Leif - Hungrig nach Leben: Ein jugendlicher Liebesroman
wünschte ich mir, er würde mich küssen und niemals damit aufhören!
Er legte die Stirn in Falten. „Du wolltest mich eifersüchtig machen. Kann das sein?“ Ich schwieg, woraufhin er lächelte. „Du Dummkopf!“
„Was soll das denn heißen?“
„Was nimmst du noch auf dich für mich? Ich finde das süß, aber habe ich das verdient? Du bringst dich in diese unangenehme und ziemlich krasse Situation, die nicht ganz ungefährlich hätte sein können, nur um mich eifersüchtig zu machen?“
„Wenn’s funktioniert …“ Ich blickte ihm ins Gesicht, voller Hoffnung, eine Bestätigung dafür zu finden. Er nickte. Mein Herz begann zu klopfen. „Ich hatte Erfolg?“, fragte ich ganz aufgeregt.
„Du weißt, du bist mir nicht gleichgültig.“
Weiß ich das? Und wenn ja, reicht mir das?
„Das ist alles?“
Er atmete tief durch. „Nein.“ Fest hielt sein Blick meinem stand. „Es macht mich rasend, okay?“ Er schluckte. „Ich könnte jeden Typ zerreißen, der dich nur ansieht, aber ich weiß, ich habe kein Recht, so zu empfinden. Und das nicht nur, weil wir nicht mehr zusammen sind …“ Ich glaubte, meinen Ohren nicht zu trauen. „… aber wir wissen beide, dass es sinnlos ist. Es klappt einfach nicht mit uns.“
Unglaublich, wie ein Mensch in derselben Minute, im selben Satz, einem anderen Menschen Hoffnung machen und sie ihm wieder nehmen kann!
„Es war ein Fehler, was ich getan habe“, sagte ich, während ich aufstand. „Aber mit einer Sache liegst du falsch: Es könnte durchaus klappen mit uns. Du bist nur nicht bereit, deinen Teil beizutragen.“
Ich zog seine Jacke aus, gab sie ihm zurück und wandte mich zum Gehen.
„Hey, willst du mich hilflos und alleine hier sitzen lassen?“, protestierte er scherzhaft. „Ich hab Schmerzen.“
„Schön, dann weißt du endlich, wie es mir geht.“
Tatjana und ein paar Kumpels von Leif kamen atemlos angehetzt und stoppten vor uns. „Was ist passiert?“, fragte Tatjana.
„Nichts“, brummte ich.
Ich wollte das nicht vor den anderen sagen und wir machten uns auf den Rückweg zur Kneipe. Dabei erzählte ich ihr alles.
„Niklas hat das Ganze harmloser gesehen. Er war völlig platt, als du plötzlich abgehauen bist. Findest du das fair, ihn erst anzumachen und dann derartig abblitzen zu lassen?“
„Entschuldige, er wollte mit mir schlafen, ich nicht mit ihm. Willst du etwa sagen, wenn er mich vergewaltigt hätte, wäre es meine eigene Schuld gewesen, weil ich ihn provoziert habe? Okay, ja, ich habe Mist gebaut, aber ich habe immer noch das Recht, abzuspringen, wenn ich es mir anders überlege. Und wenn er eine Abfuhr nicht ertragen kann, ist das nicht meine Schuld.“
„Hey, Moment mal, jetzt beruhig‘ dich! Ich sag‘ ja nur, dass du nicht fair warst. Du machst ihn an, gerätst in Panik und zerstörst ihm fast seine Familienplanung. Er hatte keine bösen Absichten. Er hätte auch so aufgehört, wenn du nur was gesagt hättest.“
Wie Recht Tatjana hatte, bestätigte sich am nächsten Morgen.
Ich hatte die halbe Nacht kaum geschlafen, quälte mich aber irgendwann aus dem Bett. Mir war megaübel und ich hatte heftige Magenschmerzen. Ich schwor mir, nie wieder Alkohol zu trinken. Ich setzte mich in die Küche und trank einen Kamillentee. Gegen Mittag und ungefähr fünf Tassen Kamillentee später klingelte es an der Haustür. Da außer mir niemand da war, ging ich hin. Durch das Fenster neben der Tür erblickte ich einen Menschen mit einem Megablumenstrauß. Ich öffnete einen Spaltbreit, um zu sehen, wer mich besuchte, und um zu verhindern, dass der Besucher mich in dem Micky-Mouse-Big-Shirt sah, das ich noch immer trug. Ich hatte weder Muße noch Lust, mich umzuziehen. Überrascht blickte ich dem Blumenstrauß entgegen, hinter dem Niklas hervorlugte. „Hi“, sagte er schüchtern und unsicher.
„Hi. Was machst du denn hier?“
„Ich wollte mich bei dir für gestern Abend entschuldigen. Offensichtlich habe ich dich bedrängt. Das war nicht meine Absicht. Es war nur … ich dachte, du magst mich und … ich hatte das nicht geplant, es ist einfach passiert und … außer Kontrolle geraten …“
„Wofür entschuldigst du dich? Ich war diejenige, die Mist gebaut hat.“
„Ich will nicht, dass du einen schlechten Eindruck von mir hast. Ich wollte dich nicht erschrecken oder bedrängen … und hättest du nur etwas gesagt, hätte ich sofort aufgehört …“
Ich rieb mir verlegen und beschämt die Stirn. „Ich weiß selbst nicht,
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