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Leif - Hungrig nach Leben: Ein jugendlicher Liebesroman

Leif - Hungrig nach Leben: Ein jugendlicher Liebesroman

Titel: Leif - Hungrig nach Leben: Ein jugendlicher Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Heichel
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mir.“
    Ich seufzte. „Du schaffst es nicht einmal jetzt, aufzuhören, an Sex zu denken.“
    Er schüttelte den Kopf. „Das hat nichts mit Sex zu tun. Ich will dir nahe sein. Ich will dich spüren. Es gibt keine andere Möglichkeit, dir näher zu sein. Bitte!“
    Ich hatte ihn noch nie so verzweifelt gesehen!
    „Bitte! Nur noch dieses eine Mal. Ein letztes Mal …“
    Ich spürte Tränen in mir aufsteigen, über meine Wangen laufen. Ich spürte, wie ich den Widerstand aufgab, wie er mich küsste, mich ins Haus schob. Ich war wie betrunken, nicht mehr ich selbst. Ich ließ es zu, dass er mich auf seine Arme hob und in mein Zimmer trug. Ich ließ es zu, dass wir uns liebten. Als gäbe es kein Morgen. Als wäre es das letzte Mal. Ich weinte, er weinte. Wir wollten uns ineinander verkriechen. Ich wollte ihn nie wieder loslassen. Ich wollte ihn für immer bei mir behalten, in meinem Bett. In der Festung, in seiner Zuflucht. Ich wünschte, wir wären die zwei einzigen Menschen auf der ganzen Welt. Dann hätten wir noch eine Chance gehabt.
    Später lagen wir schweigend in meinem Bett. Er auf dem Rücken, ich halb auf, halb neben ihm. Ich wusste, ich würde daran kaputtgehen, wenn ich alles so weiterlaufen ließ wie bisher, aber ich genoss es auch, so dicht bei ihm zu sein.
    Plötzlich hob er die Arme und fummelte an seinem Hals. Ich erkannte es nicht auf den ersten Blick. „Ich möchte dir etwas geben.“ Er nahm meine Hand und legte seine Kette hinein.
    Ich schüttelte den Kopf. „Das geht nicht! Es ist dein Glücksbringer. Dein Schutzengel! Du darfst ihn nicht ablegen und schon gar nicht mir schenken!“
    „Ich möchte, dass er auf dich aufpasst. Ich könnte es nicht ertragen, wenn dir etwas passiert.“
    „Denkst du, mir ginge es anders?“ Ich legte ihm die Kette wieder um. „Komm nie wieder auf so eine dumme Idee!“
    Irgendwann schlief ich ein. Als ich wach wurde, war ich allein. Der Platz neben mir war leer, nur in meiner Erinnerung lag Leif noch dort, aber tatsächlich war er fort.
    Er war gegangen, während ich schlief.
    Ich fühlte mich hundeelend und schrecklich leer. Alles in mir und an mir schmerzte vor Sehnsucht nach ihm. Ich bereute meine Entscheidung zutiefst. Ich wollte ihn zurück. Ich fragte mich immer wieder, ob ich es nicht vielleicht doch schaffen könnte. Eine Sirene unterbrach kurz meine Gedanken. Als das dritte Mal ihr durchdringender Ton erklang, kam ich zu dem Schluss, dass ich härter werden müsste. Es von mir abprallen lassen. Solange er immer wieder zu mir zurückkehrte und ich wusste, im Grunde seines Herzens gab es nur eine einzige Frau: mich. Es hatte schließlich nichts zu bedeuten, das beteuerte er immer wieder. Also, warum bedeutete es mir so viel? Ja, warum? Weil es mich unendlich verletzte, egal, wie sehr ich dagegen ankämpfte. Weil jeder Fehltritt im vollen Bewusstsein geschehen war, weil er wusste, was er damit in mir anrichtete.
    Ich war vielleicht die Einzige, die er liebte, aber nicht die Einzige, mit der er schlief. Ich konnte mich mit dem Gedanken nicht anfreunden. Ich war monogam. Ich wollte Leif mit niemandem teilen, auch nicht für wenige Stunden. War das so falsch?
    Ich konnte das Risiko nicht mehr eingehen. Dass er es noch einmal tat. Das erste Mal hatte schon wehgetan. Das zweite Mal noch mehr. Es wurde nicht besser. Es wurde schlimmer mit jedem weiteren Mal. Ich würde mich nie daran gewöhnen. Ich würde daran kaputtgehen. Und er auch, weil er einerseits wusste, wie sehr er mich verletzte und andererseits nicht aus seiner Haut konnte. Jemanden, der sich nach Freiheit sehnt, kann man nicht festhalten. Entweder er kämpft umso mehr dafür oder er verkümmert.
    Vielleicht, in ein paar Jahren … vielleicht, wenn er ruhiger geworden ist … kann ich darauf hoffen?
    Ich seufzte, drehte mich auf die Seite, um auf meinen Radiowecker zu blicken. Ich las die Uhrzeit, aber ich nahm sie nicht wahr, denn etwas, das davor lag, zog meine ganze Aufmerksamkeit auf sich.
    In Panik setzte ich mich auf, griff nach Leifs Kette und fluchte. Er hatte sie hier gelassen. Nicht vergessen. Nicht aus Versehen liegen gelassen. Er hatte sie mit Absicht zurückgelassen. Ich hatte sie ihm vorhin wieder um den Hals gelegt und fest gemacht! Er hatte sie mit purer Absicht wieder abgenommen!
    Ich sprang aus dem Bett, griff nach meinen Sachen, die verstreut auf dem Boden lagen, und zog mich in Windeseile an. Leifs Kette schob ich in meine Hosentasche. Ich stürzte aus meinem Zimmer, die Treppe

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