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Leif - Hungrig nach Leben: Ein jugendlicher Liebesroman

Leif - Hungrig nach Leben: Ein jugendlicher Liebesroman

Titel: Leif - Hungrig nach Leben: Ein jugendlicher Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Heichel
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blickte starr geradeaus. Es war ein ereignisreicher Nachmittag gewesen und ich hatte ihn noch nicht verarbeitet.
    „Was hast du? Wieso bist du so still?“
    Ich stöhnte, fuhr mir mit einer Hand durchs Haar. „Ich hab’ mit Leif geschlafen.“
    „Was?“
    „Oh ja, ich weiß. Aber es ist einfach passiert. Ich hab’ das nicht gewollt.“
    „Du hast nichts anderes gewollt!“
    „Okay, ja, aber … was mach ich denn jetzt?“
    „Wegen Niklas?“
    „Ich hätte mich nie auf etwas einlassen sollen. Es ist nicht halb so ernst, wie ich es mir wünsche. Ich hab’ seit Tagen nicht an ihn gedacht, ich habe ihn nur einmal angerufen, nach unserer Ankunft … und jetzt, nachdem ich mit Leif geschlafen habe, erinnere ich mich an ihn und fühle mich Scheiße, weil ich ihn hintergangen habe.“
    „Etwas zu spät, hm? Ein paar Stunden eher wäre besser gewesen.“
    „Immerhin ist mir klar geworden, dass es mit uns nichts Dauerhaftes wird.“
    „Dann solltest du es ihm sagen.“
    „Ist schon klar. Ich weiß nur nicht wie. Das hat er nicht verdient.“
    „Dass du ihn hintergehst auch nicht.“
    Jemand trommelte unsere Gruppe zum Essen zusammen. Ich erhob mich mühsam und humpelte neben Tatjana zurück zum Campingplatz. Auf halber Strecke kam mir Leif, ebenfalls humpelnd, entgegen. Er grinste breit. „Na, du Invalide.“
    „Selber Invalide.“
    Wir blieben voreinander stehen. Tatjana fühlte sich schnell überflüssig und setzte ihren Weg fort. Mein Herz raste wie bekloppt. Ich sah ihn an und wurde sofort wieder weich. Ich dachte an den Nachmittag und hätte am liebsten dort weitergemacht, wo wir aufgehört hatten. Es war mir ein Rätsel, wie wir zwei das hingekriegt hatten. Entweder war sein Knie im Weg oder mein Fuß, aber irgendwie hatten wir’s gelöst und es war so schön gewesen wie immer.
    „Ich muss mit dir reden“, sagte er ernst in meine Gedanken hinein.
    Ich ahnte Schlimmes und wollte ihm unbedingt zuvorkommen. „Ich auch mit dir. Das war ein Fehler und es darf nie wieder vorkommen!“
    Ich wollte es vor ihm aussprechen, weil ich mir einbildete, es täte weniger weh. Ein Trugschluss.
    „Ja, genau, das wollte ich auch sagen“, stimmte er zu.
    Mein Herz sank und fühlte sich an, als wollte es in Millionen Teile zerspringen.
    Er wich meinem Blick aus, dann seufzte er, schüttelte den Kopf. „Ach, Quatsch, das wollte ich nicht, weil ich es schön fand. Ich wollte dich fragen, ob wir es nicht noch einmal versuchen sollen.“
    Ich war sprachlos. Das kam nicht oft vor, aber ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte.
    „Was ist? Was sagst du dazu? Ich verspreche dir auch, mehr Zeit für dich zu haben.“
    „Das kommt so überraschend“, war das Einzige, das mir einfiel.
    „Ja, ich weiß. Mich überrascht es auch, was aber nicht heißt, dass ich es nicht ernst meine.“
    „Leif, ich … glaube dir, dass du es ernst meinst. Das Problem ist nur, ich weiß nicht, ob ich dir vertrauen kann.“
    „Und wenn ich dir verspreche, dass du es kannst?“
    „Was willst du tun, wenn du es brichst?“
    Er zuckte mit den Schultern.
    Eine Weile sahen wir einander schweigend an.
    „Also, war das jetzt ein endgültiges Nein?“ Er musterte mich eindringlich, aber ich konnte ihm keine Antwort geben. Es war das, was ich wollte, aber ich schaffte es nicht, mich zu einer Entscheidung durchzuringen. Vielleicht ahnte ich, dass es ein Riesenfehler würde.
    „Ich weiß nicht.“
    „Wegen Niklas?“
    Ich nickte. „Ja, genau.“ Ich war froh, ihn vorschieben zu können.
    „Na ja, wir müssen ja nichts überstürzen. Lass dir Zeit.“
     
    ***
     
    Den krönenden Abschluss der Klassenfahrt feierten wir am Sonntagabend mit einem Lagerfeuer am Strand. Es gab Würstchen, Kartoffeln, Marshmallows und Stockbrot. Ich hielt meine Kartoffel über das Feuer und hing meinen Gedanken nach. Zwischendurch begegnete ich Leifs Blicken.
    Was sollte ich tun? Das, was ich mir am meisten gewünscht hatte, was mir wichtiger schien als alles andere, war passiert: Leif hatte seine Fehler eingesehen. Er hatte mich um Verzeihung gebeten und versprochen, sich zu ändern und ich glaubte ihm, dass er es ehrlich meinte. Einsicht und Versprechen, sich zu bessern, waren eine völlig neue Seite an ihm. Aber was, wenn ich mich in Leif täuschte, wenn er sein Versprechen nicht hielt, wenn er mich wieder verletzte? Leif lebte seine Launen aus, er tat immer das, wozu er gerade Lust hatte, ohne Rücksicht auf andere zu nehmen. Was, wenn er es wieder täte?

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