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Leise Kommt Der Tod

Titel: Leise Kommt Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stewart Taylor
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arbeiten. Als die Umstrukturierungsphase beendet war, hatte Havrilek ihm mitgeteilt, dass Ellie seine neue Partnerin werden würde. Quinn musste sich daraufhin zwingen, nicht lauthals zu protestieren. In Gottes Namen, sie war ungefähr zwölf, zumindest sah sie so aus; außerdem war sie erst vor ein paar Monaten zum Detective befördert worden und irgendwo aus der Provinz von Ohio nach Boston gekommen. Auch ihr näselnder Akzent mit den gedehnten Vokalen verwirrte ihn. Sie würde ihn noch in den Wahnsinn treiben.

    »Genau das ist der Punkt«, hatte Havrilek auf seinen höflichen Einwand, dass die Kollegin noch sehr jung sei, erwidert. »Du bist ein Detective mit Erfahrung, sie ist einer ohne. Aber sie ist verdammt clever, und ich möchte, dass du aus ihr eine gute Polizistin machst.«
    Quinn fuhr aus der Parklücke und wollte sich gerade auf den Weg in Richtung Hauptquartier machen, als sich der Polizeifunk einschaltete und die Stimme aus der Einsatzzentrale ertönte. »Wir haben einen Mord. Eine junge Frau.« Die Stimme nannte eine Adresse in East Cambridge. »Quinn und Lindquist? Hört ihr mich?« Quinn sah zu Ellie hinüber, die mit einem Mal verängstigt wirkte. Sie war noch nie am Schauplatz eines Mordes gewesen. In der kurzen Zeit ihrer Zusammenarbeit hatten die beiden ausschließlich ungelöste Fälle im Hauptquartier bearbeitet: am Telefon, am Computer und in Form von persönlichen Befragungen. Das hier war die Realität, und er machte sich Sorgen, ob sie damit umgehen konnte.
    »Ja, Sylvia, wir hören dich.« Ellie gab ihre Position durch. »Wir machen uns auf den Weg.«
    Quinn kannte sich in diesem Teil von East Cambridge gut aus. Es war jener Teil der Stadt, der nicht in den Touristenführern oder auf den Postkarten auftauchte; eine Gegend, in der viele Einwohner Cambridges noch nie gewesen waren und von der sie vermutlich nicht einmal wussten, dass sie existierte, obgleich auch dieser Teil der Stadt bereits für eine Luxussanierung vorgesehen war. Als er noch Streife gefahren war, musste er oft bei Fällen von häuslicher Gewalt und Schlägereien in dieser Gegend einschreiten, außerdem formierten sich zunehmend Gangs in dem Viertel. Andererseits zogen aber auch immer mehr junge Paare hierher in ihre frisch erworbenen Häuser und parkten stolz ihren Saab auf der Straße.
    Da sie nicht viele Informationen aus der Einsatzzentrale bekommen hatten, würden sie alles Weitere vermutlich vor Ort erfahren. Er parkte vor einem Schnapsladen und folgte den
uniformierten Beamten zu einer engen Gasse zwischen einem leerstehenden Laden und einem 24-Stunden-Supermarkt. »Dort hinten liegt sie«, sagte einer der Uniformierten und deutete in Richtung Dunkelheit.
    »Was soll ich machen?«, raunte ihm Ellie auf eine Art zu, die ihn nervte.
    »Mach einfach gar nichts«, fuhr er sie an, ehe er seine Bemerkung mit den Worten »warte, bis ich zu dir komme« abmilderte.
    Bei der Toten schien es sich auf den ersten Blick um ein sehr junges Mädchen zu handeln, aber bei genauerer Betrachtung fielen ihm ihre geschwungenen Hüften und ihr runder Hintern auf. Offenbar handelte es sich eher um eine junge Frau. Ihre Leiche war in der düsteren Gasse abgelegt worden - Quinn erkannte es sofort an der Art, wie sie platziert worden war, und an dem blauen Plastiksack unter ihrem Körper -, und zwar ganz hinten zwischen überquellenden Abfalltonnen und Müllsäcken. Ihr Gesicht war dem Boden zugewandt, die schwarze Hose hatte man ihr bis zu den Oberschenkeln heruntergezogen, die mit rosafarbenen Blumen bedruckte Bluse bis unter die Achseln hochgeschoben. Die gebräunte Haut ihres Rückens wirkte weich, genau zwischen ihren Schultern befand sich eine perfekt geformte Kuhle. Ihre Kleidung irritierte ihn. So etwas trug man eher zu einem Vorstellungsgespräch als zu … zu was eigentlich? Gib’s zu, sagte Quinn zu sich selbst, du hast erwartet, dass die Tote eine Nutte ist. Oder etwa nicht? Der Gegend wegen. Er hasste es, über seine eigenen Vorurteile zu stolpern.
    Ellie und er meldeten sich bei dem jungen Sergeant, der den Tatort bewachte, und machten sich an die Arbeit. Sobald die Kriminaltechnik eintraf, würden sie den Anwesenden einen Besuch abstatten. Die Leiche war von einem Obdachlosen entdeckt worden, der an der Gasse vorbeigekommen war und einen Blick hineingeworfen hatte. Er trug eine braune Papiertüte
in der Hand, die offensichtlich eine Flasche enthielt. Quinn vermutete, dass er sich den ersten Drink des Tages genehmigen wollte.

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