Leif - Hungrig nach Leben: Ein jugendlicher Liebesroman
die anderen auch. Entweder wollte uns jemand etwas Gutes tun, weil wir trotz der geschrumpften Zahl an mitreisenden Schülern zwei Busse hatten oder jemand hatte vergessen, den zweiten zu stornieren. Ich jedenfalls war dankbar dafür. Wir hatten traumhaft viel Platz für die lange Fahrt.
Tatjana saß ebenfalls mit ihrem Walkman auf einem Doppelsitz vor mir und schrieb einen Brief an Martin. Sie vermisste ihn schon jetzt – wenige Minuten nach der Trennung.
Da es ein strenges Verbot gab, dass sich Mädchen und Jungs ein Zelt teilten, verbrachten sämtliche Pärchen wenigstens die Busfahrt zusammen. Nicht zuletzt deshalb waren beide Klassen gut gemischt auf beide Busse verteilt. Leif saß, obwohl er in der Parallelklasse war, im selben Bus wie ich. Er hatte mit ein paar Kumpels die hinteren Sitzreihen eingenommen. Sie pokerten und tranken zwischendurch unerlaubterweise Bier. Obwohl es ein paar Sitzengebliebene gab, die älter waren, und ein Großteil der Schüler achtzehn war oder kurz vor dem achtzehnten Geburtstag stand, war von Anfang an Alkohol verboten worden. Wir hatten die Erlaubnis, in Spanien in Maßen Bier zu trinken. Nicht täglich und nicht ausschweifend, aber da die Lehrer das im Zweifel sowieso nicht kontrollieren konnten, hatten sie zumindest dieses Schlupfloch erlaubt. Während der Fahrt war sämtlicher Alkohol verboten, unter anderem, weil man verhindern wollte, dass einige Schüler ständig die Toilette blockierten.
Ich verstand nicht, warum Leif so aus der Reihe tanzte, andererseits kannte ich ihn ja nicht anders. Aber wirklich – musste das denn sogar auf der Klassenfahrt sein? Immerhin war sein Vater einer der Lehrer, die uns begleiteten, und trotzdem trank er.
Wir fuhren die ganze Nacht. Natürlich machten wir Pausen und die eine oder andere nutzte ich, um meine Beine zu vertreten, aber ich fand diese schier endlose Reise schrecklich! An Schlaf war nicht zu denken, allenfalls nickte ich kurz ein. Das kleinste Geräusch – ein leises Lachen oder Poltern – weckte mich. Verärgert merkte ich, es war noch immer dunkel und ich befand mich noch immer im Bus. Aus rein praktischen Gründen machte ich folglich einen Großteil der Nacht mit anderen Schülern durch, die genauso wenig schlafen konnten wie ich. Wir spielten Uno oder Schwimmen und unterhielten uns leise. Als sie anfingen zu pokern und ich die Regeln nicht verstand, zog ich mich zu einem weiteren Schlafversuch zurück. Wieder dauerte er nicht länger als zehn Minuten und es war noch immer dunkel, als ich wach wurde.
Als ich schon glaubte, es würde nie wieder hell, wurde ich Zeugin eines wunderschönen Sonnenaufgangs irgendwo in Südfrankreich. Absolut überwältigend! Er hob meine Stimmung und wirkte auf mich wie ein gutes Omen. Trotzdem währte die Begeisterung nur kurz, denn unser Ziel hatten wir noch lange nicht erreicht. Ich nahm mir vor, nie wieder so eine lange Busreise zu machen!
Erst im Laufe des Vormittages, wir rollten schon über spanischen Boden, überfiel mich Müdigkeit und schenkte mir zwei Stunden Schlaf am Stück.
Um vier Uhr nachmittags hielten unsere Busse auf dem Parkplatz unseres Campingplatzes an der Costa Brava. Wir waren übermüdet, schlecht gelaunt, wir wollten nie wieder Bus fahren! Der Campingplatz entschädigte uns sofort. Er war hochmodern, lag direkt am Meer und bot trotzdem noch einen Swimmingpool. Traumhaft! Die Sanitäranlagen waren nicht nur sauber, sie waren ganz neu gestaltet worden. Ich hatte schon andere gesehen, bei denen man sich das Pinkeln lieber verkniff oder sich hinter ein Gebüsch hockte. Doch der ganze Campingplatz war einfach klasse. Es gab ein Restaurant und einen Supermarkt, in dem wir zu akzeptablen Preisen einkaufen konnten. Das passte hervorragend, denn wir planten, zumindest teilweise selbst zu kochen. In der Küche des Bungalows, in dem die Lehrer übernachteten. Ursprünglich sollten wir alle in Bungalows wohnen, aber wir Schüler hatten mit überwiegender Mehrheit das Zelten durchgesetzt. Ich teilte mein Zelt mit Tati.
Nach erster Erkundung des Platzes und der näheren Umgebung machten wir uns daran, die Zelte aufzubauen. Als wir fertig waren, hatte das erste eingeteilte Küchenteam Spaghetti mit Tomatensoße gekocht und wir durften uns über das Abendessen hermachen. Ich fragte mich, wie man ein Fertigessen, das man im Grunde nur in den Topf werfen und erwärmen musste, so dermaßen verderben konnte, aber mein Bärenhunger trieb es rein. Nach dem Essen gingen wir zum
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