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Leif - Hungrig nach Leben: Ein jugendlicher Liebesroman

Leif - Hungrig nach Leben: Ein jugendlicher Liebesroman

Titel: Leif - Hungrig nach Leben: Ein jugendlicher Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Heichel
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Tür. Das merkte ich, weil ich selbst erschrocken über diese Entwicklung war, weil es mir leidtat, wie ich reagierte und weil ich meinen Blick zwischen Leif und Niklas hin und her wandern ließ. Meine gute Laune war weggeblasen.
    „Das ist er, hm?“, fragte Niklas.
    Ich rollte die Augen.
    „Ich kann’s sogar verstehen. Ich meine … ich bin nicht schwul, aber wenn ich es wäre … oder wenn ich ein Mädchen wäre …“ Niklas knabberte lustlos ein paar von den Salzstangen, die in einem Glas auf dem Bistrotisch neben uns standen. „… aber du solltest nicht vergessen, dass gutes Aussehen nicht aufwiegen kann, wie ein Mensch sich verhält oder wie er andere behandelt.“
    Ich schüttelte den Kopf. „Du verstehst das nicht!“
    „Da hast du Recht. Ich verstehe nicht, wie er deine Tränen wert sein kann.“
    „Entschuldige mich bitte!“ Ich hätte ihn am liebsten angeschrien und war selbst überrascht, wie höflich ich mich abmeldete, um auf die Toilette zu gehen. Ich wollte heulen, aber der Vorraum quoll über vor einer Horde Mädchen, die im Grunde so menschlich aussahen wie ich, aber aufgeplustert waren wie Paradiesvögel und gackerten wie Hühner.
    Meine Güte, bin ich auch so, wenn ich mit meinen Freundinnen unterwegs bin?
    Ich riss mich zusammen, sah in den Spiegel und tat so, als müsste ich mein Make-up auffrischen. Und während ich mich betrachtete, kam ich zu dem Schluss, dass Niklas Recht hatte. Niemand war meine Tränen wert. Ich atmete ein paar Mal tief durch und ermunterte mich, Leif zu vergessen. Am Ende konnte ich nur davon profitieren. Ich durfte mich einfach nur nicht mehr so hängen lassen. War doch ganz leicht, oder?
    Ich verließ den Toilettenraum mit neuem Mut. Das war die Theorie. Draußen folgte die Praxis. Leif lehnte an der Wand, den Kopf gesenkt, auf den Boden starrend, bis er mich kommen hörte. Ich begrüßte ihn mit einem Hallo , vermutete, er wartete auf eines der Hühner und wollte mich bereits abwenden, als seine Hand meinen Arm berührte. Tausend Nadelstiche und ein ganzer Ameisenstaat hätten nicht mehr kribbeln können. Meine guten Vorsätze verpufften augenblicklich. Ich sah ihn fragend an.
    „Hast du kurz Zeit?“ Mit einer Kopfbewegung deutete er auf die offene Tür – ein Nebenausgang, der nur zwei Meter von uns entfernt war.
    Ich nickte, ging nach draußen. Die frische Nachtluft war angenehm, konnte aber mein heißes Gesicht nicht kühlen, das wegen der unterdrückten Tränen nur so brannte. Ich wich seinem Blick aus, fassungslos, weil mein Herz in seiner Nähe noch immer raste. Ich konnte es kaum ertragen, so nah vor ihm zu stehen, ohne ihn wenigstens zu berühren. Ich war verrückt. Verrückt nach ihm.
    „Wie geht’s dir?“, wollte er wissen.
    „Besser als gestern.“
    „Bist du allein hier?“
    „Nein, mit Niklas.“
    „Ist das nicht der Typ von gestern?“
    „Ja. Wir haben uns ausgesprochen. Weißt du, ich habe ziemlich überreagiert, ich hatte zu viel getrunken …“ Wieso erzählte ich ihm das alles? Ich brach ab und dann machte ich den Fehler, ihm in die Augen zu blicken. Mir wurde flau im Magen und überall an und in meinem Körper kribbelte es. Spürte er das denn nicht? War ich die Einzige, die so fühlte? Konnte er denn nicht sehen, wie sehr ich ihn liebte? Ließ ihn das ehrlich so kalt?
    Er nickte langsam. „Sieh zu, dass er dir nicht wehtut.“
    „Das hat schon jemand anderes erledigt.“
    Leif wich schluckend meinem Blick aus. „Ich wünsche dir, dass du glücklich mit ihm wirst.“ Seine Stimme klang seltsam heiser.
    Ich musste mich von ihm abwenden, andernfalls hätte ich ihm meine Faust ins Gesicht geschlagen.
    „Leif?“
    Ich war nur ein paar Meter gegangen, da hörte ich eine Mädchenstimme seinen Namen rufen. Neugierig drehte ich mich um. Eine Rothaarige hatte sich bei Leif untergehakt und ihn in ein Gespräch verwickelt. Wann hörte es endlich auf? Dieser Schmerz, diese Sehnsucht?
    Ich sah hinauf in den sternenklaren Himmel und konnte die Tränen nicht länger zurückhalten. Ich hörte Schritte. Schließlich stand Niklas neben mir. „Kann ich etwas für dich tun?“
    Kopfschüttelnd wischte ich mir die Tränen mit beiden Händen aus dem Gesicht. „Da gibt es nichts. Es sei denn, du hast Einfluss auf …“ Ich hielt inne. Erst jetzt ging mir auf, dass er vorhin schon eine Frage zu viel gestellt hatte. Er wusste doch gar nichts von Leif … zumindest nicht von mir. „Wovon redest du eigentlich? Ich habe dir doch gar nichts

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