Leif - Hungrig nach Leben: Ein jugendlicher Liebesroman
erzählt!“
„Aber Tatjana. Sie fand, es wäre nur fair, wenn ich weiß, was abgeht. Du hättest es selbst tun sollen. Wäre es nicht schöner, mit offenen Karten zu spielen? Gestern hast du mich benutzt, um ihn zurückzugewinnen und heute willst du nicht einmal, dass er denkt, es läuft was zwischen uns. Was soll das alles? Was für ein Spiel spielst du?“
„Ich weiß es selbst nicht“, seufzte ich. „Es tut mir aufrichtig leid, Niklas, und wenn du gehen möchtest, kann ich das verstehen. Ich kann nicht aus mir raus. Es sind noch so viele Gefühle für ihn in mir … die kriege ich nicht raus … ich steck‘ das nicht einfach so weg, so wie er.“
„Wie lange wart ihr zusammen?“
„Nicht ganz acht Monate. Es war nicht lang, aber es war eine sehr intensive Zeit.“
„Du solltest versuchen, ihn loszulassen. Das bringt doch alles nichts.“
„Ich will ihn zurück.“
„Auch, wenn er gar nicht will?“ Die Wahrheit schmerzte, warum musste er sie mir so an den Kopf knallen?
„Ich schätze, es wird noch eine ganze Weile dauern, bis ich über ihn hinweg bin.“
Er nickte. „Ganz bestimmt. Aber wenn du nicht einmal anfängst, ihn zu vergessen, wird es ewig dauern.“
Ein wahrer Satz!
***
Ich wollte Leif vergessen und stürzte mich in jegliche Ablenkung, die sich mir bot. Und meistens war Niklas dabei. Fast alles machten wir gemeinsam, fast täglich trafen wir uns oder gingen zu viert weg mit Tatjana und Martin. Niklas half mir sogar beim Lernen. Ich paukte den Schulstoff, bis er mir fast zu den Ohren herauskam – mit Erfolg: Ich schrieb ganz passable Noten in den Klausuren und sicherte meine Versetzung. Auf meinem Zeugnis sollte keine weitere Fünf außer der in Mathe stehen. Und in Französisch und Deutsch hatte ich es sogar noch auf eine Drei geschafft. Die beiden Zweier in den Klausuren und meine mündliche Beteiligung überzeugten die Fachlehrer, meine Anstrengungen entsprechend zu würdigen. Ich war Niklas unendlich dankbar und wahnsinnig stolz auf mich.
Als alle Klausuren gelaufen waren, dauerte es noch zweieinhalb Wochen bis zu den Zeugniskonferenzen, und die Klassenfahrt nach Spanien stand an.
Die Fahrt, die eigentlich im zehnten Schuljahr hätte stattfinden sollen, stand bis zuletzt in den Sternen. Angefangen hatte alles damit, dass ein paar Schüler zu viel Ärger gemacht hatten. Auf Schulfeten, auf vorangegangen Fahrten und Ausflügen. Alkohol, ein kleines Feuer in den Mülltonnen, der Feuerlöscher in der Turnhalle, Unterricht schwänzen, Streiche gegenüber Schülern und Lehrern. Es war eine große Gruppe von Jungs und Mädchen aus zwei Klassen betroffen, aber Namen wie Ramon und Leif fielen in diesem Zusammenhang am häufigsten. In der Folge war kein Lehrer mehr bereit, mit uns zu fahren. Aus Kostengründen musste eine bestimmte Teilnehmerzahl erreicht werden und da schloss sich das nächste Problem an. Wir waren vier Klassen in der Stufe, aber natürlich waren die anderen nicht bereit, mit einer von uns zu fahren. Andererseits wollte die Schule nicht die zwei schlimmsten Klassen gemeinsam fahren lassen, um weiteren Ärger zu vermeiden. Es folgten mehrere Elternabende, Diskussionen und endlose Gespräche. Schließlich einigte man sich, das elfte Schuljahr sollte unsere Bewährungsprobe sein und jeder die Chance bekommen, mitzufahren. Wer sich nicht bewährte, durfte nicht mit, und wenn zu viele durchs Raster fielen, konnte die Fahrt wiederum aus Kostengründen nicht stattfinden. So würden zwar auch die unschuldigen Schüler bestraft, aber die Lehrer und unser Direktor erhofften sich durch den daraus entstehenden Druck größeren Erfolg.
Zu Beginn des Schuljahres hatten Leif und ich uns die Fahrt bis ins kleinste Detail ausgemalt. Wir hatten uns mächtig gefreut und dem Ganzen voller Erwartung entgegengeblickt. Klar, damals waren wir frisch zusammen. Seit wir das nicht mehr waren, betete ich für andere Gründe, welche die Fahrt verhinderten. Als wäre mir die höhere Gewalt wohl gesonnen, fielen nach und nach die Betreuungspersonen aus. Andere weigerten sich noch immer strikt, wieder andere waren längerfristig krank geworden oder hatten Termine, die nicht verschoben werden konnten.
Am Ende fanden sich vier Lehrer und es wurde entschieden, dass Ramon und ein paar weitere Schüler nicht mitdurften. Schlussendlich hing alles an einem einzigen Schüler. Wenn nur noch einer mehr ausfiel, wäre auch die Fahrt nicht-gelebte Geschichte – es sei denn, er bezahlte trotzdem
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