Sigbert, jetzt pfeif doch endlich diesen tollwütigen Hund zurück. Der beißt ja aus purer Verzweiflung nach allem, was sich bewegt.«
Ohne auf diese Spitze zu reagieren, schritt der Oberstaatsanwalt auf seinen ehemaligen Mentor zu und überreichte ihm die E-Mail des Teamarztes. Professor Grablers Augen scannten den Text.
»Das ist doch der Witz des Jahrhunderts«, rief der Anwalt mit sich überschlagender Stimme. »Auf solch einen popeligen Schrieb hin wollt ihr meinen Mandanten in Gewahrsam behalten? Der Ermittlungsrichter lacht sich doch kaputt über so was.«
»Das ist kein popeliger Schrieb, werter Herr Advokat«, sagte Tannenberg betont gelassen. »Bei diesem Brief handelt es sich um nichts Geringeres als um eine gerichtlich verwertbare Zeugenaussage.«
»Zeugenaussage? Und auch noch eine, die gerichtlich verwertbar sein soll? Von was träumen Sie denn sonst nachts?«, höhnte Grabler. »Wenn ich Sie an etwas Entscheidendes erinnern dürfte, meine Herren: Ihr angeblicher Zeuge ist tot – und zwar mausetot!«
Der Jura-Professor tippte mit dem Finger auf den unteren Teil der E-Mail. »Wo, bitte schön, meine Herren, ist denn hier die Unterschrift Ihres angeblichen Belastungszeugen? Ich sehe keine. Das ist nämlich eine E-Mail – und die kann jeder geschrieben haben.«
»Quark«, blaffte Tannenberg, »der Absender der E-Mail ist klar verzeichnet:
[email protected] .«
Professor Grabler fasste sich mit beiden Händen an den Kopf. Dann stöhnte er leidend auf und faltete die Hände zum Gebet. Sein Blick schnellte zur Decke empor. »Oh Herr, ich flehe dich an: Lass Hirn vom Himmel regnen.«
Der Anwalt wedelte mit dem Blatt Papier in der Luft herum und knallte es direkt vor Tannenberg auf den Tisch. » Jeder , der das Zugangspasswort für diese Mailbox kennt, kann von jedem Computer aus eine solche E-Mail abschicken. Und das hier ist nichts anderes als eine böswillige Diffamierung meines Mandanten«, schrie er wütend, während seine Faust auf der Tischplatte aufschlug. »Aus welchen Gründen auch immer.«
»Die Frage, ob diese schriftliche Zeugenaussage einen ausreichenden Haftgrund darstellt, sollten wir doch in aller Ruhe von einem Ermittlungsrichter prüfen lassen«, gab Dr. Hollerbach in ruhigem Ton zurück. »Schließlich ist es unseren Experten möglich, anhand der IP-Adresse zweifelsfrei den Computer ausfindig zu machen, von dem aus diese Mail an Frau Schneider abgesandt wurde.«
Volltreffer, freute sich Tannenberg im Stillen. »Nun mal zu Ihnen, mein lieber Herr Breedekamp«, flötete er. »Was sagen Sie denn eigentlich zu dieser schwerwiegenden Beschuldigung?«
Der circa 30-jährige Hilfsmechaniker des Turbofood-Teams erweckte einen ausgesprochen angespannten Eindruck. Nervös knibbelte er an seinen Fingern herum und sog dabei abwechselnd Unter- und Oberlippe in seinen Mund hinein. Gleichzeitig rutschte er auf seinem Stuhl hin und her, so als ob ihm jemand Juckpulver zwischen die Pobacken gestreut hätte.
In seinem